Eine neue Weltordnung entsteht
von Sir William Rees-Mogg
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es weit verbreitete Bedenken in Europa über den Untergang des Westens. Viele Beobachter dachten, dass die europäische Vormachtstellung im Bereich der Produktion nur ein temporärer Vorteil sein würde, dass Europa unter einer langfristigen sozialen Dekadenz leiden würde und dass Asien alleine schon wegen der Zahl der Bewohner zum dominierenden Kontinent werden würde.
Diese Ansicht war besonders in Deutschland weit verbreitet, wo sie sich nicht nur auf die massive Bevölkerung von Indien und China bezog, sondern auch auf Russland - das asiatische Land, das eine europäische Präsenz hatte. Zumindest einige der kaiserlichen Berater dachen zu Beginn des Ersten Weltkriegs, dass sie einen Präventivkrieg gegen Russland führen müssten. Ihre Denkweise: Wenn sie Russland nicht zerstören würden, so lange sie es noch könnten, dann würde Russland für sie einfach zu stark werden.
Die meisten Europäer hatten gegenüber den Asiaten auch rassistische Ansichten, und - wie immer beim Rassismus - wurde Furcht vermixt mit dem Gefühl der rassischen Überlegenheit. 1914 fürchtete jeder diejenigen, die östlich von ihm lebten. Die Russen fürchteten die „mongolischen Horden" und die Japaner, die Russland im Jahr 1905 schon einmal besiegt hatten. Das war übrigens das erste Mal, dass eine asiatische Macht zeigte, dass sie einer europäischen Macht technologisch überlegen war. Man muss zugeben, dass die russische Marine 1905 überraschend inkompetent war. Auf dem Weg nach Japan beschoss sie auf der Dogger Bank ein paar britische Fischtrawler (in der Annahme, es seien japanische Kanonenboote), bevor sie dann von den Japanern bei Port Arthur in China versenkt wurde.
Die Deutschen und die Bewohner von Österreich-Ungarn fürchteten die slawischen Bevölkerungen Russlands und des Balkans. Diese Furcht führte dazu, dass die Österreich-Ungarn 1914 Serbien zerquetschen wollten. Die Franzosen und Briten wiederum fürchteten die Deutschen. Nur die Amerikaner waren jenseits des Atlantiks zu weit entfernt, um irgendjemand besonders zu fürchten.
Wir wissen alle, dass Asien im 20. Jahrhundert nicht die Welt dominiert hat. Es gab einen Rückgang im Westen, weil in Europa zwei Weltkriege begannen und Europa insgesamt beide Male ein Opfer dieser Kriege wurde.
Aber die aufstrebende Macht wurde nicht Asien, sondern die USA, die nach dem zweiten Weltkrieg die führende Weltmacht wurden. Sie ersetzten das britische Imperium, und sie waren bereits früher die führende technologische Macht geworden. Von den Hochhäusern über die Elektrizität bis hin zum Automobil.
Und nun werden wir Zeugen eines erneuten Wandels. Ich möchte diesen Gedanken morgen weiter ausführen.
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