Verfasst von Adam Hamilton am 31.10.2007 um 8:49 Uhr
Silber hinkt Gold hinterher
Allein seit Mitte August ist Gold um 18% gestiegen und bewirkte damit eine Rallye des HUI-Goldaktienindex um 40%. Erst vor einer Woche schloss das antike Metall der Könige nahe 768 $, sein höchster nominaler Wert seit seinem berühmten Hoch vom Jänner 1980. Die saisonalen Trends von Gold sowie auch des HUI versprechen weitere Anstiege in den nächsten Monaten. Heute ist wirklich die beste aller Zeiten für Goldinvestoren.
Trotz dieser guten Anzeichen beschäftigt ein anhaltender Zweifel viele Trader. Silber, das normalerweise viel stärker ansteigt als Gold, hat die Bewegung des Goldpreises noch nicht bestätigt. Während Gold majestätische neue Hochs erreicht, ist Silber noch nicht einmal annähernd über sein Hoch vom Mai 2006 bei knapp unter 15 $ herangekommen. Obwohl es seit Mitte August um bis zu 20% gestiegen ist, wird ein knappes Überbieten des Goldpreises als Scheitern von Silber angesehen.
Wenn Silber sich nur in den letzten paar Monaten schlechter entwickelt hätte, könnte man das leichter abtun. Aber dieses Metall zeigt schon seit Beginn des Jahres Schwächen. Während Gold 2007 in einem definierten Aufwärtstrend gestiegen ist, fiel Silber sogar in einem konträren Abwärtstrend zurück! Im Jahresverlauf bis zu den Tiefs von Mitte August war Gold um fast 3% gestiegen, während Silber um mehr als 10% gefallen war. Kann ein Gold-Aufschwung, der nicht von Silber gefolgt und bestätigt wird, überhaupt legitim sein?
Silber ist historisch dafür bekannt, die Anstiege des Goldpreises bei weitem zu übertreffen, sodass Trader sehr hohe Erwartungen an Silber haben. Sie erwarten sich von Silber nicht nur einen gleichzeitigen Anstieg mit Gold, sondern zusätzlich eine Verstärkung der Gewinne von Gold. Ein nicht von Silber bestätigter Anstieg des Goldpreises wird weithin als Warnung gesehen, dass im Edelmetall-Sektor irgendetwas Wichtiges fehlt. Heute hat sich diese Annahme dahingehend gesteigert, dass viele Leute glauben, die Rallye des Goldpreises könnte aus irgendeinem Grund nicht wirklich begründet sein und kurz vor dem Scheitern stehen, da Silber den Anstieg nicht entsprechend stark widerspiegelt.
Wenn Sie so wie ich physisches Silber oder elitäre Silber-Aktien besitzen, hat das Nachhinken des Silberpreises hinter Gold eine sehr deutliche finanzielle Auswirkung auf ihr Portfolio. Es ist frustrierend zu sehen, wie Silber-Aktien mit sehr viel Potential hinter vergleichbare Gold-Aktien zurückfallen. Auch wenn Sie nur auf der Seite von Gold investiert sind, wird sich die Angst aus den Silberwerten in Form von negativer Psychologie sicherlich auch auf Gold auswirken. Die anhaltende Underperformance von Silber hat also weitreichende Konsequenzen für den gesamten Edelmetall-Bereich.
Nach vielen Diskussionen mit anderen Spekulanten und Investoren habe ich realisiert, dass ich die historische Interaktion zwischen Silber und Gold nicht ausreichend verstanden hatte. Um herauszufinden, wie ernst die relativ schlechte Performance von Silber gegenüber Gold im Jahr 2007 wirklich war, musste ich mich tatsächlich mit der historischen Beziehung dieser beiden Metalle befassen. Diese Abhandlung ist eine detaillierte Darstellung meiner Entdeckungen, die meine Erwartungen an die zukünftige Entwicklung des Silberpreises entscheidend veränderten.
Das spekulative Potential von Silber ist derart extrem, dass rund um dieses Metall eine Art Mythos entstanden ist. Ein Teil der Geschichten über Silber ist zwar richtig, aber über die Jahrzehnte seit dem letzten Super-Bullenmarkt von Silber sind auch einige falsche Annahmen und Gerüchte in Umlauf gekommen. Silber-Enthusiasten, wie auch ich einer bin, haben die moderne Geschichte dieses Metalls in ihrer Vorstellung auf eine Art und Weise komprimiert, die unsere Erwartungen an seine zukünftige Performance verzerrt.
