30jähriger Boom endet
Phasen, in denen die Marktteilnehmer Staaten, Unternehmen und Endverbrauchern bereitwillig Liquidität für Konsum und Investitionen zur Verfügung stellen wechseln sich regelmäßig ab mit Perioden, in denen die Tilgung von Schulden und das Sparen im Vordergrund stehen. Die erste Phase ist durch fallende Renditen charakterisiert, in der zweiten Phase steigen die Zinsen. Die Phasen steigender und fallender Zinsen dauern jeweils etwa dreißig Jahre.
Dieser Zyklus ist einer der stabilsten Zyklen der Finanzgeschichte: Er hat seit mehr als 200 Jahren Bestand. Ein 30-Jahres-Zyklus ist ein Generationen-Zyklus. Offenbar funktioniert ein solcher Zyklus deshalb, weil die neue Generation nicht aus den Fehlern der alten Generation lernt, sondern sich das Spiel zwischen Angst und Gier auf Ewigkeiten hinaus wiederholt. Diese zutiefst menschlichen Empfindungen sorgen für ein Weiterbestehen der zyklischen Auf- und Abs an den Finanzmärkten.
Mit dem Ende des aktuellen Zinsabwärtszyklus endet ein dreißigjähriger Boom der Anleihen. Dem Zyklus zufolge steht den Märkten eine grundsätzliche Umstellung der Grundströmung bevor.
Diese wird durch Kapitalflussdaten unterstützt: In den vergangenen beiden Jahren flossen Monat für Monat zwischen 20 und 40 Milliarden US-Dollar in US-Anleihenfonds.
Derartige Summen stellen die Spitze einer Allokations-Fehlentwicklung dar.
Erste Fluchtbewegungen aus Anleihen sind bereits erkennbar. So zogen die Anleger im November 2010 so viel Kapital aus US-Kommunalanleihen („Municipal Bonds“) ab wie im November 2008 (folgender Chart).
Als Beispiel für steigende Renditen sei die scharfe Aufwärtsbewegung der 5jährigen US-Staatsanleihen genannt.
Die Rendite verdoppelte sich innerhalb von fünf Wochen von ein auf zwei Prozent.
Steigen die Renditen, ohne dass die Inflationsrate anzieht, steigt der Realzins. Wir nutzen zur Berechnung des Realzinses die offiziellen US-Inflationsdaten, auch wenn diese die US-Inflation als zu gering ausweisen.
Der Grund für die Nutzung ist ein praktischer: Der so errechnete Realzins hat in den vergangenen 40 Jahren zuverlässig den Weg des Goldpreises aufgezeigt. Der Zusammenhang ist wie folgt: Fällt der Realzins oder ist er gar negativ, so steigt der Goldpreis. Umgekehrt führt ein steigender Realzins zu einem fallenden Goldpreis.
Auf dem folgenden Chart ist diese Entwicklung recht gut nachvollziehbar.
Fazit: Anleihen können aus zwei Gründen steigen: Entweder verbessert sich die Konjunktur oder die Risikoaversion der Anleger erhöht sich. Mindestens einer dieser beiden Aspekte dürfte sich in 2011 durchsetzen. Wir nehmen an, dass das Rendite-Tief vom Herbst 2008 das Tief des 30jährigen Renditezyklus darstellt. Ob man dies als Anleihen-Blase darstellt oder nicht: Eine 30jähriger Boom-Phase in Anleihen ist damit zu Ende gegangen. Unter zyklischen Gesichtspunkten ist davon auszugehen, dass Anlagen in Anleihen in den kommenden 30 Jahren wenig ertragreich erscheinen.
Der mit offiziellen Statistiken errechnete Realzins steigt aktuell (Anleihen-Rendite steigt schneller als die Inflationsrate). Eine solche Entwicklung hat in der Vergangenheit Sand in das Getriebe des Goldpreisanstiegs gestreut. Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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Quelle: » Wellenreiter-invest.de