USA - United States of Arbeitslosigkeit
von Frank Meyer
Der gestrige Jobgipfel im Amt des US-Präsidenten hatte offenbar schneller gewirkt als gedacht. Einen Tag später fällt die offizielle US-Arbeitslosenquote von 10,2 Prozent auf 10,0 Prozent, obwohl weitere 11.000 Stellen abgebaut worden sind. Ist es die Trerndwende? Und bis wohin reicht sie? Mehr Fragen als Antworten ergibt ein Blick in den Dienstleistungssektor. Da scheint etwas nicht zu stimmen…
Wer keine Arbeit hat, muss nicht zwangsläufig auch arbeitslos sein. Wozu gibt es statistischer Stellschrauben? In den USA gibt es sechs verschiedene Arbeitslosenquoten (U1 bis U6) wobei die U3 -Zahl als maßgebliche angesehen wird. Im November wurden 11.000 Stellen gestrichen, statt der befürchteten 125.000 Arbeitsplätze - der beste Wert seit Dezember 2007. Der Oktober wurde nach oben revidiert. Ho! Ho! Ho!
Doch was ist das? Wenn die Arbeitslosenquote von 10,2 auf 10,0 Prozent sinkt, aber 11.000 Stellen weggefallen sind, sind vielleicht hunderttausend Leute plötzlich verstorben, weggezogen oder wurden anderweitig "verschoben". Und jetzt wird ein Schuh draus, sagt der Sachse... Sie stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, gärtnern vielleicht gerade oder räumen den Keller auf...
(» Quelle: Mike Shedlock)
Jeder zehnte Amerikaner ist offiziell arbeitslos. Inoffiziell ist es ein Desaster. Woher der Aufschwung kommen soll, bleibt ein Rätsel, in einem Land das zu 72 Prozent auf die Ausgabenwut seiner Konsumenten angewiesen ist. Diese sparen aber lieber oder stürzen sich auf Schund und Schnäppchen. Die U3-Quote ist die freundlichere Zahl aus der Datenreihe des Bureau of Labour Statistics (Quelle). Auf dem interessanteren U6 – Bogen (Quelle) stehen auch alle anderen Personen, die in U3 ausblendet werden. Das verleiht dem Arbeitsmarkt ein etwas realistischeres Bild.
Total unemployed, plus all marginally attached workers, plus total employed part time for economic reasons, as a percent of the civilian labor force plus all marginally attached workers.
Das BLS meldet in U6 für November eine Quote von 17,2 Prozent nach 17,5 Prozent im Oktober. Interessant auch die Datenreihe der Leute, die länger als 15 Wochen ohne Beschäftigung sind (U1). Da sprang die Rate von 5,7 auf 5,9 Prozent.
Ungereimtheiten
Im Dienstleistungssektor wurden im November 58.000 Stellen geschaffen – und das ausgerechnet in dem Monat, aus dem tags zuvor noch von einer Heimsuchung der Kontraktion berichtet worden war. Der viel beachtete ISM-Index (Dienstleistung) rutschte von 50,6 auf 48,7 Punkte ab, der größte Einbruch seit 12 Monaten. (» Quelle) Noch interessanter dabei ist der Blick auf die ISM-Arbeitsmarktkomponente, die sich von sehr mageren 41,1 Punkten auf magere 41,6 verbesserte. Höhere Auftragseingänge, abzuarbeiten von weniger Beschäftigten? Das hieße, die, die Arbeit haben, drehen jetzt schneller im Hamsterrad und automatisch steigt die Produktivität...
(Quelle)
Was ist Statistik wert? Ich viel, vermute ich. Nach der „uralten“ Methode aus dem Jahr 1980, damals noch unter Reagan, sehen die Kurven noch etwas anders aus. Auf der viel beachteten Internetseite Shadow Stats (Quelle), die nach diesen Maßstäben die Zahlen misst, liegt momentane Arbeitslosenquote bei knapp 22 Prozent. (» Quelle)
Armut gehört in den USA inzwischen zur Normalität. Trotz einer staatlichen Verschuldung von derzeit 12,1 Billionen USD, gab es noch nie so viele „Snappys“ wie im August 2009. (SNAP = Supplemental Nutrition Assistance Program) Snappys sind diejenigen, denen monatlich eine Beihilfe zum Kauf von Lebensmitteln in Höhe von 132,99 USD gezahlt wird. Im August 2009 haben 36,5 Millionen US-Bürger bzw. 13,9 Millionen Haushalte Bezugsscheine erhalten, 5 Millionen Haushalte mehr als 2006. Kostenpunkt: 4,9 Milliarden USD pro Monat. (» Quelle)
Graphik-Quelle: WirtschaftsQuerschuss
Bezugsberechtigt sind diejenigen, die zwischen 16 und 60 Jahre alt sind und nachweisen können, dass sie auf Arbeitssuche sind bzw. bereit sind, an Beschäftigungs- und Ausbildungsprogrammen teilzunehmen – also doch nicht alle.
Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, eine Schneeflocke keinen Winter und eine Fata Morgana keinen Aufschwung, schon gar keinen echten. Händler ätzten in Frankfurt hinter vorgehaltener Hand, dass die Zahlen vielleicht gar nicht aus dem Arbeitsministerium stammen sondern eher aus dem Amt für Zauberei. Hauptsache es hilft – zumindest den Märkten und im heutigen Fall speziell dem USD...
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Quelle: » Frank-Meyer.eu