Indem ich die Performance von Silber relativ zu Gold sowohl in diesem als ich in lange zurückliegenden Bullenmärkten genauer betrachte, hoffe ich, meine eigenen Erwartungen für Silber wieder näher an die Realität heranzubringen. Silber hat wirklich großes Potential für unglaubliche Anstiege, aber seine Gewinne sind viel weniger linear als jene von Gold. Silber steigt in raschen, starken Anstiegen, sein Preis handelt lange auf demselben Niveau bevor er plötzlich und ohne Vorwarnung senkrecht nach oben schießt.
In meiner historischen Studie der Beziehung zwischen Silber und Gold untersuchte ich einige Dutzend Charts von 1970 bis heute. Leider musste ich diese für die vorliegende Abhandlung auf sieben Charts beschränken. Jeder dieser Charts zeigt den Silberpreis in Blau, der über den rot eingezeichneten Goldpreis gelegt wurde. Der beste Einstieg, um die Erwartungen aus dem Silbermythos wieder an die Realität heranzuführen, ist unser aktueller Edelmetall-Bullenmarkt.
Nur wenige erinnern sich daran, dass Silber auch in diesem Bullenmarkt grundlegend hinter Gold zurückfiel. Dieser säkulare Bullenmarkt begann im April 2001 bei einem Goldpreis von etwa 256 $. Obwohl Gold bereits beständig angestiegen war, erreichte Silber sein Tief nicht vor November bei knapp über 4 $. In den Jahren 2002 und einem großen Teil des Jahres 2003 konsolidierte Silber meist seitwärts, ohne den Anstiegen des Goldpreises zu folgen. Ende 2003 war Gold bereits um 52% gestiegen, während Silber nur einen Anstieg um 30% verzeichnen konnte. Silber entwickelte sich relativ zu Gold jahrelang sehr schwach. Dann plötzlich, beginnend mit Ende 2003, begann Silber aufzuholen. Es stieg in einem massiven, parabolischen Anstieg, bevor es Anfang 2004 zum Crash kam. Ein zweiter großer Aufschwung begann sofort darauf, scheiterte aber Ende 2004, noch bevor Silber neue Hochs erreichen konnte. Daraufhin konsolidierte Silber fast das ganze Jahr 2005 seitwärts oder fiel teilweise sogar zurück, während Gold einen stetigen, leichten Anstieg erlebte. Der dritte große Silber-Aufschwung begann Ende 2005 und endete im Bullenmarkt-Hoch bei knapp unter 15 $ im Mai 2006.
Wenn Sie nun die rote Linie betrachten, verlief der Anstieg von Gold zwischen 2001 und 2005 ziemlich linear. Es stieg ohne große Aufregung stetig an. Sein Aufwärtstrend verstärkte sich Ende 2005, als es in die zweite Phase seines Bullenmarktes überging, der nicht mehr vom Bärenmarkt des Dollar, sondern von der weltweiten Investment-Nachfrage gesteuert wird. Dies steht im radikalen Gegensatz zum bisherigen Verhalten von Silber in seinem Bullenmarkt.
Silber, das Roy Jastram 1981 als „das rastlose Metall“ bezeichnete, hat diesem Namen im aktuellen Bullenmarkt alle Ehre gemacht. Obwohl der Silber-Bullenmarkt technisch gesehen schon seit sechs Jahren läuft, sind praktisch alle Preisanstiege in nur zwei schnellen Aufschwüngen entstanden. Der Großteil seiner Rallye von 4 $ auf 8 $ passierte in nur etwa einem halben Jahr, von 2003 auf 2004, und auch der Großteil des Anstieges von 8 $ auf 15 $ geschah ebenfalls in nur etwa einem halben Jahr, von 2005 auf 2006.
Im Verlauf dieser sechs Jahre im Bullenmarkt von Silber hätte man also hypothetisch gesehen alle Gewinne in nur zwei Perioden von jeweils etwa sechs Monaten mitnehmen können. Fast alle Anstiege des Silberpreises wurden in nur zwei schnellen Aufschwüngen erzielt! Das spastische Verhalten von Silber sorgte für zwei Halbjahres-Perioden voll Aufregung zwischen 5 Jahren Langeweile. Silber-Investoren müssen verstehen, dass die Anstiege von Silber im Allgemeinen nicht linear und stetig, sondern relativ selten und dann sehr rasch vor sich gehen.
