G20-Gipfel-Kränzchen
von Miriam Kraus
Unsere lieben Regierungschefs haben sich in Seoul zum Gipfel-Kränzchen getroffen. Zum Abschied winkten sie dann heute alle nochmal gemeinsam lächelnd in die Kamera, obwohl es eigentlich gar nicht so viel Grund zum Lächeln gibt. Na ja, immerhin haben sie sich auf zwei Kleinigkeiten geeinigt - das war's aber auch schon.
Worauf sich die Gipfel-Teilnehmer wenigstens einigen konnten:
Also zunächst einmal haben sie jetzt tatsächlich alle Basel III unterschrieben. Umso bemerkenswerter, da die USA noch nicht einmal den Vorgänger unterzeichnet hatten. Allerdings...Sie mögen sich vielleicht ebenfalls erinnern...ist das neue Regelwerk Basel III ja nun nicht gerade ein radikales Reformwerk. Im Gegenteil: obwohl zugegebenermaßen die Kernkapitalquote der Banken angehoben werden soll, wird die Umsetzung noch viele Jahre dauern (genauer gesagt, noch rund 9 Jahre). Eine lange Zeit, in der noch vieles passieren kann. Außerdem sind die Regelmacher von Basel III mit ihrem Entwurf recht friedlich und zaghaft mit den Banken umgegangen, man könnte fast schon in weiten Teilen von Kompromissen sprechen. (Falls Sie sich nicht mehr erinnern sollten, ich hatte am 27.07. hier im Rohstoff Daily berichtet. Sehen Sie bei Bedarf einfach nochmal im Archiv nach.)
Wenn Basel II nun also von allen Kränzchen-Teilnehmern unterzeichnet wurde und das als Erfolg gefeiert wird, dann kann ich nur milde lächeln. Denn es sagt mir nichts anderes, als dass man sich offenbar auf etwas Wichtiges nicht einigen konnte und deshalb (man will ja den Schein wahren) eben mit Basel III einen Mini-Erfolg ausweist.
Zudem haben sich unsere Regierungshäuptlinge nun darauf geeinigt den IWF zu bestärken. Der liebe IWF soll fortan, also irgendwann, die Staaten ein wenig schärfer beobachten und dann auf Probleme hinweisen (oder so ähnlich). Tja, ganz ehrlich, wenn ich ein Kränzchen-Teilnehmer wäre, dann hätte ich mir sicher auch noch so etwas ausgedacht. Konkret ist hierbei jedenfalls gar nichts, nicht worauf der IWF achten soll und auch nicht was passiert, wenn der IWF einmal tatsächlich "Alarm" rufen sollte. (Was sollte dann auch schon passieren, der IWF hat doch gar keine Befugnisse für irgendetwas...).
Und jetzt zu den Dingen, auf die sich unsere Häuptlinge nicht einigen konnten:
Deutschland, China, Korea, Brasilien vs. USA
Als Deutsche bin ich ja ganz froh darüber, dass sich die Häuptlinge Merkel und Hu, aber auch Da Silva (der nochmal dabei sein durfte) und Lee gegen den Vorstoß von Häuptling Obama gestemmt haben. Häuptling Obama, der gerne ausgeglichene Leistungsbilanzen weltweit hätte (was leider nichts mit Wellness und fernöstlicher Balance, sondern nur damit zu tun hat, dass die USA gerne ihr Defizit auf Kosten der Überschüsse anderer Länder abbauen würden), hat vorgeschlagen feste Obergrenzen für Exportüberschüssen einzuführen. Jetzt mal ganz unter uns: ein echt frecher Vorschlag, ich hab mich schon gefragt, wie der wohl angekommen wäre, wenn er nicht gerade aus den USA käme. Und noch irritierender: der Vorschlag kommt ausgerechnet aus den USA, dem Mutterland des angeblich freien Marktes.
Na ja, wie auch immer...die Häuptlinge Merkel und Hu (Chefs der zwei größten Exportnationen der Welt), waren verständlicherweise gar nicht amused. Da die Stimme der USA aber nach wie vor sehr laut ist, hat man sich darauf geeinigt, das Ganze im nächsten Jahr in Cannes noch einmal anzusprechen. Trotz allem: Punktsieg für Merkel und die Emerging Market-Häuptlinge!
USA vs. China, aber auch: die anderen vs. USA
Jetzt geht's um Währungen! Ein Riesenthema, wenn nicht gar DAS eigentliche Thema des Gipfels. Während viele Häuptlinge so ihre Bedenken haben, wegen der, ich sags jetzt einfach mal frank und frei, Abwertungspolitik der USA, haben die USA große Bedenken wegen der Unterbewertungspolitik Chinas.
Tja, da ist guter Rat teuer und die Fronten verhärtet. Die USA lassen sich sowieso nicht in ihre Politik reinpfuschen und schon gar nicht von anderen Staaten! Und China? Tja, auch China hat keine große Lust seine Yuan-Aufwertung zu beschleunigen und damit den USD noch weiter zu schwächen. Was soll ich sagen? Am besten gar nichts, so wie die Häuptlinge ja auch nichts Bedeutsames dazu sagen können.
Da man diesbezüglich also sowieso nicht auf einen grünen Zweig kommt, hat man das Thema ebenfalls kurzerhand ins nächste Jahr nach Cannes befördert.
Fazit
Was bleibt also wirklich vom Gipfel-Kränzchen? Die Aussicht auf das nächste Kränzchen in Cannes. Vielleicht kann Gastgeber Sarkozy ja dann beim nächsten Pow Wow an der Cote d'azur für ein wenig Entspannung sorgen. ;-)
So long liebe Leser..damit verabschiede ich mich für heute von Ihnen...den Wochenrückblick gibt's, wie gestern angekündigt, erst am Montag....dafür erwartet Sie im 2.Teil ein überaus spannender Gastbeitrag meines Kollegen Andreas Lambrou....Viel Spaß!...ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende und liebe Grüße..
Ihre Miriam Kraus
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