Isländer widersetzen sich der Schuldenübernahm
Samstag, 16. April 2011, 06:52
Diese Woche stand einmal mehr im Zeichen der weltweiten Staatsschuldenkrise. Die Zinsen für zweijährige griechische Staatsanleihen stiegen gestern auf ein neues Rekordhoch von 18,3 Prozent und der dortige Finanzminister räumte ein, dass seine Regierung Zahlungsrückstände gegenüber nationalen und internationalen Unternehmen hätte. Allein die Außenstände gegenüber der deutschen Privatwirtschaft sollen 500Mio. Euro betragen. Die viel diskutierte Umschuldung Griechenlands wird richtig mit der Begründung, dass „Verluste von privaten Investoren zu Stabilitätsproblemen im griechischen und europäischen Bankensystem führen würden“, seitens der dortigen Regierung abgelehnt. Ministerpräsident Papandreou will nun ein neues mittelfristiges Sparund Reformprogramm vorlegen, das bis zu 23 Mrd. Euro einbringen soll. Die Regierung will dazu staatliche Beteiligungen verkaufen, weitere Einschnitte in die Sozialsysteme wagen und die Steuern anheben. Der spanische Ministerpräsident Zapatero hat hingegen weitere Sparmaßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts ausgeschlossen. Ihm kommt China zur Hilfe, das sich bereit erklärte den Ankauf von spanischen Staatsanleihen weiter voranzutreiben und in die Sanierungdes Sparkassensystems zu investieren.
Während man sich in der Bundesrepublik von offizieller Seite immer noch sicher ist, dass die Kraft des monetär getriebenen Aufschwungs ungebrochen und nachhaltig sei, werden in den Medien die ersten Stimmen laut, die eine Eintrübung der Wirtschaftsentwicklung kommen sehen. So sorgen die steigenden Preise für Aufwärtsdruck auf der Zinsseite, was der Wirtschaft in ihrer labilen Verfassung gar nicht gut bekommen wird. Die Verbraucherpreise stiegen im März um 2,1% zum Vorjahr an und die Großhandelspreise, die zum Vorjahr um 10,9% anstiegen, lassen keinerlei Hoffnung auf eine Umkehr der Trendrichtung. Dazu kommt, dass die Staatsschulden im Jahr 2010 um 319 Mrd. auf 2,080 Billionen Euro kletterten. Damit stieg die Schuldenlast ohne Einbeziehung eventueller Garantien für den EFSF und den ESM, von 73,5 Prozent auf 83,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Während die Schulden europäischer Länder durch die Sozialisierung vom Ausfall bedrohter Kredite immer weiter steigen und es wie in der Bundesrepublik anscheinend keine andere Alternative gibt, widersetzt sich ein kleines Land rebellisch dieser unnatürlichen Entwicklung. Die Bürger Islands hatten am vergangenen Wochenende auch bei der zweiten Volksabstimmung innerhalb von 13 Monaten Schuldenrückzahlungen für die Pleite gegangene Icesave aus der Staatskasse abgelehnt. Rund 60 % stimmten gegen eine Schuldentilgung an Großbritannien und die Niederlande. Die isländischen Bürger sehen richtig, dass es keine rechtliche Verpflichtung für die Bürger gibt, für die Verluste einer Privatbank einzustehen.
Den gleichen Hintergrund wie die Isländer prangerte in dieser Woche auch der ehemalige IWF-Chefökonom Simon Johnson an. So hält er den Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann „für einen der gefährlichsten Männer der Welt“. Johnson hat richtig erkannt, dass Ackermann nur so hohe Renditeziele von 20% bis 25% möglich seien, „weil er genau weiß, dass die Deutsche Bank ein Systemrisiko darstellt und daher von den Steuerzahlern gerettet würde, falls ein Konkurs drohe“. In der Tat liegt in dem Umstand, dass sie „waghalsige Risiken eingingen, indem sie enorme Kredite aufnehmen, denen kaum Eigenkapital entgegenstehen“, die Ursache aller heutigen wirtschaftlichen Probleme begraben. Islands Bürger wehren sich zu Recht gegen die Übernahme von Schulden, die im unternehmerischen Risiko einer Bank lagen, die entgegen ökonomischer Vernunft zu wenig Eigenkapital vorhielt. An diesem Beispiel sieht man, dass es auch andere, natürliche und die Wirtschaft gesundende Wege gibt, wie die Schuldenkrise ein Ende finden kann.
Weitere Beobachtungen
Nach der offiziellen Statistik der Europäischen Union stieg die Industrieproduktion des Euroraums im Februar um 0,4% gegenüber dem Vormonat an. Zum Vorjahresmonat erhöhte sich diese saisonal bereinigt um 7,3%.
Das Bundesministerium der Finanzen gab in dieser Woche bekannt, dass man die Produktion der beliebten silbernen 10-EuroGedenkmünzen in bekannter Legierung einstellen wird. Aufgrund des stark gestiegenen Silberpreises (gefallener Kaufkraft des Euro) werden künftige Serien in einer praktisch wertlosen Kupfer-NickelLegierung gefertigt werden. Darüber hinaus soll es die Münze weiterhin in Silber als besonderes Sammlerstück mit einer Feinheit von 625/1000 geben. Doch richtet sich der Verkaufspreis nach dem Preis des enthaltenen Silbers zuzüglich eines Aufschlags von 10€ sowie der Mehrwertsteuer. Der Ausgabetermin der Gedenkmünze „125 Jahre Automobil“ wird vom 5. Mai 2011 auf den 9. Juni 2011 verschoben. Aufgrund dieser Änderungen ist selbst die Sammlerausgabe aus Silber nicht mehr zur Absicherung gegen Inflation geeignet, da der Verkaufspreis stark überhöht ist und es weitaus günstigere Alternativen zur Vermögenssicherung gibt.Der weltgrößte Rentenfonds Pimco hatte kürzlich nicht nur alle USStaatsanleihen verkauft, sondern hat diese auch leerverkauft, um auf einen einbrechenden US-Staatsanleihenmarkt zu spekulieren.Mood’s senkt Irlands Bonität um zwei Stufen auf „Baa3“ und damit genauso schlecht wie Tunesien.
AUTOR
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Chef-Analyst bei pro aurum. Er untersucht die mittel- bis langfristige Entwicklung der Finanz-, Rohstoff- und insbesondere der Edelmetallmärkte und ist Autor des wöchentlich erscheinenden pro aurum Marktkommentars sowie verschiedener Fachpublikationen. Als Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verfolgt er einen ganzheitlichen Analyseansatz. Er hält Vorträge zu Themen der Österreichischen Schule, wie beispielsweise den monetär bedingten Konjunkturzyklen als Ursache von Wirtschaftskrisen und der Vermögenssicherung mit Edelmetallen und Rohstoffen.
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Quelle: » Pro Aurum
» 16.04.11 US-Schneeballsystem: Goldene Konsequenzen