Die nächsten drei Charts fokussieren auf die einzelnen Aufschwünge von Silber in diesem bisherigen Bullenmarkt und zeigen dabei wiederum den Gold- gegenüber dem Silberpreis. Während die Aufschwünge 1 und 3 aus dem obigen Chart offensichtlich sehr wichtig waren und für einen Großteil der Gewinne sorgten, ist auch Aufschwung Nummer 2 eine genauere Betrachtung wert. Entgegen den heute vorherrschenden Annahmen hinkte Silber tendenziell sogar innerhalb seiner stärksten Anstiege im gesamten Bullenmarkt hinter Gold her.
Wenn Sie vor Ende 2003 nicht selbst in Silber oder in Silberaktien investiert waren, so können Sie mir glauben, dass diese ziemlich langweilig waren, bis Silber letztendlich über 5 $ anstieg. Sein erster großer Aufschwung in diesem Bullenmarkt begann im März 2003, knapp vor dem parallel laufenden Aufschwung von Gold. Gold startete also kurz danach im April, und hängte Silber gleich um Längen ab. Silber stieg zwar kontinuierlich an, konnte aber mit der Entwicklung von Gold nicht Schritt halten. Bei etwa der Mitte dieser parallelen Aufschwünge war Gold um 21% und Silber nur um 19% gestiegen. Ähnlich wie heute?
Nach der Hälfte dieses Aufschwungs nahm Silber jedoch Fahrt auf. Es schoss Anfang 2004 über Gold hinaus und sein Preis stieg parabolisch an. Letztendlich führte dieser Aufschwung zu einem Anstieg des Silberpreises um 89%, während Gold nur um etwa ein Drittel gestiegen war. Dies ist die Outperformance von Silber gegenüber Gold, die sich die Trader erwarten. Der Schlüssel, um zu adäquaten Erwartungen zu kommen, ist aber die Tatsache, dass der wirkliche Aufschwung von Silber erst lange nach jenem von Gold einsetzte. Spekulanten begannen erst lange nachdem Gold zu steigen begonnen hatte, auch in Silber zu investieren.
Nachdem seine Parabel eine Spitze gebildet hatte, kam es bei Silber zum Crash. Sein Preis brach in einem Monat um 33% ein, wobei fast die Hälfte dieser Verluste allein in der ersten Woche auftrat. Auch Gold korrigierte zur selben Zeit, aber sein Rückgang war mit 12% viel moderater und es hielt sich auch nach dem Crash sehr viel stärker. Gegen Ende eines Aufschwungs von Gold parabolisch anzusteigen und dann in einem Crash einzubrechen, ist ein sehr typisches Verhalten von Silber. Dieses Verhalten von Silber ist auch entscheidend, um die tendenzielle Entwicklung seines Preises zu verstehen.
Der Silbermarkt ist im Vergleich zum Goldmarkt winzig klein. Es gibt auch keine so großen abgebauten Bestände von Silber, wie es sie bei Gold gibt, um seine Preisbewegungen abzufedern. Silber ist also hyper-spekulativ. Obwohl es viele wichtige industrielle Anwendungen für Silber gibt, sind es letztendlich immer spekulative Käufe, die seine größten und schnellsten Preisbewegungen auslösen. Nur spekulative Käufe können vertikale, parabolische Anstiege bewirken und nur panische, spekulative Verkäufe können zu einem Crash führen. Die Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage bewegen sich viel zu langsam, um solch extreme Preisbewegungen auszulösen.
Durch die Betrachtung von Silber aus der Perspektive eines Spekulanten wird vieles klar. Am Beginn eines Gold-Aufschwungs ist die Gier gering und Spekulanten sind skeptisch, ob der Aufschwung auch tatsächlich halten würde. Ohne Gier und Aufregung sind diese Spekulanten auch nicht an Silber interessiert. Je länger der Goldpreis aber ansteigt, desto mehr Spekulanten glauben, dass es sich um einen wirklichen und nachhaltigen Aufschwung handelt. Sie beginnen also langsam, Silber zu kaufen. In der zweiten Hälfte des Gold-Aufschwungs explodiert der kleine Silbermarkt aufgrund der vielen Käufe förmlich, und die Gier löst schließlich eine Parabel aus. Sobald aber alle Spekulanten investiert sind, überwiegen die Gewinnmitnahmen die neuen Käufe und Silber kollabiert.
