Auf den Leim gegangen?
TED BUTLER COMMENTARY
16.Oktober, 2007
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler geschrieben, einem unabhängigem Berater. Investment Rarities stimmt diesen Ansichten, die sich bewahrheiten können oder aber auch nicht, nicht notwendigerweise zu.)
Mittlerweile sollten selbst beiläufige Beobachter der Commitment of Traders Report (COT) bemerkt haben, dass der Gold-Futuremarkt momentan rekordverdächtige Extremwerte erreicht hat, und täglich neue Rekorde bricht. Die Netto Long-Positionen der großen Nicht-Kommerziellen und die Netto Short-Positionen der Händler scheinen ein episches Ausmaß erreicht zu haben.
In den vergangen zwei Monaten, wenn man beim Tiefstand im August anfängt und bis zum heutigen Tag extrapoliert, wurden 150.000 Kontrakte (oder 15 Millionen Unzen) den bestehenden kommerziellen Short-Positionen hinzugefügt, und damit erreichen wir fast die Marke von 250.000 Gold-Future-Kontrakten. Diesen Kommerziellen stehen hauptsächlich die Nicht-Kommerziellen gegenüber, die Netto fast annähernd genauso viele Kontrakte angehäuft haben (die kleineren nicht-meldepflichtigen Händler sind nur für ca. 10% der gesamten hinzugekommenen Long-Positionen verantwortlich.)
Wie ich erst kürzlich geschrieben habe, kann man den Anstieg des Goldpreisen von mehr als $100 in den letzten zwei Monaten hauptsächlich auf diese nicht-kommerziellen Käufe, durch die techn. orientierten Fonds und andere Momentum-Händler, zurückführen. Mir fällt nichts ein, dass einen größeren Einfluss haben könnte, als diese 15 Millionen Unzen, die an der COMEX gekauft (und verkauft) wurden. Niemals zuvor wurden an der COMEX so viele Gold Future-Kontrakte in so einer kurzen Zeit aufgelegt.
Meiner Meinung nach wird die Auflösung dieser kürzlich hinzugefügten 150.000 Gold-Kontrakte für die Richtung, in die der Goldpreis (und Silberpreis) in naher Zukunft gehen wird, verantwortlich sein. Weil sowohl die hinzugekommenen Positionen als auch die Gesamtzahl der Positionen so groß ist, fällt es schwer nicht von einem heftigen Preisgeschehen bei der Auflösung dieser auszugehen. Sieht man das ganze als ein Pokerspiel (eine recht passende Analogie) dann hat der Gewinntopf historische Proportionen angenommen. Auch wenn noch mehr in den Topf reinkommen kann, nämlich dann wenn Gold noch weiter nach Oben steigt und noch mehr Long- und Short-Positionen eingegangen werden, so wird das ganze schließlich, so wie es immer endet, dem auf dem Kopf fallen, der als erstes blinzelt und aussteigt.
In der Vergangenheit, mit vergleichbaren Marktstrukturen, waren es immer die nicht-kommerziellen, technischen Händler die als erstes blinzelten und wegen letztendlich fallenden Preisen ausstiegen. Somit erlaubten sie den Kommerziellen zu niedrigeren Preisen zurückzukaufen, als in vorangegangenen Preisbewegungen erreicht wurden. Genau dass war es, was in der Vergangenheit das Risiko einen Sell-Offs entstehen lies, und momentan entstehen lässt. Man braucht nicht weiter zu erklären, dass umso größer die Long- und Short-Positionen sind, umso größer auch das potentielle Risiko ist.
Manchmal steigen die technischen Händler am Break-Even aus, oder sogar mit kleinen Gewinnen, nämlich dann wenn der Gold oder Silberpreis nach Oben gestiegen ist und dort auch lange genug geblieben ist, um dies zu erlauben. Oftmals liquidieren die tech. Fonds auch mit erheblichen Verlusten, wenn zum Zeitpunkt der Ausbuchung der Kurs weit unter dem durchschnittlichen Einkaufspreis lag. Ich kann mich nicht erinnern, dass die tech. Fonds, als Gruppe, jemals große Gold oder Silber Long-Positionen mit großen Gewinnen liquidiert haben.
Umgekehrt haben die Kommerziellen noch niemals große Short-Positionen mit großen Verlusten zurückgekauft oder geschlossen, auch wenn sie in der Vergangenheit oftmals offene Short-Positionen mit sehr großen unrealisierten Verlusten gehalten haben. Irgendwie haben es die Kommerziellen immer ausgestanden, wenn der Markt gegen sie war, um dann irgendwann ihre Short-Positionen zu weit günstigeren Kursen zu schließen. Natürlich ist die Vergangenheit keine Garantie auf die Zukunft, und es wäre möglich, dass die Kommerziellen mit ihren momentan riesigen Gold Short-Positionen Verluste einfahren könnten.
Ich will eigentlich nur sagen, dass dies alles noch ein ziemlich ungelöstes Problem ist. Erinnern sie sich daran, wie reden hier von Open Interest, und das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Wir werden das ganze erst dann erklären können, wenn das Open Interest glattgestellt wurde. Bis dahin können wir uns nur auf die Fakten, die Vergangenheit und die momentane Situation verlassen, und darauf unsere Spekulationen aufbauen.
