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Anlagestrategie in Zeiten der Bankenkrise

In der Welt der Finanzen passieren Dinge, die so abartig sind, dass sie längst angeprangert gehören – und trotzdem nimmt nur eine Minderheit sie zur Kenntnis. Wie die Rolle der unter die Fittiche des Staates genommene Hypo Real Estate (HRE) im Rahmen der deutschen Staatsverschuldung: Diese Skandalbank ist zu ca. 8 Prozent dafür verantwortlich, dass Deutschland von einem der drei Stabilitätskriterien des Maastricht-Vertrags (Schulden in Prozent des Bruttoinlandsprodukts BIP) immer weiter abrückt, und niemand aus dem Umfeld des Bundesfinanzministeriums will das vorher gewusst haben.
Würde es sich bei HRE um eine Großbank handeln, könnte man sagen: Schwamm drüber, too big to fail, auch wenn das schon schlimm genug wäre. Aber HRE, einst ohnehin nur als eine Art Wurmfortsatz der HypoVereinsbank gestartet, ist ein Nichts mit einem Berg von Schulden oben drauf. Man spricht von gut 191 Milliarden Euro an „Altlasten“ (hört sich besser an), nur weiß niemand so genau, ob die Altlasten nicht doch viel höher sein könnten. Gemogelt und gelogen wurde rund um HRE ja schon genug, da kommt es auf die eine oder andere falsche Zahl auch nicht mehr an.
Falls Sie sich nun fragen, was das alles mit Ihren persönlichen Finanzen zu tun hat, kann ich Ihnen die Antwort nicht ersparen: Sofern Sie Steuern zahlen, werden Sie Ihr Opfer für HRE später schon irgendwie entrichten müssen. Wie, weiß zurzeit zwar noch nicht einmal der Finanzminister, aber dass, steht außer Frage. Denn 191 Milliarden Euro entsprechen nun mal 8 BIP-Prozenten, sind also kein Pappenstiel, den der Staat mal eben in einem Nebenhaushalt verschwinden lassen könnte.
HRE ist kein Einzelfall. Wenn jemand später die Bankenchronik nach dem Jahr 2000 schreiben wird, dürfte ihm oder ihr der Stoff nicht ausgehen. Die kindischen Versuche der Deutschen und der Dresdner Bank, dann der Dresdner und der Commerzbank, irgendwie zuammenzukommen und dann doch lieber nicht, bildeten nur den Anfang einer langen peinlichen Geschichte. Bekanntlich griff später die Allianz nach der Dresdner, verpulverte dafür einen zweistelligen Milliardenbetrag und konnte schließlich froh sein, die grüne Bank an die gelbe Commerzbank loszuwerden.
Das war zunächst ein Spiel von Vorständen und Aufsichtsräten mit dem Geld anderer (ihrer Aktionäre), das ihnen nicht gehörte. Dafür bestraft wurden sie nicht, stattdessen gab es für sie sogar reichlich Boni, während die Aktionäre immer ärmer wurden. Bald stellte sich heraus, wie marode das ganze Bankensystem war. Als Auslöser galt die Krise, im Besonderen die Pleite der Lehman-Bank – für die Branche einerseits schmerzlich, andererseits ein willkommener Anlass, die Regie für das marode System dem Staat (in diesem Fall dem Bund) zu überlassen. Im Gefolge gerieten unter anderem HRE und Commerzbank unter Staatseinfluss. Die meisten Landesbanken, die bereits längst den Staatseinfluss (der Bundesländer) für sich nutzten, rundeten mit ihren stümperhaften Eskapaden das Bild des Jammers ab.