Man kann nun diskutieren, ob ich den Aufschwung des Silberpreises von Mitte 2004 als wichtigen Anstieg betrachten sollte, da er keine neuen Hochs brachte. Jedenfalls ist er aber sehr interessant. Nach seinem Crash im April 2004 begann Silber sofort seinen Aufschwung Nummer 2. Beachten Sie bitte, dass fast alle täglichen Anstiege von Silber an Tagen erzielt wurden, an denen auch Gold gestiegen ist. Auf täglicher Basis sind es steigende Goldpreise, die das spekulative Interesse an Silber auslösen, und umgekehrt. Am Ende ist Silber immer dazu verdammt, sich an Gold anzuschließen.
Bei der Hälfte dieses Aufschwungs war Silber um 24% und Gold um 20% gestiegen. Zum Ende des Aufschwungs lagen die Anstiege bei 45% für Silber und nur 22% für Gold. In diesem Aufschwung konnte Silber also nach ein paar Monaten, in denen es etwas hinterher hinkte, die Entwicklung von Gold im Verhältnis 2:1 übertreffen. Trotz seines relativ stetigen Anstiegs waren auch hier die größten Anstiege von Silber in der zweiten Hälfte seines Aufschwungs zu verzeichnen. Wie üblich gab es die meisten Käufe erst, nachdem die Gier in den Markt gekommen war.
Trader erwarten sich von Silber tendenziell genau diese parallelen, linearen Anstiege, in denen das weiße Metall einen Hebel auf Gold bietet. Wie aber die restlichen Charts zeigen werden, ist diese Outperformance von Silber gegenüber Gold eigentlich eine Anomalie. Ob Sie es glauben oder nicht, dieses Übertreffen des Goldpreises ist historisch gesehen ein atypisches Verhalten. Üblicherweise bleibt Silber lange Zeit hinter Gold zurück, dann setzt plötzlich die Gier ein und Silber explodiert förmlich, wodurch es die Gewinne von Gold innerhalb kurzer Zeit aufholt und übertrifft.
Am Ende dieses Aufschwungs kam es erneut zum Crash bei Silber. Dieser Crash ist auch der Grund, warum ich denke, dass dies ein wichtiger Aufschwung war. Ein Crash kann nur passieren, wenn Spekulanten einen Preis in zu kurzer Zeit zu hoch geboten haben und dann zu viele von ihnen gleichzeitig verkaufen wollen. Extreme Gier und Angst definieren starke Aufschwünge und wilde Preisbewegungen. Im Dezember 2004 brach Silber in nur knapp über einer Woche um 17% ein. Gold fiel ebenfalls, aber es hielt wie üblich besser Stand, da es viel weniger spekulativ ist als Silber.
Diese Silber-Crashs sind ebenfalls sehr wichtig. Es ist immer wieder lustig, wie mir nach jedem einzelnen Silber-Crash Futures-Trader schreiben und ihre enormen Verluste beklagen. Sie spielen freiwillig mit einem hyper-volatilen und unberechenbaren Rohstoff mit Margin-Zahlungen, und dann wundern sie sich, wenn ihr Hebel plötzlich gegen sie arbeitet. Machen Sie also keinen Fehler, wenn Sie sich entscheiden, mit dem Schwert zu leben, sollten Sie auch bereit sein, durch das Schwert zu sterben. Silber hat eine lange Geschichte brutaler und plötzlicher Crashs, bei denen die übermäßige Gier in der Nähe eines Hochs rasch in dunkle Angst umschlug. Silber-Trader müssen regelmäßige Crashs einkalkulieren!
Der letzte große Aufschwung von Silber, der 2006 endete, war sein bisher größter und wichtigster. Ganze zwei Drittel seiner Gewinne im gesamten Verlauf dieses Bullenmarktes wurden zwischen Mitte November 2005 und Anfang Mai 2006 erzielt! Dieser beeindruckende Lauf war es auch, der Investoren und Spekulanten einmal mehr in Aufregung über Silber versetzte. Natürlich erreichten auch Silberaktien unglaubliche Kursanstiege, da sie aufgrund der Stärke des Metalls ebenfalls hoch geboten wurden.
Auf täglicher Basis folgte Silber dem Goldpreis ziemlich genau, es stieg und fiel im Allgemeinen gleichzeitig mit Gold. Als aber Gold Anfang Dezember aufregende neue Bullenmarkt-Hochs erreichte, war Silber nicht ganz so beeindruckend. Gold war in seinem Aufschwung um 28% gestiegen und Silber um 40%, also nicht allzu weit über Gold. Dies war sicherlich nicht die große Outperformance, auf die Silber-Trader gewartet hatten.
