Die Einschläge kommen näher... Portugal getroffen
von Frank Meyer
Wie schon vermutet, kommt jetzt auch Portugal ins Schussfeld der Spekulanten. S&P hat das Rating abgestuft mit negativem Ausblick. Griechenland ist jetzt offiziell als „Junk“. Das Entsetzen ist groß..
Die Konkurrenz um das Geld von Investoren ist heute weltweit größer denn je. Der Ausfall einiger Länder würde die Kapitalströme verändern. Seit die Bezeichnung „PIIGS“ die Runde macht, steigt der Dollar, sinkt der Euro. Cui bono? Wer leiht den Europäern künftig noch Geld? Es stellt sich die Frage, wem die heutige Abstufung Portugals nutzt. Nun, die Kapitalströme gehen heute wieder in Richtung US-Dollar. Dorthin sollen sie sich auch bewegen, könnte man vermuten.
Was für ein Gemetzel bei den griechischen Staatsanleihen. Was für ein löchriger Käse doch dieses Europa geworden ist. Binnen weniger Monate ist der Vertrag von Maastricht gestorben. Von Stabilität kann wahrlich keine Rede mehr sein. Mit den Ländern der Knoblauchzone kommt auch der Euro unter Beschuss – eine Währung, die politisch gewollt gewesen ist und dessen Rettung auch nur noch politisch gestemmt werden kann.
Einer trage des anderen Last
Mit allen Schwierigkeiten werden auch die Geburtsfehler der Gemeinschaftswährung sichtbar, in dessen Flanken die Spekulanten stoßen und die Talfahrt von Anleihen und Währungen verstärken. Starke Länder und weniger starke Staaten benutzen eine gemeinsame Währung. Für die Griechen ist das so, als würden sie täglich mit einer Drahtbürste ihre Zähne reinigen. Griechische Anleihen crashen seit Tagen. 10-jährige Renditen ziehen auf 9,70 Prozent an, die 2-jährigen Bonds rentieren bei 15,07 Prozent. Inverse Zinskurse. Ebbe in der Kasse. Das ist das Aus. Vorbei.
Und die Wahl in NRW ist noch so weit hin... Jetzt ziehen auch die Renditen für portugiesische Anleihen nach oben. Was hört man aus dem Turm der EZB? Nichts. Der Euro hat kein Problem, sagte Bundesbankchef Axel Weber. Noch nicht. Wer ist so ehrlich, und würde das zugeben?
Ein Blick auf die Höhe der Refinanzierungen zeigt, dass Portugal einen geringeren Refinanzierungsbedarf hat als Griechenland. Doch was spielt das für eine Rolle, wenn man dort auch immer höhere Zinsen für neue Schulden zahlen muss? Das Defizit wird für das letzte Jahr mit 9,4 Prozent gemeldet. In England sind es übrigens 11,6 Prozent. Doch das nur nebenbei. In diesem Jahr stehen in Portugal 40 Milliarden Euro zur Refinanzierung an - im nächsten Jahr 27 Milliarden, mit abnehmender Tendenz in den Jahren darauf. (Angaben in USD)
Die Großen...
Rechnet man den Refinanzierungbedarf aller PIIGS-Staaten zusammen, kommt man für 2010 auf 522 Milliarden Euro. Deutschland muss allein rund 500 Milliarden Euro überwälzen. Und da wären noch Frankreich und die anderen Euroländer. Gleichzeitig sind die USA und Großbritannien ebenso auf gewaltige Geldzuflüsse angewiesen. Doch dort können die Notenbanken sämtliche Schulden des Staates aufkaufen und die Renditen drücken. Noch. Wer hätte einen Vorteil, wenn sich das Geld nicht mehr nach Europa, sondern von dort auch noch heraus fließen würde? Sehen Sie?
Renditen Portugal (10 Jahre)
Wenn wir hierzulande geldlich nicht so viel mit der südlichen Knoblauchzone zu tun haben würden, wäre es halb so schlimm. Doch wir haben alle diesen Euro. Jeder Schuss aus den Rohren der amerikanisch dominierten Agenturen verschreckt das Kapital. Der Dollar steigt. Den Chinesen dürfte das gefallen.
