Gerade jetzt auf reale Werte setzen
Bevor ich mich heute zu den am Freitagabend unserer Zeit kräftig erholten Edelmetallpreisen und -aktien äußere, möchte ich einige Gedanken zum Steuersünder-CD-Skandal loswerden. Die Möglichkeiten deutscher Rechtsanwälte und Steuerberater, für sich zu werben, sind begrenzt. Deshalb ist die CD mit diskreten Schweizer Schwarzgelddaten, die von der Bundesregierung verdächtig öffentlichkeitswirksam diskutiert wurde, zunächst ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für die beiden Berufsgruppen und natürlich für viele Finanzbeamte. Aber nicht nur das, sie ist auch ein Geldbeschaffungsprogramm erster Güte für den Staat, effektiv und wegweisend. Letzteres, weil der Staat sich in Zukunft immer mehr Geld auf Umwegen besorgen wird. So, wie er das seinerzeit schon mit dem Soli getan hatte, von dem er demnächst möglicherweise einen Teil wieder zurückzahlen muss.
Der Phantasie in Sachen Geldbeschaffung sind zukünftig wahrlich keine Grenzen gesetzt: das Auftauchen und daraufhin das mediale Breittreten weiterer CDs, nochmaliges Lancieren der Gerechtigkeitsdebatte (wozu sich Fernseh-Quatschrunden mit linken Politiker besonders gut eignen), Erhebung der Umsatzsteuer auf bisher davon befreite Leistungen, Einführung der Vermögensteuer auf alles außer Staatsanleihen usw. - nicht zu vergessen den perfiden Trick, den viele Staaten schon seit Jahrhunderten angewandt haben, die Rückzahlung der Schulden mit entwertetem Geld, sprich Inflation.
In meiner letzten Kolumne bei www.wiwo.de habe ich noch zusätzliche Aspekte genannt; lesen Sie am besten dort nach, wie wundersam sich eines zum anderen fügt. Darin habe ich auch die Steuerfreiheit von Gewinnen aus vermieteten Häusern und Eigentumswohnungen nach zehn Jahren und von Gewinnen aus der Anlage in physischem Gold (Barren und Münzen) nach einem Jahr erwähnt. Das sollten Sie sich immer wieder klar machen, wenn Sie entweder mit einem Mietshaus oder mit Edelmetallen (auch mit Silber, Platin und Palladium) liebäugeln.
Was vermietete Häuser betrifft, denken Sie bitte daran, dass es während der Zeit der schwarz-roten Bundesregierung schon einmal den – damals an der mangelnden praktischen Umsetzbarkeit gescheiterten - Plan gab, ihre Wertsteigerungen der Abgeltungsteuer zu unterwerfen. Doch was nicht ist, das kann noch werden, unabhängig davon, wie der Steuerhebel dann anzusetzen ist. Man wird sich dafür eine Zeit aussuchen, in der die Mieten und die Häuserpreise steigen oder schon gestiegen sein werden, voraussichtlich in der nächsten Legislaturperiode. Ansätze zum Preisanstieg gibt es ja schon, denn nach 2006/07 rollt allmählich eine neue Wohnimmobilien-Kaufwelle durch die Republik, dieses Mal nicht ausgelöst durch so genannte Heuschrecken, sondern durch Fonds, Versicherer, Pensionskassen und Family Offices (reiche Privatanleger).
Auch physisches Gold ist vor der Besteuerung nicht mehr sicher, geht aber im Gegensatz zu Immobiliendokumenten weder über den Tisch eines Notars noch mehrfach durch die Rechner des Finanzamts. Es bleibt anonym, sofern seine Besitzer es so haben wollen. Das ist – neben der Tatsache, dass das Edelmetall auf kleinstem Raum einen sehr hohen Wert verkörpert - bekanntlich ein Grund, warum Politiker Gold hassen. Doch anders als Immobilien, deren Marktwert jeweils nur aus Anlass von Transaktionen feststeht, die im Extremfall mehrere Jahrzehnte auseinander liegen können, hat Gold täglich, ja sogar stündlich und minütlich einen anderen Preis. Das kann furchtbar auf die Nerven gehen: Für diejenigen, die es schon besitzen, wenn der Preis wie in der abgelaufenen Woche auf einmal blitzartig fällt. Und für diejenigen, die es noch nicht besitzen, wenn er wie im vergangenen November ebenso hurtig steigt. Solche Preisausschläge ändern jedoch nichts an der immer plausibler werdenden Prognose, dass der Goldpreis seinen langjährigen Aufwärtstrend fortsetzen wird, allein schon weil die internationalen Schuldenberge nie und nimmer abgetragen werden können, sodass clevere Anleger weiter Zuflucht in realen Werten suchen und finden werden.
Die zwischenzeitlichen Eskapaden sind beachtlich. Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank gebührt in diesem Zusammenhang ein großes Lob für seinen Beitrag vom 5. Februar hier auf Goldseiten.de (Klartext zu der Budgetdefizitdebatte der Eurozone). Denn er hat darin zahlenmäßig belegt und angemahnt, dass die Verschuldung der USA mit mehr als 300 Millionen Einwohnern viel ernster zu nehmen ist als die Griechenlands mit nur zehn Millionen Einwohnern. Trotzdem haben spekulative Großanleger die Euro-Schwäche ausgereizt, als stürze das kleine Griechenland halb Europa in den Ruin. Doch so ist nun mal die Börse, sie lebt von Übertreibungen nach oben wie nach unten.
Das gilt auch für die Eskapaden des Goldpreises. Wobei man sich wirklich fragen muss, warum ausgerechnet er gerade zuletzt eine Korrektur durchgemacht hat, da doch die sinkenden Werte der Papierwährungen (Dollar wie Euro u.a.) den Anlegern in Anbetracht der internationalen Schuldenorgie besonders deutlich vor Augen geführt werden. Die Antwort wird sein nächster größerer Anstieg geben. Dasselbe gilt für den stärker schwankenden Silberpreis und tendenziell auch für die Preise von Platin und Palladium. Wer beobachtet hat, wie am Freitagabend unserer Zeit die Preise der Edelmetalle und erst recht die Kurse der in den Indizes XAU und HUI enthaltenen Edelmetallaktien plötzlich nach oben geschossen sind, wird meine heutigen Ausführungen besser verstehen.
Manfred Gburek, 5. Februar 2010
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Quelle: » gburek.eu