Wie Goldman Sachs seine Geldstrafe wieder reinholt (oder auch nicht)
von Michael Vaupel
*** Letzten Monat hatte ich darüber berichtet (am 21. Juli), dass der Emittent Goldman Sachs zur Zahlung einer Geldstrafe von 550 Mio. Dollar verurteilt worden ist.
Soll ja irgendwie wieder reinkommen, das Geld, nicht wahr.
In diesem Zusammenhang weise ich aufklärend mit erhobenem Zeigefinger auf die im Kunden-Magazin von Goldman Sachs stark beworbenen „Divdidenden-Zertifikate" hin.
Hatte die schon einmal erklärt, möchte dies aus aktuellem Anlass (der Werbung!) hiermit wiederholen. Also, um was es geht:
*** Dazu muss ich etwas ausholen. Versetzen wir uns mal in die Lage von Goldman Sachs.
Goldman Sachs ist ein Emittent, gibt Zertifikate heraus und möchte nach deren Verkauf „risikoneutral" positioniert sein. Das geht durch das Eingehen von bestimmten „Gegenpositionen". Eine Sache ist mir dabei „immer" schon aufgefallen: Was ist mit dem Dividendenrisiko?
Denn nehmen wir ein Bonus-Zertifikat auf eine Aktie. Die schönen Vorteile des Zertifikats (Chance auf Bonuszahlung, Risikopuffer, evtl. Währungssicherung) finanziert ein Emittent wie Goldman Sachs dadurch, dass er die Dividende einbehält.
Dazu muss er bei Emission des Scheins die Dividende schätzen, um danach die Bonbons festzulegen, welche er dem Käufer gibt.
Doch was ist, wenn die Dividendenzahlungen nach Emission niedriger ausfallen als zuvor vom Emittenten geschätzt? Die Bonbons muss er trotzdem gewähren, seine Einnahmen brechen dann weg.
*** Die Emittenten können sich auch in so einem Fall absichern: Durch einen „Dividenden-Swap". Ein Emittent sucht sich eine andere Bank, und mit dieser tauscht er einen Zahlungsstrom. Er sagt dann sinngemäß: Ich bin der Ansicht, dass diese Firma XY im nächsten Jahr 6 Euro Dividende ausschütten wird. Gib mir diese 6 Euro, und Du erhältst dafür nächstes Jahr die Dividende, egal wie hoch sie ist (sie kann höher oder niedriger sein).
Genau das ist ein „Dividenden-Swap".
Nun ist es aber so, dass recht viele Emittenten genau dies sind: „Dividenden long", d.h. sie haben eine Dividendenzahlung eingeplant und suchen nun nach einem Gegenstück für einen „Dividenden-Swap". Manchmal gar nicht so leicht, habe ich mir mitteilen lassen!
*** Und hier kommt Goldman Sachs ins Spiel:
Mit den beworbenen Zertifikaten kann der Kunde, so die Werbung, an „Dividenden-Futures partizipieren".
Wer ein solches Zertifikat kauft, der profitiert, wenn die enthaltenen Titel ihre Dividendenausschüttungen erhöhen. Er zahlt dafür einen Festbetrag an den Emittenten.
Merken Sie was?
Das ist genau die Gegenposition, die ein Emittent, der „Dividenden long" ist, braucht!
Auf diese Weise hat Goldman Sachs mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Der benötigte Partner für die Absicherung des Dividenden-Risikos sind einfach neue Kunden, welche diese Scheine kaufen. Denn nun ist es ein Kunde, der einen festen Betrag gegen eine ungewisse Dividendenzahlung eintauscht.
Gleichzeitig lässt sich mit den neuen Zertifikaten via Spread auch noch ein bisschen was verdienen.
*** Aus Emittenten-Sicht eine feine Sache! Ist ja völlig legitim, so vorzugehen.
Eine andere Frage ist die, ob sich solche Scheine auch für uns als Trader lohnen.
Tja, und da bin ich skeptisch. "Zukünftige Dividendenströme schätzen", das ist allerdings auch nicht gerade mein Spezialgebiet, um es mal so auszudrücken.
Auf jeden Fall möchte ich, dass Sie wissen, warum Emittenten wie Goldman Sachs solche Zertifikate auf den Markt bringen.
Würde mich nicht wundern, wenn weitere Emittenten folgen würden.
Die Traders Daily-Gemeinde ist informiert.
Bleiben Sie wachsam!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt
Chefredakteur Traders Daily
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de