Europäisches Bankenmisstrauen
von Miriam Kraus
Wie nach der Lehman-Krise, misstrauen sich die Banken auch jetzt wieder. Vor allem die europäischen Banken. Aus Angst, der Gegenpart könne zu viel Griechenland/Spanien/Portugal-Abschreibungsbedarf in den Büchern haben, sind die Banken untereinander vorsichtig geworden, wenn es ums Geld verleihen geht. Statt miteinander, handeln sie also nach wie vor lieber mit der EZB. Die stellt natürlich Cash zur Verfügung, aber besonders glücklich kann darüber keiner sein. Mittlerweile sind Kredite mit einer Laufzeit von über 1 Monat zwischen den Banken ziemlich teuer und dementsprechend rar geworden. Und die Kosten, um sich gegen einen Ausfall einer Bank zu versichern, steigen.
Was soll man sagen? Die europäischen Banken schippern immer noch durch gefährliches Gewässer. Und die EZB ist im Grunde bestrebt eine zweite Bankenkrise zu verhindern. Das klingt für mich nicht gerade nach Sommermärchen und es wird wohl auch kein Wintermärchen werden.
Wie kommt es also, dass aktuell die Aktienmärkte und vor allem der Euro eine ganz andere Sprache sprechen und so gar nichts von den nach wie vor bestehenden Grundsorgen wissen wollen?! Ist man etwa auf die tollen Wachstumsprognosen der Offiziellen angesprungen? Aber, besteht da nicht ein Widerspruch, angesichts der harschen Sparprogramme allerorten? Denn selbst, wenn es Deutschland gelingen sollte, sich mit Hilfe des Exports ins Nicht-EU-Ausland gesund zu stoßen, so trifft dies doch nicht auch auf die anderen zu.
Defensiv-Spiel?
Die Antwort ist vermutlich wesentlich banaler: ich vermute, dass sich angesichts der oben angesprochenen Probleme, einfach eine ganze Reihe an Finanzmarktakteuren deutlich zurückhalten. In der Defensive spielen, heißt wohl die Parole! Und so hortet man sein Geld eben lieber bei der Zentralbank. Jedenfalls wäre das auch eine logische Erklärung für solche Kontradiktionen, wie Euro rauf, obwohl doch noch gar nichts in trockenen Tüchern ist. (und zwar nicht nur in Euro-Landen, auch die US-Daten vom vergangenen Freitag waren ja nicht gerade überragend)
Dennoch, ich muss zugeben, ich besitze keine Glaskugel (und selbst wenn ich eine hätte, könnte ich trotzdem nicht in die Zukunft blicken :-)). Vielleicht ist im Moment auch die pessimistische Schmerzgrenze erst einmal ausgereizt - das gilt aber nur, so lange es keine neuen Hiobsbotschaften gibt.
So long liebe Leser...bitte nicht schimpfen, falls Sie sich schon auf das für heute angekündigte Thema "Fortführung der Diskussion zum Thema Probleme, die sich aus den Sparpaketen ergeben könnten" gefreut haben sollten (falls nicht, ist es ja egal)...ich werde das morgen auf jeden Fall nachholen, doch heute hielt ich für wichtiger auf die aktuellen Themen einzugehen....damit verabschiede ich mich für heute und freue mich schon jetzt auf den nächsten deutschen Ballzauber am Freitag...doch vorher lesen wir uns morgen natürlich zur gewohnten Zeit wieder...im 3.Teil finden Sie zuvor noch einen überaus interessanten Gastbeitrag meines Kollegen Andreas Lambrou, den Sie nicht verpassen sollten....liebe Grüße
Ihre Miriam Kraus
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