Wahnsinnige Massen
von Bill Bonner
Das kennen wir alle: In der letzten Phase einer Marktsituation, in der der Bulle mächtig schnaubt, werden die Menschen sehr mutig, ähnlich wie in den Vortagen eines Krieges.
In den letzten Tagen eines verloren geglaubten Krieges, ähnlich wie auf einem vom Bären dominierten Markt, lässt man dagegen alle Hoffnung fahren. Verzweiflung greift um sich und man flieht dorthin, wo man Rettung vermutet. Bei all diesen Vorgängen liegt die Vernunft bewusstlos im Ring.
Professor Joseph Lawrence von der Universität Princeton hat bereits Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ernsthaft verkündet „das übereinstimmende Urteil von Millionen Menschen, die am Aktienmarkt das Preisniveau bestimmen, ist ein eindeutiger Indikator dafür, dass die gehandelten Aktien nicht überteuert sind."
„Wer also sind die Leute", so fragt er im Anschluss, „die eine solch umfassende Weisheit besitzen, dass sie für sich das Recht in Anspruch nehmen, ihr Veto gegen das Urteil dieser intelligenten Vielzahl einlegen zu können?"
Lawrence hatte zwar zum Zeitpunkt seiner Äußerung im Jahre 1929 nicht Unrecht mit seiner Idee von der intelligenten Preisregulierung, doch zeigte sich nur wenige Monate später (am schwarzen Freitag!), dass eben jene Idee am Markt ihren Charme verloren hatte.
Das Problem ist nämlich folgendes: In großen Gruppen werden komplexe, ja sogar elegant zu nennende Ideen zu einem gehaltlosen Most aus Jingles, Slogans und kampagnenhaftem Schwachsinn zusammengestampft.
Von Zeit zu Zeit stürzt sich der durchschnittliche Anleger dieses Ferment wie ein Alkoholiker auf Entzug die Kehle herunter, und berauscht sich an ihm. Es besteht also nur geringer Zweifel daran, was die von Lawrence so beschworene, aber in ihrer Intelligenz getrübte Vielzahl im Jahre 1929 dachte, da sie berauschende Gewinne mit ihren Aktien erzielten: zwanzig, dreißig, gar vierzigfache.
Zweifel an einer Vernunft der Marktteilnehmer im Zusammenhang mit ihrer Einstellung gegenüber der preisgerechten Spekulation waren also sehr wohl angebracht, ja vollkommen berechtigt.
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