Warum die Gier der Wall Street am Pranger steht
Donnerstag, 20. Oktober 2011, 12:10
von Bill Bonner
Die Rebellion der Schuldsklaven! Machen Sie sich bereit, die steht uns bevor...der Aufstand des Volkes...Revolte der Massen!
Bloomberg berichtet: Die "Occupy Wall Street"-Demonstrationen, die Ende letzten Monats in Lower Manhattan begannen, sind Richtung Innenstadt gewandert, als am 15. Oktober ungefähr 6.000 Menschen am Times Square zusammenkamen zu etwas, was die Organisatoren `global day of action against Wall Street greed nannten."
Laut dem New York City Police Department wurden 92 Menschen verhaftet. Und mehr als 100 wurden in Rom verletzt, wo sich laut Corriere della Sera an die 200.000 Menschen versammelten.
In London wurden 8 Menschen verhaftet, als sie daran gehindert wurden, den Paternoster Square zu betreten - den Platz, an dem die Londoner Börse ist. 6 von denen wurden angeklagt, so die Londoner Polizei in einer Mitteilung. In London haben die Demonstranten vor der St. Pauls Kathedrale gecampt, in der Nähe des Finanzdistrikts.
"Menschen vor Profit"
Auf den Bannern standen Dinge wie "Menschen vor Profit", und "The People are Too Big to Fail", während die Demonstranten auf den Treppen der Kathedrale Reden hielten via Megaphon. Die Demonstranten und örtliche Politiker hatten 300.000 Unterschriften gesammelt. "Die Welt wird aufstehen und sagen, wir haben genug", sagte Patrick Bruner, ein Sprecher von "Occupy Wall Street". Laut der Organisation gab es mittlerweile in 1.500 Städten weltweit Proteste, davon 100 in den USA.
Ich habe Berichte über die weltweiten Proteste gelesen in der Washington Post, Bloomberg und im Wall Street Journal. Nirgendwo wurde der geringste Hinweis auf das wirkliche Problem gegeben. Niemand ist am wirklichen Problem interessiert.
Lehre der alten Griechen
Es gibt zwei Aspekte in Bezug auf Menschen, so die alten Griechen. Da gibt es den "Appetit" - ein rationaler Geist versucht herauszufinden, wie er das bekommt, was er möchte. Und dann ist da der "Geist" - der sich mit Dingen beschäftigt, die nicht angefasst werden können, wie Ehre, Status, Religion und so weiter.
Es mag Appetit sein, der Reichtum schafft - aber es ist der Geist, der Revolutionen anfacht. Die Leute haben einen Sinn dafür, was richtig und was falsch ist...was fair ist und was eben nicht. Und wenn sie fühlen, dass sie betrogen werden...dann treten sie der Revolution bei.
Wie die Reichen reicher werden
Die Presse berichtet darüber, wie die Reichen reicher werden. So die Washington Post:
Von 1973 bis 1985 haben die Banken Amerikas niemals mehr als 16% der gesamten Unternehmensgewinne erzielt (...). Ungefähr 2005 war dieser Anteil auf 41% gestiegen. Und mit den Gewinnen stiegen auch die Bezüge der Banker: Für mehr als drei Jahrzehnte lang, von 1948 bis 1982, lagen die Bezüge im Finanzsektor im Durchschnitt der Löhne im gesamten privaten Sektor, von 99 bis 108%. Bis 2007 war dieser Wert auf 181% gestiegen.
Aber warum? Und wie?
"Wall Street Gier" ist die Antwort, die von den Demonstranten und der Presse gegeben wird. Aber Moment. Die Wall Street war schon immer gierig, auch in Zeiten niedriger Gewinne. Die Wall Street ist immer gierig. Wie jeder andere auch.
Aber es war nicht die Gier der Wall Street, welche die Reichen immer reicher machte.
Nein, es waren Regierung und Fed.
Sie kennen meine Erklärungen dazu.
