Sommer in Agonie?
Als deutsche Truppen im Juni 1940 in Paris einmarschierten, schien das dritte Reich Europa im Sturm nehmen zu können. Erst Paris, dann London? Die Angst vor der germanischen Dominanz erreichte einen ersten Höhepunkt. Kurz zuvor sorgen die Nachrichten von der Front und die sich abzeichnende Eroberung Frankreichs dafür, dass der Dow Jones Index an der New Yorker Börse im Mai 1940 um 21,5 Prozent einbrach. Das war der größte Verlust, den der Dow Jones Index jemals in einem Mai erleiden musste. Zuvor hatte es in den Mai-Monaten der Depressionsjahre 1931 (-15%) und 1932 (-20%) jeweils deutliche Minus-Ergebnisse gehagelt.
Der Mai 2010 endete für den Dow Jones Index mit einem Minus von 7,9 Prozent. Das ist das größte Minus seit eben jenem Mai 1940.
Man kann sich die Frage stellen, was üblicherweise nach einem derart scharfen Einbruch im Mai geschieht. Geht’s danach aufwärts? Oder schlittern die Märkte im Juni weiter nach unten? Nachfolgend der Durchschnittsverlauf der Jahre, in denen der Dow Jones Index deutliche Minus-Ergebnisse erzielte (-5% oder niedriger). Ingesamt betraf dies elf Jahre seit 1927.
Man sieht, dass einem schwachen Mai normalerweise ein erträglicher Sommer folgt, bevor im Herbst eine weitere Abwärtsbewegung einkalkuliert werden muss. Dies ist ein Durchschnittswert. Ein Blick auf die Einzelwerte des Juni dieser elf Jahre zeigt folgendes: Lediglich in einem dieser elf Jahre (im Jahr 1962) folgte einem schwachen Mai ein noch schwächerer Juni.
Fazit: Aus Sicht der Durchschnittsverläufe ist die Wahrscheinlichkeit für einen „Sommer in Agonie“ an den Aktienmärkten nicht besonders groß. Verfolgen Sie das Geschehen an den Finanzmärkten in unserer handelstäglich erscheinenden Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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Quelle: » Wellenreiter-invest.de