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Rating-Agenturen verunsichern weiter

von Miriam Kraus
Ach, die Rating-Agenturen! Welch ein Thema! Ein Thema, bei welchem man entweder sprachlos mit dem Kopf schütteln, oder sich einmal so richtig auslassen kann...

S&P im Abstufungswahn

Ganz kurz...was ist passiert?! Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben sollten, die Rating-Agentur Standard & Poor's hat sich wieder einmal dazu herabgelassen das zu tun, was sie am besten kann: irgendwas einzustufen. Nun, natürlich nicht irgendwas! Tatsächlich hat S&P nun die Kreditwürdigkeit Griechenlands um 3 Noten auf BB+ und damit auf Junk Bond Status zurückgestuft. Das bedeutet, die Rating-Agentur geht davon aus, dass Griechenland als Schuldner höchstens 30 - 50% seiner Kredite bedienen kann.
Doch die Griechen sind natürlich nicht die Einzigen, die mal wieder einen auf den Deckel bekommen haben. Abgewatscht wurden auch Portugal (Abstufung portugiesischer Staatsanleihen um 2 Noten auf A-) und Spanien (Abstufung um 1 Note auf AA). Ist ja auch klar, wenn man die Griechen abstuft und damit weitere Verunsicherung erzeugt, dann wächst auch die Verunsicherung gegenüber den anderen Südeuropäern, also muss man die eben auch gleich abstufen. (Rating-Logik! - meiner Meinung nach).
Nach dem Rating-Schock bekommen Anleger aktuell nur noch 50-70% des ursprünglichen Nominalwertes für ihre griechischen Anleihen. Zudem sind die Spreads extrem in die Höhe geschossen. Also griechische Anleihen sind jetzt Ramsch und auch Renditen, CDS-Prämien und Spreads auf portugiesische und spanische Anleihen steigen auf Rekordwerte oder zumindest massiv an. Und die Griechen können sich jetzt wirklich nicht mehr selbst refinanzieren. Wer könnte auch Renditen von 25% bezahlen (auf 2-jährige Anleihen)? Schockiert reagieren die Medien jetzt auch noch auf die Ankündigung, dass Griechenland nicht nur über 1 Jahr, sondern mindestens 3 Jahre Hilfe brauchen wird (also 3 x 45 Milliarden von IWF und EU = 135 Milliarden), obwohl das doch auch vorher schon abzusehen war.

Und so kehrt die alte Angst vor dem Dominoeffekt zurück!

Wenn ich allerdings an die alten Lehman-Domino-Ängste denke, dann stößt mir vor allem die Erinnerung an die Rating-Heinis in dieser Zeit, so richtig sauer auf. Hatten diese doch, nicht nur den Lehman Brüdern, sondern gleich einer ganzen Reihe an Ami-Ramschpapieren noch bis zum bitteren Ende die beste Bonität bescheinigt.
Und jetzt? Will S&P uns was beweisen? Womöglich...die Rating-Agenturen jedenfalls sind verschnupft. "Wir können es nie allen recht machen, weil Investoren unterschiedliche Interessen haben. Während die einen kritisieren, dass wir zu langsam auf Entwicklungen agieren, sagen andere, wir würden viel zu schnell herunterstufen und damit wie Brandbeschleuniger wirken", verteidigt sich Fitch-Deutschland-Chef Schmidt-Bürgel. (obwohl Fitch bislang ja nur das Damoklesschwert kreisen lässt, während sich Moody's immerhin noch zurück hält). Aha, ich hätte da einen Vorschlag liebe Rating-Heinis: wie wäre es, wenn ihr einfach gar nichts mehr tut?! So wie es aussieht, macht ihr es doch in jeder Situation falsch.
Nun, ich möchte nicht ungerecht klingen, aber ein wenig Kritik müssen sich die Rating-Heinis, äh, - Agenturen, meiner Meinung nach, schon anhören

Probleme die sich direkt aus der Abstufung ergeben

Die Sache ist doch die: wir alle wissen schon seit einiger Zeit, dass Griechenland massive Probleme hat. Wir alle wissen auch um die Gefahr, dass sich die ganze Schuldenproblematik auf andere Länder ausweitet. Dazu brauchen wir S&P nicht!