Ich bin sicher, dass inzwischen alle den Überblick verloren haben, wenn es um realistische Zahlen und darum geht, wie die Bankenkrise zu überstehen sei. Die Geschichte wird mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hinauslaufen, dass die Deutsche Bank nach ihrer jetzt anstehenden Mammut-Kapitalerhöhung mit der Postbank im Gepäck versuchen wird, beim Konzert der international aufgestellten Banken mitzuspielen und in Deutschland ein funktionsfähiges Klein-klein-Geschäft aufzuziehen. Die Commerzbank dürfte ihre Experimente fortsetzen, sich vom Staatseinfluss zu befreien, Ende offen. Die HypoVereinsbank, bei Italiens Unicredit untergeschlüpft, wird ihr endgültiges Geschäftsmodell wohl erst noch finden müssen, zumal die Italiener nach dem mysteriösen Abschied ihres Chefstrategen Alessandro Profumo noch für manche Überraschung gut sind. Und die Landesbanken werden ihr nutzloses Hickhack zu Lasten der Steuerzahler fortsetzen.
Glauben Sie im Ernst, dass ein Banker unter den hier geschilderten Umständen imstande ist, Ihnen noch irgendeinen vernünftigen Rat zu erteilen? Ich kann mir das bei den wenigsten von ihnen vorstellen. Denn die dominanten Karrieristen unter den Bankern werden allemal versuchen, Ihnen etwas zu verkaufen, was Sie garantiert nicht brauchen, etwa eine Riester-Rente oder ein Turbozertifikat. Und die bemühten Dienstleister werden bei der nächsten Gehaltserhöhung übergangen, weil sie Ihnen bei Ihren Finanzen zu helfen statt etwas zu verkaufen versucht haben – eine Spezies mit eng begrenztem Haltbarkeitsdatum.
Wenn Sie nicht riskieren wollen, dass Ihnen zum einen der Staat zu tief in die Tasche greift und zum anderen Ihr sog. Anlageberater Sie zum Opfer seiner Verkaufskunst macht, müssen Sie eine Gegenstrategie entwickeln. Diese besteht, wie hier immer wieder betont, im Ausnutzen aller legalen Steuertricks sowie im Aufbau und Durchhalten einer großen Position an Edelmetallen, vorrangig Gold und Silber in Form von Anlagemünzen, Barren und Edelmetallaktien. Eine ideale Kombination beider Maßnahmen bildet bekanntlich der Kauf von mehrwertsteuerfreien Goldbarren und Anlagemünzen wie Krügerrand, Wiener Philharmoniker, Känguru & Co., deren Wertsteigerungen nach einem Jahr Haltefrist nicht der Abgeltungsteuer unterliegen.
In letzter Zeit werde ich immer häufiger danach gefragt, welche weiteren Steuerspar- und Anlagechancen genutzt werden sollten. Bei solchen Gelegenheiten steuern die Gespräche zwangsläufig auf Immobilien zu. Das ist ein weites Feld: direkte Anlagen (vorwiegend in Wohnimmobilien), Immobilienaktien, offene und geschlossene Fonds – um nur einige wichtige Sparten zu nennen. Was Steuervorteile betrifft, geht es hier aktuell kunterbunt zu, von der Steuerfreiheit der Gewinne aus vermieteten privaten Objekten nach zehn Jahren gemäß § 23 Einkommensteuergesetz (EStG) über hohe Abschreibungen auf Denkmalschutzobjekte gemäß § 7 i EStG bis zu Vorteilen aufgrund von Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und anderen Ländern.
Das sollte allerdings nicht den Blick in die Zukunft verstellen, denn potenziell wird der Staat sich mit brutaler Konsequenz all das zurückholen, was er den Anlegern vermeintlich geschenkt hat. Insofern rate ich allen konservativen Anlegern, die nicht tief in der Immobilienmaterie drinstecken und hier trotzdem Chancen zu wittern glauben, von Experimenten auf diesem Feld ab. Wer dagegen spekulieren will, kann sich Immobilienaktien wie IVG oder Deutsche Wohnen vornehmen. Deren Kursschwankungen sind zwar nichts für schwache Nerven, aber immer noch erträglicher und durchsichtiger als die der Bankaktien.

Manfred Gburek, 24. September 2010

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu