Heckmeck um den Greenback
von Ronald Gehrt
Ich hörte dieser Tage folgende Aussage: „Es ist der fortgesetzte Wertverfall des US-Dollars, der Aktien- und Rohstoffmärkte immer höher treibt. Daher werden Aktien und Rohstoffe auch weiterhin nachhaltig zulegen können. Wir empfehlen ...“. Tja. So sieht’s also aus. Damit wäre also alles klar. Außer ein paar Kleinigkeiten vielleicht...
...z.B. warum der Dollar überhaupt fällt. Warum deswegen die Aktien und Rohstoffe steigen müssen. Und warum so klar sein soll, dass beides auch einfach so weitergeht. Es läuft wie immer. Und es merkt – ebenfalls wie immer – so gut wie niemand: Eine Aussage wird mit starken Worten und wissender Miene so formuliert, als sei sie ein Naturgesetz. Und viele, viel zu viele, nehmen es kommentarlos und ohne es zu hinterfragen als gegeben hin. Das ist schlecht.
Der Bestsellerautor Terry Pratchett, Meister des Humors ebenso wie hintergründiger Wahrheiten, schrieb einmal: Um den Grad der Intelligenz einer Gruppe zu ermitteln, nehmen Sie den IQ des Dümmsten und teilen ihn durch die Zahl der Gruppenmitglieder. Was soviel heißt wie: Je größer die Gruppe, desto dümmere Dinge kann sie anstellen und desto eher kann man ihnen erzählen, was man will. Was den Dollar angeht, wird so recht widerspruchslos akzeptiert, dass ein schwacher Dollar weiter steigende Aktien bedeutet, dass der Dollar immer weiter fallen wird und alle genau das auch so wollen.
Ich weiß, dass ich mich mal wieder unbeliebt mache, wenn ich die dumme Frage stelle, warum ein schwacher Dollar gut für Aktien und Rohstoffe sein soll. Ich tue es dennoch. Meist kommt folgende Antwort: „Traditionell (d.h. es war schon immer so, ich weiß auch nicht warum, fragen Sie doch jemand anderen) ist es nun mal so, dass die Anleger in Krisenzeiten in den Dollar flüchten, weil er die sicherste Währung ist. Tun sie es nicht, bedeutet das logischerweise, dass die Lage positiv ist. Und das ist gut für Aktien.“ Wer ob dieser Logik noch steht, möge weiterlesen.
Also, man schließt nun also aus einem Verhalten der Investoren auf die tatsächliche Lage. Was allerdings zwingend erfordert, dass sich die Mehrheit der Investoren zum einen nicht irren kann (was sie aber meistens tut) und dass es keine anderen Beweggründe für einen Verfall des Dollars gäbe (was nicht der Fall ist). Solche Argumentationen klingen nur für diejenigen logisch, die das, was passiert, einfach unbesehen als „richtig“ einstufen und dazu neigen, sich dem Strom der Mehrheit anzuschließen. Was den Vorteil hat, dass man sich das Denken sparen kann. Was wiederum bedeutet, dass, weil dann fast alle aus der Gruppe der Mehrheit so denken, in dieser Gruppe insgesamt recht wenig Gehirn benutzt wird. Was wiederum Terry Pratchett eindrucksvoll bestätigt. Ich meine, es könnte nicht schaden, solche seltsamen Wahrheiten deswegen zu hinterfragen.
Grundsätzlich gab es ja mal andere Denkweisen, die etwas mehr mit Logik zu tun hatten. Wenn wir die mal aus dem Keller holen möchten ... danke sehr. Also, da haben wir zunächst mal die Zinsdifferenz. Dorthin, wo es die höchsten Zinsen gibt, strömt das Kapital. Das bedeutet eine höhere Nachfrage nach der entsprechenden Währung und das treibt deren Kurs nach oben. Goody ol’ times ... das war mal. Denn wir haben momentan in den wichtigsten Währungsräumen Dollar, Yen, Euro und Pfund durchweg geringe Zinsrenditen (auch mit Blick auf die Nettorendite, die die momentane Deflation mit einbezieht). Würde man jedoch annehmen, dass sich die Währungsströme trotzdem am Zins und dabei vor allem am erwarteten Zinsniveau orientieren würden, hieße somit der fallende Dollar, dass die Zinsen in den USA auf absehbare Zeit nicht stärker/höher steigen als in den anderen Währungsräumen ... was hieße, dort ist die Lage am schlechtesten. Knifflig, daraus abzuleiten, dass das gut für US-Aktien wäre.
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Quelle: » Frank-Meyer.eu