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Es geht immer nur ums Vertrauen!

von Miriam Kraus
Die beiden Leser sprechen mit ihren Kommentaren mit Sicherheit vielen EU-Bürgern aus dem Herzen! Herr S. spricht überdies ein ganz besonderes Problem an - ein solches, dass allerdings nicht erst seit Bekanntwerden des wahren Defizit-Ausmaßes Griechenlands besteht: der heterogene Euro-Wirtschaftsraum! Herr S. stellt sich völlig zu Recht die Frage, nach welchem nationalökonomischen Bedürfnis sich die Europäische Zentralbank richten soll. Eine Frage, die sich die EZB ebenfalls nicht zum ersten Mal stellen dürfte. Denn was für den einen Mitgliedsstaat positiv ist, birgt Nachteile für den anderen Mitgliedsstaat. Eine extrem lockere Zinspolitik kann das Wachstum in einigen Staaten unterstützen, birgt aber die Gefahr des wachsenden inflationären Drucks in anderen Staaten. Dies einmal allgemein gesprochen!
Ich freue mich auch über die Zuschrift von Dr.E.P., die sich - obwohl selbst nicht wohnhaft in einem Euro-Mitgliedsstaat - solidarisch mit uns Deutschen und den EU-Bürgern generell zeigt, welche diese Suppe, von desaströser Finanzpolitik eingebrockt, auslöffeln müssen.
Doch, nun gut, wir wollen wieder konkret auf die Griechenland-Situation zu sprechen kommen! Ich kann die Forderung beider Leser nach harten Konsequenzen moralisch durchaus nachvollziehen. Als EU- und Euro-Raum-Bürger kommt man nicht umhin, sich schlichtweg betrogen zu fühlen. Dennoch muss man sich auch und insbesondere die Konsequenzen eines Ausschlusses Griechenlands aus dem Euro vor Augen führen.

Nichts ist wichtiger für den Markt als Vertrauen
Das Problem, mit dem sich Griechenland aktuell konfrontiert sieht, ist weniger das eigentliche Problem, also die horrende Schuldenlage, sondern der absolute Vertrauensverlust. Das aber ist schlecht! Denn unser Finanzsystem ist ein auf Krediten basierendes System. Der Schuldner kann so lange agieren, bis die Gläubiger das Vertrauen in den Schuldner verlieren.
Da Griechenland nun aber einmal ein Euro-Staat ist, überträgt sich der Vertrauensverlust des Marktes auf den gesamten Euro-Raum. Dies ist auch das Problem, mit dem sich die übrigen Euro-Staaten konfrontiert sehen. Es ist somit viel weniger der kontinuierliche Rückgang der EUR/USD-Notierungen, als vielmehr die Geschwindigkeit in welcher der Euro an Wert verliert, welche die Euro-Staaten auf den Plan ruft.
Die Angst besteht darin, dass der Markt grundsätzlich das Vertrauen in die gesamte Euro-Zone verlieren könnte. Am Ende stünde dann der Kollaps der Einheitswährung. Der Markt erwartet also, dass die Euro-Staaten handeln, um diesem Vertrauensverlust vorzubeugen.
Auf der anderen Seite würde eine Entlassung Griechenlands aus der Euro-Zone ebenfalls zum gleichen verheerenden Ergebnis führen: absoluter Vertrauensverlust in die Stabilität der Euro-Zone. Denn, wenn man ein Land zum Gehen zwingt, kann man auch weitere Länder zum Gehen zwingen und - was noch viel verheerender wirkt - man wird nicht verhindern können, dass weitere Länder freiwillig diesem Beispiel folgen. Was stünde in dieser Überlegung am Ende? Ein Euro, den sich Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Luxemburg teilen? Eine Franc-Gulden-Mark? Der Kollaps der bestehenden Einheitswährung!
So stecken die Euro-Staaten in der Zwickmühle! Auf der einen Seite kann und will man nicht einfach einen Staat, dessen betrügerische Politik ein Desaster hinterlassen hat, auf eigene Kosten sanieren, auf der anderen Seite muss man dem Markt einen Knochen des Vertrauens hinwerfen.
Es ist keine schöne Situation - umso schöner wäre es, wenn aus Griechenland nicht ständig weitere Meldungen der Verunsicherung kämen; wenn man nicht jeden Tag aufs Neue den Eindruck gewinnen müsste, dass hier ein ganzes Land unentwegt am Streiken ist; wenn man stattdessen den Eindruck gewinnen könnte, dass Griechenlands Bürger hinter den Sparplänen der neuen Regierung stünden; wenn Griechenland den Eindruck erwecken würde, dass nun endlich aufgeräumt wird; wenn Griechenland die Zuversicht ausstrahlen könnte, bei Bewusstsein der heiklen Situation, eben jene Situation (auch wenn es schwer wird) meistern zu können; wenn Griechenland endlich um ein wenig mehr Vertrauen kämpfen und dieses auf sich vereinigen könnte.
Nun ja...im Moment sieht es noch anders aus: wie ich dem österreichischen "Der Standard" entnahm, planen möglicherweise zunächst einmal Deutschland, Frankreich und die Niederlande über ihre Staatsbanken griechische Staatsanleihen aufzukaufen. In diesem Jahr müsste das Land schätzungsweise 50 Milliarden Euro über den Kapitalmarkt aufnehmen. Ich bin gespannt auf die Ausgabe der zehnjährigen Anleihen...
So long liebe Leser...so viel einmal für heute...doch die Debatte ist damit noch keineswegs beendet und so geht es morgen weiter Ihren Kommentaren und meinen Antworten.....bis morgen und liebe Grüße..

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de

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