Das öde US-Drama
Mittwoch, 27. Juli 2011, 06:38
von Miriam Kraus
Und schon wieder vergeht ein Tag im öden US-Polit-Drama, das so sehr von Arroganz und mangelnder Objektivität gekennzeichnet ist, dass man schon gar nicht mehr zuschauen mag. Aber na ja, nachdem die Eurozonen-Probleme nun in den Hintergrund gerückt sind, bleibt der Welt ja gar nichts anderes übrig, als sich auch endlich mal mit den US-Problemen zu beschäftigen.
Der 02.August...
Selten hat die Welt wohl mit Spannung so sehr einen 02.August erwartet, wie in diesem Jahr. Denn, dann, so sagt zumindest die in Bedrängnis geratene US-Regierung, geht das Licht aus. Na ja, eigentlich sagt die Regierung, dass dann der Zahlungsausfall droht. So ganz korrekt ist das eigentlich nicht, denn zunächst droht vermutlich erst einmal der Zwangsurlaub für Staatsangestellte und die Schließung von Behörden. Erst in einem 2. (nach Einstellung der Sozialleistungen und Rentenzahlungen) oder 3. Schritt dürften die Amis dann wohl ihren Zinszahlungen nicht mehr nachkommen. Außerdem haben die findigen Analysten von Barclays ausgerechnet, dass sich der Countdown wohl doch noch bis zum 10.August hinauszögern lässt.
Macht das alles die Sache besser? In meinen Augen nicht, aber die Leute kaufen trotzdem US-Anleihen.
Sie glauben mir nicht? Hier schauen Sie mal, wie die US-Staatsanleihen unter dem aktuellen US-Schuldendrama "leiden": Gar nicht!
10-year Treasury Note (10-jährige US-Staatsanleihen)
Quelle: stockcharts.com
Warum die Ami-Anleihen nicht wirklich unter Druck geraten
Man könnte sich jetzt fragen, ob die Marktteilnehmer (genauer gesagt, die Bond-Käufer) irgendwie unter Kamikaze-Gelüsten leiden. Keine unberechtigte Frage, die Antwort ist aber: eher nein! Die Marktteilnehmer haben schlichtweg noch immer Vertrauen in die Bonität der USA.
Warum, wo doch alle Welt Angst davor hat, dass die Amis nächste Woche pleite sind?
Nun zum einen gehen vermutlich die meisten noch immer davon aus, dass die Selbstdarsteller im Kongress sich kurz vor knapp noch über ein Sparpaket und die Anhebung der Schuldenobergrenze einigen werden. Zum anderen kauft natürlich auch die FED, denn Einkünfte aus auslaufenden Geschäften, darf sie ja wieder reinbuttern.
Doch der eigentliche Grund lautet: US-Dollar!!!
Denn wie könnte schon der Staat pleite gehen, welcher die Oberherrschaft über und die Druckrechte an der Weltleitwährung hat. Denn schließlich müssten die USA ja nur ein paar mehr US-Dollar erschaffen, wenn sie welche brauchen. Die fließen dann über den einen oder anderen Weg brav zurück in die US-Anleihen. Alles was die Herren über den US-Dollar dann nur noch zu tun brauchen, ist die Schuldenobergenze anzuheben. Und weil die, seitdem sie implementiert wurde, immer angehoben worden ist, gehen auch diesmal alle davon aus, dass sie früher oder später sowieso angehoben wird. Deshalb würde auch ein Zahlungsausfall nur als kurzzeitige Unterbrechung im ewigen Spiel angesehen.
Wissen Sie was? Dieses ewige Spiel widert mich an! Doch es wird erst dann sein Ende finden können, wenn der US-Dollar als Weltleitwährung endlich sein Ende gefunden hat.
Doch abgesehen davon, widern mich auch die US-Politiker maßlos an, denn die verkennen, trotz oder gerade aufgrund ihres Wissens um den absolutistischen Status der USA im Finanzsystem, so viele wesentliche Dinge, dass es fast schon wieder lustig wird.
Das Dilemma der USA
Also, wir wie ja alle wissen, streiten sich die US-Politiker derzeit bis aufs Blut und fast schon so, als gäbe es tatsächlich einen Grund zum Streiten. Den aber gibt es eigentlich nicht, denn die Schuldenobergrenze muss so oder so angehoben werden. Und auch ein Sparpaket würde zwar dem Image der Amis eventuell gut zu Gesicht stehen, doch in jedem Fall seine Probleme mit sich bringen.
So streiten sich die US-Politiker derzeit also vornehmlich darum, wer bei den nächsten Wahlen besser da stehen darf. Währenddessen spielen sie sich heroisch als Retter des Volkes auf und nehmen für sich in Anspruch, jeweils den einzigen, wahrhaftigen, ehrlichen und richtigen Plan entwickelt zu haben. Dabei verkennen beide Seiten aber nicht nur die Absurdität und Gefahren des aktuellen Disputes, sondern auch welche Lücken die eigenen Pläne haben.