Interessant ist auch, dass Silber für den Großteil des Jahres zurückfiel, obwohl Gold seitwärts oder leicht nach oben konsolidierte. Das verzögerte Auftreten von Silber, das wir in diesem Jahr 2007 erlebt haben, sieht seinem Verhalten von 2005 sehr ähnlich. Das ist ebenfalls eine wichtige Lektion. Silber ist in erster Linie ein spekulatives, von der Marktstimmung abhängiges Metall und wenn es lange lethargisch bleibt, heißt das keineswegs, dass es nicht im nächsten Moment stark ansteigen könnte. Sobald die Anstiege des Goldpreises die allgemeine Gier im Edelmetall-Sektor stark genug angeheizt haben, wird Silber unvermeidlich aufholen und sein Preis wird explodieren.
Einmal mehr waren auch hier die größten Gewinne des Silberpreises in der zweiten Hälfte seines parabolischen Anstiegs zu verzeichnen. Es stieg in diesem dritten großen Aufschwung letztendlich um 133% und überragte damit den Anstieg des Goldpreises von 75% bei weitem. Interessanterweise stieg auch Gold zum ersten Mal in seinem Bullenmarkt parabolisch an. Da auch Gold von Gier und rein spekulativen Käufen gesteuert war, erlebte es ebenso wie Silber einen Crash. Dieser Zyklus von Parabel und Crash ist das klassische Zeichen für starke, spekulative Käufe, gefolgt von starken Verkäufen. Nachdem wir nun diesen bisherigen Silber-Bullenmarkt untersucht haben, muss ich meine eigenen Erwartungen neu überdenken. Anders als Gold, dass tendenziell relativ linear ansteigt, tendiert Silber dazu, am Beginn eines Aufschwungs hinter Gold zurück zu bleiben, bevor es dessen Gewinne später auf- und überholt, indem sein Preis steil nach oben schießt. Silber ist wirklich nicht sehr aufregend, solange nicht genug Spekulanten daran glauben, dass sein paralleler Anstieg mit dem Goldpreis große Gewinne bringen wird. Generell beginnt also in der zweiten Hälfte eines Gold-Aufschwungs, wenn der Glaube an Gold wieder zurückkehrt, auch wieder Kapital in Silber-Futures zu fließen und seinen Preis höher zu bieten.
Das hätten schon immer unsere Erwartungen an Silber sein sollen. Auch seine historische Entwicklung entspricht diesen Erwartungen, wenn nicht sogar noch extremer. Trotz des Silber-Mythos hat dieses Metall auch in den 1970ern und 1980ern erst gegen Ende eines großen Gold-Bullenmarktes Fahrt aufgenommen. Silber wird letztendlich der Führung durch Gold folgen, so wie immer. Üblicherweise braucht es aber ziemlich ernsthafte Bewegungen des Goldpreises, um die spekulative Leidenschaft für Silber zu entzünden.
Zwischen 1971 und 1974, also wahrscheinlich zu der Zeit, als die meisten der heutigen Silber-Spekulanten geboren wurden, erwachten die Edelmetalle aus einem langen Tiefschlaf und starteten in einen mächtigen Bullenmarkt. Obwohl sich noch einige an das spektakuläre Silberhoch von 1974 erinnern können, können sich nur wenige an den holprigen Weg erinnern, den es bis dorthin zurückzulegen hatte. Zwischen 1971 und 1973 entwickelte sich Gold viel besser als Silber, das für den Großteil dieses Anstiegs hinterher hinkte.
Die Underperformance von Silber gegenüber Gold, die in diesem Chart deutlich zu erkennen ist, wird auch durch die entsprechenden Zahlen bestätigt. Bis Mitte 1973 war Gold um 235% und Silber nur um 111% gestiegen. Wenn wir heute erleben würden, wie der Silberpreis sich gerade einmal verdoppelt, während der Goldpreis sich verdreifacht, würden mich Massen-Selbstmorde im Silberlager nicht überraschen. Es würde die Psyche der hartgesottenen Silber-Bullen schwer treffen, wenn ihr geliebtes Silber derart weit hinter Gold zurückfiele.