Dann gibt es eine Revolution
Leute, die sich über "gierige" Vorstände und die Reichen beschweren, bringen es nicht auf den Punkt. Menschen - reich und arm - sind immer gierig. Aber die haben kein monetäres System, welches Schulden ermutigt und Investoren gegenüber der arbeitenden Bevölkerung bevorzugt. Dieses System wurde 1971 von der Nixon-Administration geschaffen, die wahrscheinlich gar nicht wusste, was sie da tat - und später wurde es unter einigen Fed-Vorsitzenden perfektioniert.
Zwang zum Gleichgewicht
In den Zeiten vor 1971 mussten die Nationen ihre Handelsbilanzen halbwegs ins Gleichgewicht bringen. Wenn eine Nation im Handel mit einer anderen einen Überschuss hatte, dann hatte sie einen Überschuss an Geld dieser Nation. Das konnte dann gegen Geld eingetauscht werden, das floss dann vom Defizitland ins Überschussland.
Als dann das Gold abfloss, hatte das einen abkühlenden Effekt auf so eine Volkswirtschaft. Es kam dazu, dass ihre Importe zurückgefahren worden, damit die Handelsbilanz mehr Richtung Ausgleich kam.
Schicksalsjahr 1971
Genau dieser Mechanismus war es, den Nixon stoppen wollte, als er das "Goldfenster schloss" im August 1971. Die USA hatten für den Vietnamkrieg zu viel ausgegeben. Französische Banken, immer noch sehr aktiv in Vietnam, waren Empfänger von Geld - und sie wollten die erhaltenen Dollar in Gold eintauschen. Das war wahrscheinlich der unmittelbare Grund für Nixons Reaktion - und wohl auch der Anstieg des Goldpreises. Darauf folgte ein Absturz des Goldpreises, und danach ein großer Boom....in dem die normalen Amerikaner in die Schulden gelockt wurden.
Absturz der Mittelschicht
Die Reichen wurden reicher; die Armen ärmer. Auch die Mittelklasse wurde ärmer. Zwischen 1975 und 1992 ist der Anteil der reichsten 1% der Amerikaner von 22% des gesamten Vermögens auf 42% gestiegen. Warum? Waren die Reichen produktiver? Waren sie auf einmal intelligenter? Natürlich nicht...die Spielregeln waren zu ihren Gunsten geändert worden!
Im 14. Jahrhundert revoltierten die kleinen Leute in Florenz, und zwar die Wollmacher, ohne Macht und ohne Geld. Im Juni 1378 attackierten sie Regierungsgebäude, und im Juli hatten sie die Regierung übernommen.
Aber dann wurden die anderen Gruppen neidisch. Die Metzger griffen sie auf der Piazza della Signoria an. Und danach sank der Stern der Wollmacher...bis alles wieder war wie vorher.
Kein Ende der Geschichte
Eine der dümmsten Ideen des 20. Jahrhunderts kam von Francis Fukuyama. Er war der Ansicht, dass nach dem Fall der Berliner Mauer das Ende der Geschichte erreicht sei. Revolutionen seien nicht länger notwendig - glaubte er - denn die moderne Demokratie würde sich auf natürlichem Wege auf die Herausforderungen einstellen, die sie treffen würde. Die Leute müssten nur Repräsentanten wählen. Die Politiker würden dann die Themen sachlich diskutieren und eine Lösung finden, oder?
Ha, ha, ha....Fukayama hat alles falsch verstanden. Demokratie. Geschichte. Politik. Alles. Wenn eine Institution älter wird, dann dient sie weniger dem ursprünglichen Zweck als denen, die sie kontrollieren. Je länger eine Institution unverändert bleibt, desto parasitärer wird sie. Sie zieht Ressourcen ab, von ehrlicher Produktion, und teilt sie den favorisierten Gruppen der Mächtigen zu.
Dann...wiederholt sich die Geschichte.
Dann gibt es eine Revolution.
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de