Depression in Amerika?
von Martin Weiss
An den Aktienmärkten setzte sich in der abgelaufenen Handelswoche die Talfahrt fort. Der deutsche Leitindex landete am Ende der Woche nur noch haarscharf über der 6000er-Marke bei 6005 Punkten.
Im Wochenvergleich betrug das Minus 1,7 Prozent. Auch die US-Indizes schwächelten. Der marktbreite S&P 500 beendete die Woche bei 1071 Punkten. Dies entspricht einem Wochenverlust in Höhe von 0,7 Prozent. Auch Nippons Leitindex kam nach der äußerst schwachen Vorwoche abermals ins Trudeln. Immerhin betrug der Verlust in dieser Woche nur 0,8 Prozent. Der Endstand lag bei 9179 Yen.
Hypothetische US-Depression
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Die offizielle Arbeitslosenquote in den USA steigt auf 16,5%; 16,6 Millionen Arbeitsplätze werden abgebaut, doppelt so viele wie bisher; und das Bruttoinlandsprodukt bricht um 11,1% ein, also vier Mal mehr als während der Rezession des Jahres 2008. Falls Sie dieses Szenario als eine Weltuntergangsphantasie abtun möchten, dann habe ich Neuigkeiten für Sie. Es stammt von zwei prominenten amerikanischen Ökonomen, die zu den engsten Beratern der Regierung Obama zählen, Mark Zandi, der Chefökonom von Moody's Analytics, und Alan Blinder, einst Vizepräsident der Federal Reserve Bank, der US-Notenbank.
Folgen der Rettungsmaßnahmen
Die Mission der beiden Herren bestand darin, die aggressiven Maßnahmen zu verteidigen, mit denen Obama und die Zentralbank auf die jüngste Krise geantwortet haben. Sie wollen damit verdeutlichen, wie schlimm die Lage sich weiter entwickelt hätte, wenn die beispiellosen Rettungsmaßnahmen und geld- bzw. fiskalpolitischen Konjunkturprogramme nicht stattgefunden hätten. Die Studie der Herren Zandi und Blinder trägt den Namen Wie die Große Rezession beendet wurde". Die Autoren argumentieren, dass ohne das massive Eingreifen der Regierung, ohne die Rettungs- und Konjunkturprogramme das US-Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2009 um 7,4% gefallen wäre und um 3,7% in diesem Jahr. Den bisher vorliegenden Zahlen zufolge belief sich der Einbruch der Wirtschaft insgesamt auf 4,1%. Und für das laufende Jahr sehen die Ökonomen im Durchschnitt ein Wirtschaftswachstum von 2,9% voraus.
Erneuter Wirtschaftsabsturz ohne neue Konjunkturprogramme?
Nun drängt sich natürlich die Frage auf, wie es jetzt weitergehen soll, nachdem die Wirkung dieser Programme weitgehend vorüber ist? Und wenn die Regierung Obama keine Anschlussprogramme durchsetzen kann? Wird die Wirtschaft unter diesen Umständen das Verpasste nicht ganz schnell nachholen und den bisher verhinderten Teil der Rezession, den Bereinigungsprozess nachholen?
Unvorbereitet in die nächste Krisen-Etappe
Genau das halte ich für wahrscheinlich. Und wieder sind weder die Politiker noch die Wall Street auf dieses Szenario vorbereitet. Fast niemand sagt eine Forstsetzung der Rezession voraus, die später vermutlich als Depression in die Geschichtsbücher eingehen wird. Fast niemand rechnet mit einem weiteren drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Aber das ist exakt die von mir erwartete Entwicklung.
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de