Ende 1973 begannen die Spekulanten schließlich, an die Gold-Rallye zu glauben, und wagten sich somit auch in den kleineren Silbermarkt. Wieder einmal erzielte Silber über zwei Drittel seines gesamten Preisanstiegs innerhalb der letzten paar Monate dieses Aufschwungs. Sein parabolischer Anstieg von knapp über 3 $ auf knapp unter 7 $ von Anfang 1974 stellt alles, was wir in unserem aktuellen Bullenmarkt erlebt haben, in den Schatten. Am Ende dieses beeindruckenden Laufs war Silber um 420% gestiegen. Interessanterweise lag Gold jedoch mit 377% nicht allzu weit zurück.
Gold war aber nicht nur für den Großteil dieses Bullenmarktes stärker als Silber, sondern Silber erlebte aufgrund des parabolischen Anstiegs auch einen starken Einbruch, anders als Gold. Während Silber ins Schleudern geriet und nach unten konsolidierte, erreichte Gold schon Ende 2004 sein nächstes, noch höheres Hoch. Déjà vu? Heute machen sich Trader Sorgen, weil Silber nicht so wie Gold neue Hochs anstrebt. Es gibt aber nichts Neues in den Finanzmärkten, denn diese werden immer von derselben Gier und Angst gesteuert.
Silber war also auch Anfang der 1970er-Jahre eine spastische Spekulation. Es hinkte jahrelang Gold hinterher, bevor es am Ende plötzlich in einer spekulativen Manie nach oben schoss, um zu Gold aufzuholen. Danach kam es prompt zum Crash. Die Zyklen von Konsolidierung, Parabel und Crash, die wir bei Silber seit 2003 beobachten, sind nur ein Echo des seit Jahrzehnten üblichen Verhaltens dieses rastlosen Metalls.
Der Grundstein für den Mythos, dass Silber Gold outperformt, stammt sicherlich vom gesamten Verlauf des Edelmetall-Bullenmarktes in den 1970ern. Von ihren jeweiligen Tiefs von Anfang der 1970er stieg Silber bis Jänner 1980 um 3.627% und Gold "nur" um 2.332%. Auf Basis ihrer Schlusskurse stieg Silber von 1,29 $ auf 48,00 $, also um das 37-fache, während Gold von 34,95 $ auf 850 $, also um das 24-fache anstieg. Silber hat Gold also im Bullenmarkt der 1970er-Jahre tatsächlich outperformt. Aber der Teufel sitzt wie immer in den schon vergessenen Details.
Dieser erste Chart zeigt die zweite Hälfte des 1970er-Bullenmarktes, von 1976 bis 1980. Einmal mehr hat Gold Silber einige Jahre lang outperformt. Bis Mitte 1979 war Gold um 200% und Silber um 154% gestiegen. Dann schoss Silber plötzlich in zwei aufeinander folgenden, massiven Parabeln nach oben, die jeweils nur etwa einen Monat lang dauerten. Von seinem fabelhaften Anstieg von knapp über 1 $ auf knapp unter 50 $ fielen ganze 40 $ nur auf die letzten fünf Monate des gesamten Silber-Bullenmarktes! Wenn Sie Silber bis August 1979 gänzlich ignorierten, hätten sie theoretisch immer noch 4/5 seiner gesamten Gewinne dieses Jahrzehnts realisieren können!
War Silber also in den 1970ern wirklich ein besseres Investment als Gold, so wie es allgemein gerne gesehen wird? Technisch gesehen ist die Antwort sicherlich ja. Aber das galt nur für ein halbes Jahr von 1979 auf 1980, indem Silber in einer von Gier getriebenen, spekulativen Manie parabolisch nach oben schoss, bevor es in einem massiven Crash kollabierte. Genau wie heute zeigte Silber damals jahrelang keine aufregende Entwicklung und explodierte dann plötzlich in einer gierigen Manie, die danach genauso schnell in die andere Richtung umschlug, wie sie gekommen war.
Nach den Super-Spitzen von Gold und Silber Ende 1979 folgte bei beiden Metallen der Crash. Da die Anstiege von Silber aber viel spekulativer waren und fundamental weniger stark begründet, brach es viel stärker ein als Gold. Silber war in der zweiten Hälfte dieses legendären Bullenmarktes, von 1976 bis 1980, um 1.158% gestiegen, während Gold im gleichen Zeitraum um 732% gestiegen war. Die Outperformance von Silber war zwar vorhanden, erreichte aber nicht den Hebel von 2 zu 1, den die Trader heute erwarten.
