Dem Wachstum den Weg ebnen
von Bill Bonner
Liebe Leserin, lieber Leser,
Ich kann es nicht mehr ertragen, ich muss etwas sagen. Sie verhalten sich gerade so, als wollten Sie die Krise haben. Was ist nur los mit Ihnen?"
Der obige Brief kam von einem geschätzten Leser, der völlig an der Sache vorbeischreibt. Ich bin genauso großzügig und warmherzig... einfühlsam und bereit zu teilen... wie jeder andere außerhalb einer entsprechenden Anstalt. Ich will nur das Beste für meine Mitmenschen... wirklich.
Aber was ist denn das Beste? Was ist das Beste für den Mitmenschen, der sich ein Haus gekauft hat, das er sich eigentlich nicht leisten kann? Ist es da nicht das Beste, wenn er so schnell wie möglich wieder aus dem Haus auszieht? Was ist das Beste für einen Menschen, der nicht genug Geld für seinen Ruhestand zurückgelegt hat? Sollte er nicht anfangen, so schnell er kann so viel wie möglich zu sparen?
Und wie sieht es mit dem Banker aus, der Geld an Menschen verliehen hat, die ihm das Geld nicht mehr zurückzahlen können? ... oder mit dem Investor, der sein Geld in Projekte gesteckt hat, die nicht wirklich gute Investitionen sind? Sollten diese Menschen ihre Verluste nicht so schnell wie möglich einstecken... und weitermachen?
Die Zeitspanne, in der die Fehler erkannt und korrigiert werden, nennt man eine Krise. Am besten wird es sein, wenn man es hinter sich bringt.
Sie sehen also, liebe Leser, ich glaube nicht an die Perfektion des Menschen und seiner Institutionen. Stattdessen erkenne ich den materiellen Fortschritt. Die Maschinen und Erfindungen des Menschen werden immer besser. Aber der Mensch selbst? Er ist immer noch das, was er immer schon war... eine Beute für Sünde und Torheit... anfällig für Fehler... und bereit für eine gute Zeit.
Wenn der Mensch einmal einen Fehler macht, dann muss er ihn korrigieren. Wenn er mehr ausgibt, als er im Moment verdient, dann muss er in Zukunft weniger ausgeben als er verdient.
Die Entwicklung des Euros
Der Dow ist in der vergangenen Woche wieder gestiegen. Aber er blieb immer noch unterhalb des Höchstwerts dieser Erholungsphase. Der Euro war bei 1,35 Dollar deutlich gegenüber seinem Hoch gefallen... aber er lag immer noch 50% über dem Ausgangspunkt. Gleich nachdem der Euro eingeführt wurde, ist er eingebrochen. Er fiel auf 88 Cent. Die Leute dachten, er sei schwach und nicht durchsetzungsfähig. Sie nannten ihn eine Esperanto-Währung" - womit sie sich auf die Kunstsprache bezogen, die im 19. Jahrhundert erfunden wurde, in der Absicht, die Welt zu vereinen. Esperanto hat sich nie wirklich durchsetzen können. Die Menschen machten sich Sorgen, dass auch der Euro sich nicht durchsetzen würde.
Aber er scheint genauso gut zu funktionieren, wie jede andere Papierwährung auch. Zumindest vorerst. Sie sehen also, einige Erneuerungen funktionieren sogar. Andere funktionieren nicht. Soweit ich sagen kann, ist der Fortschritt der Menschheit entweder so langsam wie ein Gletscher... oder es gibt ihn nicht.
Selbst der wahre materielle Fortschritt ist langsam. In den vergangenen zwei Jahrhunderten lag der durchschnittliche Vermögenszuwachs - im Westen - bei nur 2% im Jahr. Damit bleibt nicht viel Raum für Fehler. Macht man einige große Fehler... so wie die, die durch die Fehltritte der Zentralbank entstehen... und schon ist man auf dem Weg zurück.
Sind die Banker heute wirklich klüger, gerissener und besser als vor 100 oder 1000 Jahren? Wie sieht es mit den Anlegern aus? Machen sie nicht immer noch genau die gleichen Fehler wie immer?
Nicht viele Menschen genießen den Luxus, den ich habe. Hier in meinem Hauptsitz werde ich dafür bezahlt, dass ich die Augen aufhalte... und versuche herauszufinden, was gerade los ist.
Ich werde dafür natürlich nicht gut bezahlt. Und dennoch - es ist ein Luxus in der Lage zu sein, das zu beobachten.. die Wirtschaftswissenschaftler an der Wall Street müssen den großen Banken antworten, die sie einstellen. Natürlich wollen sie zeigen, dass die Welt immer besser wird. Sie wollen, dass ihre Kunden mehr Aktien und Anleihen kaufen... die dann auf immer und ewig mehr wert werden.
Und dann sind da noch die Wirtschaftswissenschaftler, die für die Regierung arbeiten. Sie wollen beweisen, dass sie die Wirtschaft kontrollieren können... und verbessern. Andernfalls würde sich wohl kaum einer die Mühe machen, sie anzustellen.
Dem Wachstum den Weg ebnen - Teil 2
von Bill Bonner
Es gibt auch noch andere Wirtschaftswissenschaftler, die für die Universitäten und die Hochschulen arbeiten. Was wollen sie erreichen? Sie wollen zeigen, dass sie zu einer elitären Klasse gehören... dass sie in der Lage sind, das Land zu führen... dass sie in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen. Sie sind in der Lage, die Sache zu betreiben.
Man bekommt in der akademischen Welt keine wichtigen Posten, wenn man negativ denkt. Man gewinnt den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften nicht, indem man sagt: Hey, das alles ist sehr unterhaltsam... diese Wirtschaft... aber es gibt nicht viel, was man tun kann."
Hier auf diesen Seiten schreibt einer, der nicht darauf hofft, eine Anstellung zu finden... oder einen Nobelpreis... oder auch nur eine Gehaltserhöhung. Ich habe keinen Chef und niemanden, dem ich schmeicheln oder in die Irre führen müsste. Ich muss niemandem Rede und Antwort stehen, außer meinen geschätzten Lesern. Und nicht einmal auf diese achte ich immer.
Will ich eine Krise? Nun... ja,... her damit. Aber nicht, weil es mir gefallen würde, zu sehen, wie die Menschen ihre Häuser verlieren und Schlange stehen, um Brot zu bekommen. Es liegt nur daran, dass ich weiß, dass während der Blasenjahre viele Fehler gemacht wurden - die wir größtenteils der Regierung zu verdanken haben, die die Wirtschaft in die Irre geführt hat.
Während das wahre, zugrundeliegende Vermögen um nur 2% im Jahr gewachsen ist, haben die Leute 5% bis 10% mehr ausgegeben... Diese Spanne ist in den Jahren der Blase noch weiter gewachsen, wodurch im Grunde genommen ein Vermögen verbraucht wurde, dass noch nicht einmal verdient wurde... und das zu so vielen Fehlern bei der Kapitalinvestition führte, dass es keine Möglichkeit gibt, zu verhindern, dass man das wieder ausgleichen muss - und das erkennen wir dann an einer Krise.
Hier auf diesen Seiten ist man für eine Krise... genauso wie für den tiefsten Winter. Es reinigt die Luft... und bereitet die Erde auf den Frühling vor.
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