Was die US-Polit-Selbstdarsteller verkennen:
Obwohl sich beide Seiten vermutlich darüber im Klaren sind, dass sie die Druckrechte am US-Dollar besitzen, scheinen sie noch nicht vollumfänglich zu verstehen, dass ein Shutdown der US-Regierung ihr wackeliges Wirtschaftswachstum beeinträchtigen wird. Sicher, Obama warnt bereits vor den Konsequenzen für die Wirtschaft, aber so lange der Klügere nicht nachgibt, hilft auch die Warnung nicht viel.
Obwohl Obama auch davor warnt, scheinen sich beide Seiten noch nicht darüber im Klaren zu sein, was ein Downgrade der US-Bonität für das Land und den Rest der Welt tatsächlich bedeuten würde. Sicher, noch ist keineswegs sicher, dass es tatsächlich dazu kommen wird. Ich schätze, die Rating-Heinis könnten wohl mit dem Gesichtsverlust leben, wenn sie ihre Drohung doch nicht wahr machen würden. Aber, wir alle wissen, die USA hätten längst einen Downgrade verdient, doch dieser würde das Land in weitere finanzielle Probleme stürzen, möglicherweise eine Finanzkrise auslösen, dann aber auch eine zweite Rezession und auch den Rest der Welt mitziehen.
Was beide Seiten ebenfalls verkennen ist, dass ein Sparpaket so oder so, das Wachstum der US-Wirtschaft negativ beeinträchtigen wird. Das wiederum führt zu sinkenden Einnahmen, woraufhin die US-Bonität auf jeden Fall endlich ein Downgrade verdient hätte.
Beide Seiten verkennen überdies, dass ihr jeweiliges Sparpaket jeweils unterschiedliche, aber dennoch gravierende Mängel aufweist. Während die Demokraten auf Steueranhebungen pochen (was für uns Außenstehende nachvollziehbar erscheint, da die USA im internationalen Vergleich eher ein Niedrigsteuerland sind), verkennen sie zeitgleich, dass die USA leider fast ausschließlich auf dem Konsum aufgebaut sind. Dieses wacklige Fundament leidet insbesondere unter Steueranhebungen. Und während die Republikaner auf empfindliche Kürzungen im Sozialsystem pochen, verkennen sie zeitgleich, dass die USA jetzt schon ein Land mit einem mittlerweile fast unüberwindbaren sozialen Graben sind. Ein Graben der sich noch weiter vertiefen wird und das Land am Ende vollständig verschlingen könnte.So oder so stecken die USA in einem Dilemma. Denn Fakt ist, jedwedes Sparpaket wird sich nicht positiv auf die Wirtschaft auswirken. Fakt ist aber auch, dass die Schulden des Landes so oder so weiter wachsen werden (ganz egal, ob sie sich dafür entscheiden die Schuldengrenze kräftig anzuheben, um sich mal ein paar Jahre Ruhe zu gönnen, oder ob sie sich dafür entscheiden den ganzen Klamauk im nächsten Jahr zu wiederholen). Doch Fakt ist ganz besonders, dass das US-Imperium seinen Zenit schon längst überschritten hat und das ewige Spiel "Schulden machen- US-Dollar drucken" irgendwann ein Ende haben muss, das aber erst eintreten wird, wenn der Rest der Welt dazu bereit ist.
Und so stecken die USA faktisch in dem Dilemma fest, dass, egal welche Entscheidungen jetzt getroffen werden, es ein "es wird alles wieder gut" sowieso nicht geben wird. Ich aber verbleibe mit der diebischen Freude darüber, dass die US-Politik den "US-Führungsanspruch" nun endlich der Lächerlichkeit preis gegeben hat.
So long liebe Leser....doch bevor ich mich für heute verabschiede, muss ich noch eine kurze Berichtigung loswerden....gestern hatte ich im "So long" im Eifer des Schreibgefechts fälschlicherweise geschrieben, dass das Webinar mit meinem Kollegen Till Kleinlein zum Thema Technische Analyse bereits heute stattfindet...tatsächlich findet das Webinar am nächsten Dienstag 02.August statt...ich hoffe Sie verzeihen mir meinen kalendarischen Irrtum...
Also:
Das Webinar Technische Analyse für Anfänger und Fortgeschrittene mit Till Kleinlein findet am
02.August um 19 Uhr statt
Hier können Sie sich kostenlos anmelden: Webinar Technische Analyse
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....liebe Grüße und bis morgen
Ihre Miriam Kraus
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