Dieser Chart beschäftigt mich mehr als alles andere, was ich diese Woche über Gold und Silber herausgefunden habe. Ich höre immer wieder, wie Silber-Advokaten die 1970er-Jahre so darstellen, als wären die Preisanstiege von Silber linearer, weiter ausgedehnt und einfacher zu handeln gewesen als jene von Gold. Wenn aber 4/5 der gesamten Gewinne in einem Bullenmarkt, der ein Jahrzehnt andauert, in nur fünf Monaten erzielt werden, scheint mir dieses Metall für halsbrecherische Spekulanten besser geeignet als für Investoren. Um diese Super-Spitze des Silberpreises zu handeln, war ein exzellentes Timing notwendig.
Wenn Sie erwarten, dass Silber ebenso gleichmäßige und lineare Gewinne erzielt wie Gold, dann sollten Sie diese Erwartungen vielleicht ändern und sich auf langweilige Zeiten mit regelmäßigen Unterbrechungen durch erstaunliche Parabeln einstellen. Silber wird nach wie vor ein großartiges Investment sein, aber es wird sehr viel Geduld und Nerven aus Stahl erfordern, es lange genug zu halten und dann schnell genug zu verkaufen, um von diesen Parabeln zu profitieren. Im gesamten Verlauf unserer modernen Geschichte hat Silber üblicherweise lange gewartet, bis es erst spät in einem Aufschwung des Goldpreises aufblitzte und seine wahre Größe zeigte. Dieser letzte Chart zeigt einen weniger bekannten Edelmetall-Bullenmarkt Mitte der 1980er-Jahre. Interessant ist, dass es sich hier nicht um eine säkulare, sondern eine zyklische Bewegung handelte. Trotzdem zeigte Silber genau das gleiche Verhalten, sich dem Goldpreis erst verzögert anzuschließen, wie in den Bullenmärkten der 2000er- und der 1970er-Jahre.
Alles begann 1985, als Gold langsam stieg und Silber dagegen langsam zurückging. Ist es also wahrscheinlich, dass wir im Jahr 2007 keine Antwort von Silber auf den steigenden Goldpreis sehen werden? Aus historischer Sicht definitiv nicht. Während der Gold-Bullenmarkt schon Anfang 1985 begann, schloss sich Silber erst Mitte 1986 an, als sich die Spekulanten letztendlich wieder für das weiße Metall begeistern konnten. Zur Hälfte dieses Anstiegs war Gold um 54%, und Silber mit klarem Rückstand um nur 23% gestiegen.
Dann, Anfang 1987, zeigte Silber einmal mehr sein charakteristisches, hyper-spekulatives Verhalten. Während Gold in einem netten, linearen Anstieg weiter zulegte, explodierte Silber vertikal nach oben. Fast alle Gewinne dieses gesamten Silber-Bullenmarktes wurden ganz am Ende seines Laufs erzielt. Letztendlich überstieg der Preisanstieg von Silber mit 109% jenen von Gold mit 67% deutlich, aber Silber übertraf Gold nur in den letzten fünf Wochen eines Gold-Bullenmarktes, der über zwei Jahre lang gelaufen war!
Nachdem diese Silber-Parabel Anfang 1987 ihre Spitze erreicht hatte, kam es zum wenig überraschenden Crash. Die Gier, die einen vertikalen Anstieg auslösen kann, ist ganz einfach niemals nachhaltig. Gold hingegen, das hauptsächlich fundamental gesteuert war, ging zwar ebenfalls zurück, erlebte aber keinen Crash. Dies zeigt einmal mehr die extrem spekulative Charakteristik von Silber. Als die US-amerikanischen Aktienmärkte einbrachen, wurde Silber von ihnen mit nach unten gezogen. Die Spekulanten waren allgemein verunsichert und wollten nichts mit spekulativen Trades zu tun haben.
Während Silber nach dem Crash von 1987 konsolidierte, stieg Gold bald darauf auf ein neues Hoch. Silber war also während unserer gesamten modernen Geschichte ein spekulativer Spielplatz, wogegen Gold in harten Zeiten Sicherheit und Stärke bot. Das unterstreicht den entscheidenden Punkt, dass Silber, was seine Preisbewegungen betrifft, nicht einfach nur eine volatilere Version von Gold ist. Da Gier und Angst einen viel größeren Einfluss auf seinen Preis haben als Fundamentaldaten, ist Silber komplett anders zu behandeln als Gold.