Wir müssen uns noch einmal klar machen, dass die COTs die Alarmglocken für einen Sell-off ertönen lassen und gleichzeitig das Umfeld um Gold herum, genauso wie die Chartstruktur selber, selten so positiv gewesen ist wie aktuell. Es ist dieser Zwiespalt zwischen COT-Struktur und konventioneller Analyse, der die Voraussetzung für ein mögliches Feuerwerkt schafft.
Könnten die Kommerziellen überrannt werden und gezwungen werden ihre Short-Positionen mit großen Verlusten zurückzukaufen? Durchaus, auch wenn das noch nie passiert ist. Wenn die Händler gezwungen werden allesamt ihre Positionen zu bedienen, dann wird der Anstieg des Goldpreises noch weit dramatischer ausfallen, als wir bisher beobachten konnten, einfach weil durch diese verzweifelten Verkäufe jeder Widerstand nach oben entfernt werden würde.
Kann das Spiel noch weitergehen und damit der Gewinntopf noch weiter wachsen, sprich, dass noch mehr technische Händler auf den Markt stürmen und die Kommerziellen weiterhin short verkaufen? Sicherlich, aber das würde den Tag der Abrechnung nur verlegen, nicht umgehen, und zudem sicherstellen, dass die Auflösung noch vehementer ausfallen wird.
Das sind jetzt nur Spekulationen von mir, aber ich tendiere immer noch zum dritten möglichen Ausgang, bei dem die Händler es schaffen einen Sell-Off einzufädeln, der mindestens unter die 50 Tage-Durchschnittslinie kommt. Das wäre ein „normaler“ Ausgang. Das ist pure Manipulation und ein Ausgang den ich sicherlich nicht befürworte, allerdings ist es ein Ausgang, den wir in der Vergangenheit oft beobachten konnten.
Irgendwie kommt es mir so vor als ob die Kommerziellen versuchen eine „Rope-A-Dope“ Strategie anzuwenden. Das war die Strategie die vom legendären Boxer Muhammad Ali angewendet wurde, http://en.wikipedia.org/wiki/Rope-a-dope, bei der er den anderen Boxer erlaubte sich an ihm zu verausgaben bevor er überhaupt Angriff. Für mich sieht es so aus als ob die tech. Fonds den Händler auf den Leim gegangen sind und glauben, dass Sie in der Oberhand sind, und deswegen immer größere Positionen zu immer größeren Preisen und immer größeren unrealisierten Gewinnen aufbauen.
Auch wenn das sicherlich der Wahrheit entspricht und die Händler momentan auf dem Papier auf den größten unrealisierten Verluste in der Geschichte des Goldmarktes sitzen, so haben sie aber auch die durchschnittlichen kollektiven Preis auf ihre Shorts heraufgesetzt und sind vielleicht gar nicht in so einer schlechten Position, wie es den Anschein macht. Okay, die gesamten offenen Verluste der Händler mit den seit Mitte August hinzugekommenen 150.000 Kontrakten beläuft sich momentan auf $500 Millionen, aber das sind nur bisschen über $30 pro Unze.
Wenn die Händler immer noch am Steuer sitzen, dann können sie den Preis ohne größere Probleme so manipulieren, dass die offenen Verluste von $30 wiedergut gemacht werden können, mit Luft nach oben. Wenn Kräfte am Werk sind, die die Händler dieses Mal überrennen, dann sind die $30 Dollar Verlust pro Unze nur die Spitze des Eisbergs. Die Zeit wird zeigen wer die Oberhand behält.
Immer noch hab ich Angst davor, dass die Händler einen Sell-Off auf dem Goldmarkt dazu benutzen könnten einen Silber Sell-Off zu manipulieren. Eine der langfristig ermutigenden Entwicklungen auf dem Silbermarkt ist, dass bisher die Händler ziemlich zurückhalten sind, und nicht wollen, dass der Silberpreis genauso nach Oben geht wie der Goldpreis. Wenn Silber was den Preis anbelangt, stärker wäre (was für die „Rope-a-Dope-Händler leicht zu arrangieren wäre), dann hätte das unweigerlich mehr Käufe der tech. Fonds zur Folge gehabt und damit notwendigerweise auch mehr Short-Verkäufe der Händler. Es kommt mir so vor, als ob die Händler, insbesondere die konzentrierten Shorties, ihre Short-Positionen nicht noch weiter vergrößern wollen. Ich glaube dafür gibt es eine Reihe von Gründen, so auch die verstärkte Aufmerksamkeit auf das Problem der Konzentration in letzter Zeit, oder auch Entwicklungen die sie am physischen Silbermarkt sehen. Keine dieser möglichen Entwicklungen wäre langfristig bullisch einzustufen.
Nur um es noch einmal deutlich zu machen, diese ergänzende COT Analyse ist kurzfristiger Natur. Ich möchte damit niemanden verunsichern und ihn damit dazu bewegen seine langfristigen Silberpositionen aufzugeben. Vielmehr möchte ich ihnen ans Herz legen kurzfristig Kaufkraft aufzubewahren und sich so auf einem potentiellen Sell-Off vorzubereiten. Ich rede eigentlich nicht gerne über kurzfristiges, aber manchmal kann man solche kurzfristen Entwicklungen nicht ignorieren. Tatsache ist, dass ich zwei Artikel über die langfristige Situation von Silber geschrieben hab, allerdings noch keine Möglichkeit hatte sie im Internet zu veröffentlichen.
Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, silberinfo übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. (17.10.2007si/as/tw) Quelle: http://www.investmentrarities.com
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