Silber über 46 US-Dollar - Physischer Handel nimmt stark zu
Freitag, 22. April 2011, 07:31
Die Ankündigung der Ratingagentur Standard & Poor’s die BonitätsBestnote der USA binnen der nächsten beiden Jahre herabstufen zu wollen, wenn nicht Maßnahmen ergriffen würden, um das jährliche Haushaltsdefizit von 1,6 Bio USD deutlich zu verringern, verhalf dem Goldpreis im Laufe des Dienstags auf ein neues Allzeithoch von über 1.500 US-Dollar hochzuschnellen. Obwohl diese Herabstufung des Ausblicks angesichts eines Haushaltsdefizits von 10% des Bruttoinlandsprodukts längst überfällig war, ist dieses Vorgehen sowie die Entrüstung von offizieller Seite, als ein politisch motiviertes Schauspiel anzusehen. Die USA haben eine extrem hohe Schuldenlast, die durch eine natürliche Tilgung nicht mehr zurückgezahlt werden kann. Steueranhebungen, wie sie seitens einiger Volkswirte gefordert werden, wären Gift für die marode US-Wirtschaft, wogegen Ausgabenkürzungen für die zahlreichen, unproduktiven Haushaltsposten, insbesondere dem amerikanischen Militärapparat, die einzig nachhaltige Lösung für eine Gesundung der Wirtschaft sein können.
Der Goldpreis Euro verlor, trotz der negativen Vorgaben aus den USA, um 21 Euro je Feinunze. Der Silberpreis stieg in dieser Woche um 7% auf 46 US-Dollar oder um 5,3% auf aktuell 31,54 Euro die Feinunze an. Damit ist der Silberpreis nur noch 4 US-Dollar von dem nominalen Allzeithoch aus dem Jahr 1980 entfernt.
Doch da das mit der offiziellen Preissteigerungsrate bereinigte reale Hoch von Anfang 1980 aktuell erst bei einem Preis von 138 USD erreicht würde, brauchen sich Investoren keine Gedanken über ein baldiges Ende der langfristigen Hausse machen. Bereinigt man den Silberpreis mit einem alternativen Preissteigerungsindex oder setzt ihn ins Verhältnis zur Entwicklung zur US-Geldmengenbasis, dann erhält man sogar entsprechende Allzeithochs mit einem Preis von 300 USD und 711 USD je Feinunze.
Auch die langsam steigenden Marktzinsen und die kleine Anhebung des Leitzinses sind kein Grund, warum die Edelmetallhausse ein Ende finden sollte, da der Realzins weiterhin stark negativ ist und sogar weiter fällt. Die offiziellen Daten und Statistiken bilden bei dieser Betrachtung ebenso wenig die Realität ab, wie das „AAA-„-Rating von S&P die Bonität für die USA. Weiterhin interessant für den Goldpreis war die Meldung, dass der Stiftungsfonds der Universität von Texas im letzten Jahr massiv in Gold investierte, sodass man im Augenblick 5,3% der fast 20 Mrd. US-Dollar in physischem Gold hält. Der Hedgefonds-Manager, der maßgeblich an dieser Entscheidung beteiligt war, begründete diese Entscheidung mit dem unermüdlichen Drucken von Papiergeld durch die Zentralbanken, wodurch der Wert der Währungen im Verhältnis zu Gütern und Dienstleistungen unaufhörlich gemindert würde“. Leider wird das Gold der Universität von Texas in einem COMEX-Tresor bei der HSBC-Bank in New York gelagert, weshalb man sich an der Universität nicht sicher sein kann, dass das Gold im Fall der Fälle auch physisch verfügbar wäre, da es bereits mehrmals am Markt gegen Papier verliehen und damit verloren sein könnte.
Weitere Beobachtungen
Die weißrussische Zentralbank hat den Goldverkauf an Edelmetallhändler im Land beendet. Die dortige Bevölkerung hatte in den vergangenen Monaten massiv Gold gekauft um sich gegen eine diskutierte mögliche Währungsabwertung von 20% bis 30% abzusichern.
China hat den vierten Monat in Folge US-Staatsanleihen verkauft. Die Bestände sanken um lediglich 0,6 Mrd. US-Dollar auf 1.150 Mrd. US-Dollar. Japan hatte im gleichen Zeitraum, trotz der Belastung durch das Erdbeben, seine Bestände an US-Staatsanleihen um 4,4 Mrd. US-Dollar auf 890,3 Mrd. USD ausgeweitet. Gleichzeitig ermahnte China die USA, trotz der eigenen geplanten Blasenwirtschaft, zu „verantwortungsvollem Handeln“ in Bezug auf die amerikanische Staatsverschuldung.
Die Rendite griechischer Staatsanleihen stieg im Wochenverlauf auf über 20% an.
Die offizielle Preissteigerung im Euroraum stieg im März auf 2,7% zum Vorjahr an. Im Vormonat betrug die offizielle „Inflationsrate“ noch 2,4%. Demnach müsste die Europäische Zentralbank allein nach ihren eigenen Daten den Leitzins weiter anheben.
Das Baugewerbe in der Europäischen Union befindet sich weiterhin in der Korrektur ihrer Fehlallokationen, die durch steigende Preise und Zinsen noch weiter zunehmen wird. Die Produktion im Baugewerbe des Euroraums fiel im Februar um 0,7% zum Vormonat. Die realen Zahlen, bereinigt um die wirkliche Inflation, dürften noch weitaus schlechter ausfallen.
In der Bundesrepublik stiegen die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im März zum Vorjahresmonat um 6,2% an. Zum Vormonat stiegen die Preise um 0,4 Prozent.
AUTOR
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Chef-Analyst bei pro aurum. Er untersucht die mittel- bis langfristige Entwicklung der Finanz-, Rohstoff- und insbesondere der Edelmetallmärkte und ist Autor des wöchentlich erscheinenden pro aurum Marktkommentars sowie verschiedener Fachpublikationen. Als Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verfolgt er einenganzheitlichen Analyseansatz. Er hält Vorträge zu Themen der Österreichischen Schule, wie beispielsweise den monetär bedingten Konjunkturzyklen als Ursache von Wirtschaftskrisen und der Vermögenssicherung mit Edelmetallen und Rohstoffen.
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Quelle: » Pro Aurum