Man sollte die Sache mit der Griechenland-Hilfe beim richtigen Namen nennen: Es ist eine Bankenrettung 2.0 – die Fortsetzung des Coups des Jahrhundert, bei dem die Banken ihre Risiken dem Steuerzahler aufbrummen konnten. Nun geht es ums gleiche Prinzip – die Übernahme von Risiken, die die Banken mit dem Geldverleih an Griechenland eingegangen sind und das zu einer Zeit, in der die Arroganz in den Bankentürmen wächst wie Löwenzahn auf Wiesen und die aktuellen Milliardengewinne vielleicht nur den Anleger demütig blicken lassen. Eine europäische Bankenrettung, wenn sie denn so heißen würde, ist politisch nicht durchsetzbar. Man muss es zumindest anders nennen...
Einfache Lösung
Bekämen die Griechen ihre Drachme zurück, könnten sie das tun, was ihnen bislang versagt ist – ihre Währung abwerten lassen. Sie könnten in den Keller gehen und die Druckerpresse anwerfen und ihre Währung weiter schwächen. Der Euro ist für die Griechen um die 40 Prozent zu stark, sagen Währungsexperten. Portugal könnte das auch. Das gerne benutzte Argument, dass Griechenland wirtschaftlich für uns wirtschaftlich wichtig sei, geht völlig daneben. Im letzten Jahr exportierten wir dorthin Waren in Höhe von 6,6 Milliarden Euro. Der Exportanteil Deutschland in die PIIGS-Staaten ging von 7,3 Prozent im Jahr 2007 auf 5,9 Prozent zurück. Und es keinem zu verdenken, mit Griechenland vorerst keine Geschäfte zu machen und die Aufträge in andere Regionen zu geben. Griechenland ist für uns wirtschaftlich gesehen nicht wichtig, auch wenn es in den Zeitungen anders steht.
Ungeliebter Euro
Die Mehrheit der Deutschen ist allen Umfragen zufolge strikt gegen eine Rettung. Trotzdem trifft die Politik mit ihren milliardenschweren Hilfspaketen eine Entscheidung gegen das Volk und dessen Willen. Angesichts leerer Kassen, Investitionsstaus und Löcher im Sozialsystem und steigender Verschuldung ist das auch nicht verwunderlich und auch nicht, dass die Volksseele zu kochen beginnt.
Doch es ist nun mal „unsere“ Währung, zu der das Volk keine Entscheidung treffen durfte. Wir haben ihn, diesen Euro, ob wir wollen oder nicht. Er war auf einmal da, beworben mit Millionenbudgets aus irgend welchen Kassen. Das Zeichen des betrunkenen „E“ bestimmt Zahlungsströme, man spart ihn oder gibt ihn aus, aber er war und ist nicht beliebt. Da wir ihn wahrscheinlich weiter haben werden, stellt sich die Frage, wie man ihm entkommen kann, bevor er zerfällt.
Niemand muss sich etwas vormachen: Keiner der europäischen Staaten wird jemals eine Schulden zurückzahlen. Allein schon das Stemmen der Zinslasten gerät zum aktuellen Problem. Es ist eine Überschuldungskrise, die vor unseren Augen abspielt. Die aktuelle Diskussion um Portugal gerät in dem Zusammenhang zu einem weiteren Testballon für die Eurozone, die nach Meinung des tschechischen Präsidenten Klaus gescheitert ist. Richtig spannend wird es, wenn es in Spanien und Italien als Eingemachte geht. Selbst wenn wir das auch noch stemmen wollen, können wir das überhaupt?
Nein, den Euro muss man nicht unbedingt haben. Als Wertspeicher eignet er sich nicht, nach all dem, was man in Erfahrung bringen konnte. Aber auch der Dollar und das britische Pfund sind keine Wertspeicher. Sie basieren auf Vertrauen, das hinter den Kulissen kurz und klein geschlagen wird. Man wird nach Griechenland und Portugal nach weiteren Möglichkeiten Ausschau halten, die Eurozone zu schwächen. Und man wird dann feststellen, dass sich eine Spekulation gegen T-Bonds und Gilts lohnen wird, was die Kapitalströme in die Weltwährung Nummer Eins umlenken wird – das Gold. Heute gab es eine weitere Lektion.
Die EZB darf keine Staatsanleihen aufkaufen. Noch nicht. So steht es in den Statuten. Doch wenn man schon Maastricht über den Haufen gefahren hat mitsamt der Stabilität, warum ändert man diese Staturen nicht? Vielleicht ist es der einzige Weg. Wir Europäer würden in echte Konkurrenz zum Dollar und Pfund treten. Wer am schnellsten abwertet, hätte den Vorteil. Es bliebe festzustellen, dass wir unsere Währung zerstören müssen, um mit den anderen mithalten zu können. Am Ende sind wir sowieso alle tot, würde Lord Maynard Keynes sagen. Wie zynisch...
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Quelle: » Frank-Meyer.eu