Abschreibungen

Doch S&Ps Abstufung verschärft die Lage, nicht nur aufgrund von Panikreaktionen und wachsender Verunsicherung, sondern ganz konkret. Gerade bei einer starken Herabstufung sind institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen eigentlich gezwungen solche Anleihen loszuwerden, oder eben abzuschreiben, da sie solche Junk Bonds ganz einfach nicht in ihren Depots halten dürfen.
Auch für die Banken sieht das übel aus. Und nicht nur für die griechischen, auch viele deutsche und französische Banken müssen Abschreibungen hinnehmen. (und überhaupt jeder, der griechische Anleihen hält). [Noch schlimmer wird es, wenn auch Spanien, Portugal und später auch noch Irland und Italien massivst unter die Rating-Räder geraten und deren Anleihen ebenfalls abgeschrieben werden müssten - dann können wir wohl getrost von einer Schulden- und einer zweiten Bankenkrise sprechen.]

Refinanzierungskonditionen

Durch die Abstufung ergeben sich aber noch andere Probleme. So gerät langsam die Refinanzierungsmöglichkeit der griechischen Banken (oder überhaupt von Banken, welche griechische Anleihen als Sicherheiten nutzen um sich bei der EZB Geld zu leihen) zu einem Risiko. Eigentlich verlangt die EZB, um Staatsanleihen als Sicherheiten zu akzeptieren, dass mindestens eine Rating-Agentur die entsprechenden Anleihen mit BBB- bewertet.
Das S&P-Rating liegt nun deutlich unter den Minimalanforderungen der EZB. Nun kommt es also auf die anderen beiden Rating-Agenturen an. Fitch hat griechische Anleihen bereits auf BBB- abgestuft. Nur Moodys, die sich ein wenig freundlicher zeigen, bestätigen noch ein A3-Rating - also 4 Stufen über dem S&P-Rating oder 3 Stufen über den Minimalanforderungen der EZB. Bleibt also nur zu hoffen, dass Moodys, die nun möglicherweise unter Rating-Druck sind, nicht auch gleich unter BBB- senken.
Allerdings sollte man wohl damit rechnen können, dass die EZB vorher irgendwelche Schritte unternimmt, damit die Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken nicht gefährdet werden. Die EZB könnte also entweder ihre Anforderungen senken, oder eine Ausnahmeregelung für griechische Anleihen einführen. (und diese womöglich später auch auf portugiesische und spanische Anleihen ausweiten - seufz).

Rating-Agenturen: das Timing stimmt einfach nie

Wie dem auch sei, ich jedenfalls halte den Zeitpunkt, den S&P für die extreme Abstufung gewählt hat, für mehr als unglücklich. Schließlich war der Rettungsplan bereits auf dem Weg. Meiner Meinung nach hätten sie besser abwarten sollen, inwiefern sich die Situation verändert, sobald die IWF/EU-Bürgschaften stehen. Aber, nun gut, S&P hat sich anders entschieden. Obwohl sie bei Lehman damals sicher abgewartet haben, weil jeder dachte, die Amis retten die Bank (allerdings hatten die das nicht geplant).

So long liebe Leser...es tut mir wirklich leid, aber ich kann den Rating-Heinis einfach nichts positives abgewinnen...immer nur Verunsicherung, Fehlinterpretation und Chaos....vielleicht würde ich die Rating-Agenturen auch ein wenig ernster nehmen, wenn ich das Gefühl hätte, dass sie wenigstens immer den gleichem Maßstab ansetzen...dann allerdings stelle ich mir die Frage, wann endlich die Abstufung der US-Kreditwürdigkeit kommt...wahrscheinlich nie....ein vorwitziger Analyst (oder waren es sogar zwei?), der es vor ein paar Monaten noch gewagt hatte, solches vorzuschlagen, wurde ja sehr rasch wieder zurück gepfiffen...über ein bisschen Drohung kommen die Rating-Heinis bei den Amis einfach nie hinaus...vielleicht haben die deshalb einfach Spaß daran, sich jetzt einmal in Europa auszutoben...verstehen Sie mich aber bitte nicht falsch, ich möchte Griechenlands Verfehlungen und Schuldenproblematik nicht kleinreden...ich finde es einfach nur schade, dass Griechenland nicht in den USA liegt...morgen beschäftigen wir uns mit dem Thema, welches ich eigentlich für heute versprochen hatte: den Haushaltsdefiziten der EU-Staaten...bis morgen

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de » http://www.investor-verlag.de