Um ehrlich zu sein, fühle ich mich jetzt enttäuscht und in die Irre geführt. Mein ganzes Leben lang glaubte ich an den Mythos, dass Silber Gold in den meisten Fällen outperformen würde. Historisch gesehen ist das aber ganz einfach nicht wahr. Was auch immer Sie oder ich über Silber glauben wollen, die historischen Daten sind eindeutig. Ja, Silber wird Gold tendenziell gegen Ende eines Anstiegs der Edelmetallpreise outperformen, wenn die Gier extrem hoch ist. Davor tendiert es jedoch dazu, für die meiste Zeit eines solchen Anstiegs weit hinter Gold zurück zu liegen.
Angesichts dieser Entdeckungen sollte die Underperformance von Silber im Jahr 2007 keinem Edelmetall-Investor oder -Spekulanten Sorgen bereiten. Silber wird in diesem Gold-Aufschwung wahrscheinlich noch einen Höhenflug erleben, aber dieser wird erst in den letzten Monaten beginnen, wenn das Vertrauen und die Gier der Spekulanten durch den Anstieg des Goldpreises wieder geweckt wurden. Silber wird schließlich stark steigen, um zu den Gewinnen von Gold aufzuholen. Alles, was das bisherige Fehlen einer Bestätigung des Gold-Aufschwungs durch Silber uns zeigt, ist die Tatsache, dass die generelle Gier im Edelmetall-Sektor bisher nicht groß genug ist. Dies ist ein gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass der Aufschwung des Goldpreises immer noch jung ist.
Wir von Zeal betreiben schon lange Investitionen und Spekulationen mit physischem Silber und Silberaktien. Ich empfahl unseren Abonnenten im November 2001 Silber zum ersten Mal als Investment, als es bei 4,20 $ handelte. Eines unserer langfristigen Silberaktien-Investments, das wir im April 2002 empfohlen haben, ist bisher um 1200% gestiegen. Unser Kapital ist also seit langem in Silber und in elitären Silberaktien investiert und daran wird sich auch bis zum Ende dieses Rohstoff-Bullenmarktes, der noch für etwa ein Jahrzehnt andauern sollte, nichts ändern.
Für einzelne Gold-Aufschwünge wird diese Untersuchung jedoch meine Trading-Strategie verbessern. Am Beginn eines solchen Aufschwungs werden Spekulanten vermutlich bessere Ergebnisse mit Goldaktien erzielen. Silberaktien sollten sich später in einem solchen Aufschwung am besten entwickeln, nachdem die Stärke des Goldpreises die generelle Gier wieder geweckt hat und Spekulanten in Silber-Futures beginnen, den Silberpreis höher zu treiben. Wenn Sie unsere Silberaktien-Trades in diesem Gold-Aufschwung verfolgen wollen, abonnieren Sie noch heute unseren renommierten monatlichen Newsletter. Dort wenden wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen auf das wirkliche Trading an.
Fazit ist, dass der heutige Silber-Mythos bezüglich der Outperformance von Silber gegenüber Gold etwas zu viel Mythos enthält. Obwohl Silber gegen Ende eines großen Anstiegs tendenziell stärker steigt als Gold und dessen Anstiege übertrifft, hinkt es für die meiste Zeit deutlich hinterher, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt die Gier groß genug wird. Dies macht Sinn, da der Silbermarkt im Vergleich zum Goldmarkt derart klein ist, dass er viel anfälliger für wilde Preisbewegungen aufgrund spekulativer Trades ist. Silber ist eine Wetterfahne, an der man Gier und Angst im Edelmetall-Sektor ablesen kann.
Obwohl diese langfristig entstandene Charakteristik von Silber seine langfristigen, bullischen Aussichten in keinster Weise verändert, sollte sie wirklich dazu führen, dass die Trader ihre Erwartungen neu überdenken. Silber-Trading ist so wie Soldaten einen Krieg beschreiben, der meist aus langen, langweiligen Phasen besteht, die von plötzlichen, schrecklichen Ereignissen unterbrochen werden. Wir müssen lange Perioden von langweiligen Konsolidierungen abwarten, bevor Silber plötzlich parabolisch nach oben schießt und uns innerhalb weniger Monate ein Vermögen einbringt.
© Adam Hamilton
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Dieser Beitrag wurde exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. (Zum Original vom 26.10.2007.)