Nicht nur nett – das Internet…
von Frank Meyer
Man stelle sich vor, es gäbe kein Internet wie vor zwanzig Jahren. Jeder würde wohl davon ausgehen, dass die Welt völlig in Ordnung wäre, der Dollar stark und die Banken kerngesund. Jeder würde sich vor der Klimakatastrophe glauben. Politisch korrekt hieße die Schweinegrippe „Neue Grippe“ Heute aber steht die Welt auf dem Kopf…
Mich erinnert die ganze Angelegenheit an das Mittelalter. Nachdem Texte über Bücher verbreitet wurden, geriet die Welt aus den Fugen und ordnete sich neu. Eine ähnliche Situation scheint sich auch heute abzuzeichnen. Eine nicht zu verleugnende Verdrossenheit gegenüber den Eliten wäre kaum aufgekommen, wenn Worte, Taten und Hintergründe nicht dokumentiert wären. Das Internet hat inzwischen manchem einst mächtigen Konzernboss seinen Nimbus genommen und Dinge aufgedeckt, die später in den Zeitungen standen. Eine Entzauberung durchzieht auch die Reihen der Politik. Das weltweite Netz ist inzwischen auch der moderne Pranger des 21. Jahrhunderts, eine Bibliothek mit zahllosen Buchstaben, hellen und dunklen Flecken. Kaum jemand zweifelte früher an Texten in Zeitungen. Heute kann sie Otto Normalverbraucher sogar bewerten und kommentieren. Macht es die Welt besser? Vielleicht, zumindest aber transparenter.
Viele Sachverhalte entpuppen sich jetzt als Nebelkerze, Fälschung, Manipulation, Konzentration bestimmter Machtinteressen oder einer Mischung aus allem. Ross und Reiter sind heute schneller ermittelbar. Wer sucht, findet. Und es kostet kaum etwas - außer Zeit.
On Air
Blogger haben inzwischen ihre eigene Frequenz zum weltweiten Senden bekommen, ohne bei einer Landesmedienanstalt um eine teure Lizenz bitten zu müssen. Wer als gut empfunden wird, bekommt Gehör, wer nicht, verschwindet wieder. Foren und Chats ergänzen den Austausch von Informationen. Die einen nennen es technische Revolution, Demokratie und Transparenz, andere ein weiteres Ventil von Meinungsfreiheit. Dass Politik heute an den Menschen vorbei regiert, ist mein persönlicher Eindruck.
Schlagzeilen sind schneller geworden, Hintergründe transparenter. Gerüchte lassen sich live verfolgen, wie im Moment das Auftauchen von gefälschten Goldbarren, gefälschten Klimaberichten oder gefälschten Statistiken. Aus „global warming“ entwickelt sich gerade ein „Climate Gate“ und die so gefährlichen Schweinegrippe entpuppt sich als Konjunkturprogramm für die Pharmaindustrie. Das Internet ist ein Schlag gegen das politisch Korrekte geworden. Kein Wunder, dass man nach STOPP-Schildern ruft.
Blähungen und Gärvorgänge
Niemand wäre bis vor wenigen Jahren auf die Idee gekommen, dass viele Sachen zwielichtig geworden sind. Nein, davon muss nichts in den Nachrichten auftauchen. Dennoch sind sie Alltag.
Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,
Verpestet alles schon Errungene;
Den faulen Pfuhl auch abzuziehn,
Das letzte war das Höchsterrungene.
Eröffn' ich Räume viele Millionen,
Nicht sicher zwar, doch tätig - frei zu wohnen
Die aus dem „Faust“ von Goethe stammenden Zeilen kann jeder auf Aktualität prüfen, wenn er denn möchte. Jeder hat die Freiheit, seine Sinne schärfen, sich zu spezialisieren, dazu zu lernen und sich nach der Beantwortung seiner Fragen auf den Weg machen. Doch wer will das schon? Selbstverantwortung erfährt mit dem Internet eine neue Bedeutung und „Das habe ich nicht gewusst“ wird zur Verlegenheitsausrede.
Sind wir wirklich schlauer geworden? Ich weiß nicht, nur die nutzbaren Seiten einer Bibliothek sind angewachsen. Cui Bono? Wem nutzt es? Na denken Sie mal nach! Mit dem Siegeszug des Internets wuchs aber auch seine Unübersichtlichkeit. Ein Freund sagte neulich, dass die Menschheit vermutlich nicht sehr viel in den letzten hundert Jahren gelernt hat. Eigentlich ist alles schon aufgeschrieben. Es reiche aus, auf der Suche nach den wichtigen Dingen im Leben sich an die Klassiker zu halten. Das hat auch Charme. Oder?
Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Frank-Meyer.eu