Keynesianische Politik und die Inflation
von Miriam Kraus
wir beschäftigen uns immer noch mit keynesianischer Politik. Genauer: mittlerweile sind wir zu den Auswirkungen dieser politischen Stilrichtung vorgedrungen. Machen wir also weiter...
Die Inflation
Der Klassiker der Auswirkungen keynesianischer Politik ist mit Sicherheit die Inflation. Man erwartet einfach, dass aus dieser Politik eine Inflation entsteht.
Nun hat sich Keynes selbst, da das zu seiner Zeit vorherrschende Problem die Deflation war, nicht besonders mit der Inflation beschäftigt. Einzig ein Hinweis in "How to pay for the war?" zeigt, dass auch Keynes sich der Inflation, als Auswirkung der "Konjunkturankurbelungspolitik, zwar bewusst war, diese aber nicht als besonders große Gefahr eingestuft hat. Was kein Wunder ist, denn Keynes stand größtenteils unter dem schwerwiegenden Eindruck der Deflation.
Ich habe es zwar schon einmal am Montag aufgegriffen, doch ich fasse hier noch einmal zusammen: Nach Keynes ist es bedeutsam, dass einhergehend mit der Vollbeschäftigung ein Nachfrageüberhang entsteht, der dann das Preisniveau anhebt. Wenn aber das Nachfragewachstum durch fiskal- und geldpolitische Maßnahmen gesenkt wird, der Nachfrageüberhang zurückgeht (einhergehend mit einem Anstieg der Arbeitslosenrate), dann sinkt auch die Inflation.
Bedeutsam ist nach dieser Theorie aber vor allem auch der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation. Um diesen Zusammenhang darzustellen entwickelte der britische Ökonom Alban Phillips 1958 (also nach Keynes Tod) die Phillips-Kurve. Die dahinter stehende Aussage ist vereinfacht: je stärker die Arbeitslosigkeit steigt, desto tiefer sinkt die Inflationsrate!
Wir können das auch anders und einfacher formulieren: eines der übergeordneten Ziele der Keynesianer ist die Vollbeschäftigung. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Staat auf bestimmte Weise eingreifen, die Nachfrage stimulieren, die Konjunktur anheizen und dabei Defizite in Kauf nehmen. Eine Auswirkung dieser Politik, so erkannten die Keynesianer (und nicht nur die) richtig, kann eine steigende Inflation sein.
Und nicht nur das: nach Phillips ist der Zusammenhang sogar so stark, dass je höher die Inflationsrate steigt, um so stärker die Arbeitslosenrate fällt. Das ist jetzt ein bisschen überspitzt ausgedrückt. Tatsächlich sagte Phillips, dass Regierungen, mit Hilfe von Nachfragestimulierungsmaßnahmen die Arbeitslosigkeit senken könnten und dabei eine kalkulierbare, moderate Inflation in Kauf zu nehmen sei.
Die Phillips-Kurve
Folgendes Schaubild zeigt eine von mir sehr vereinfacht dargestellte Phillips-Kurve:
Wie gesagt, sehr vereinfacht dargestellt! Aber Sie können sicher erkennen, was die Phillips-Kurve aussagt: je stärker die Arbeitslosigkeit steigt, desto tiefer sinkt die Inflationsrate - oder umgekehrt!
Und tatsächlich: die Phillips-Kurve funktioniert...
Sehen Sie sich folgendes interessantes Schaubild an, welches die Inflationsrate der Arbeitslosenrate in den Jahren 1950 - 1984 gegenüberstellt:
(Die roten Punkte stehen für die Jahre von 1950 - 1970. Die lila-farbenen Punkte stehen für die Jahre von 1971- 1984.)
Quelle: Robert Schenk; ingrimayne.com
...aber nicht immer!
Sie sehen, in den Jahren 1950-1970 funktioniert die Phillips-Kurve tatsächlich (bis auf ein paar Ausreißer). In diesen Jahren (in denen die meisten Industriestaaten die ein oder andere Form keynesianischer Politik betrieben haben) sehen wir, dass Phasen höherer Inflation gleichzeitig mit einer niedrigeren Arbeitslosenrate einhergehen.
Doch dann...
...geschieht etwas, was die Keynesianer nicht vorherzusehen vermocht hatten: die Stagflation der 70er tritt auf. Damit schien dann das keynesianische Konzept erst einmal über den Haufen geworfen zu sein. Denn hier sehen wir Phasen steigender Inflation, einhergehend mit gleichzeitig steigender Arbeitslosenrate. Die Wahrheit ist allerdings, dass in der Phase der Stagflation, sich nicht etwa die Keynes'sche Lehre als fehlerhaft entpuppt hätte, sondern dass die Politiker damals vielfach keynesianische Politik schlichtweg fehlerhaft umgesetzt haben. Doch dazu nächste Woche mehr...
So long liebe Leser...wir sehen also, die Inflation ist tatsächlich die klassische Auswirkung der keynesianischen Politik...wobei Keynes selbst in "How to pay for the war" noch davor warnte, die Kriegsausgaben auf Kredit zu finanzieren, um einer ausufernden Inflation entgegen zu wirken...spätere Keynesianer, wie Phillips, nehmen die Inflation in Kauf, halten sie aber auch für kalkulierbar...nicht vergessen darf man auch, dass keynesianische Politik antizyklische Politik ist...was bedeutet, dass wenn das Ziel von Aufschwung und steigender Beschäftigung langsam erreicht wird, der Staat seine Ausgaben wieder zurückfahren müsste...doch die Geschichte lehrt uns, dass Politiker in den seltensten Fällen dazu neigen, das zu tun, was richtig wäre...und die Geschichte lehrt uns noch eines: wenn die Politik das Spiel mit dem Keynes-Feuer nicht beherrscht, dann können die Auswirkungen noch viel verheerender sein....im 2.Teil finden Sie noch einen interessanten Gastbeitrag meines Kollegen Andreas Lamboru zum Thema Inflation...ich verabschiede mich hiermit für heute und wünsche Ihnen noch einen schönen Sommerabend...bis morgen zum Wochenrückblick und liebe Grüße...
Ihre Miriam Kraus
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