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Gut schlafen mit Anleihen?
von Frank Meyer um 11:11:43 Uhr 27.04.08

Während alle auf die Aktienmärkte schauen, beginnen die weltweiten Renditen am Anleihemarkt seit ein paar Wochen kräftig zu steigen. Im Gegenzug fallen die Kurse der Anleihen. Es könnte der Beginn einer viel größeren Bewegung sein, mit fatalen Folgen. Die Umlaufrendite schnellte binnen vier Wochen von 3,6 auf 4,3% hoch. Wer vor ein paar Wochen Staatsanleihen kaufte, hat heute schon einen Verlust. Es bedeutet auch, dass Anleger jetzt wegen steigender Inflation mehr Rendite fordern. Gleiches Bild in Amerika und regelrechtes Chaos am letzten Freitag in Japan. Dort wurde der Handel mit Anleihen kurzzeitig ausgesetzt, nachdem neue Inflationszahlen die Kurse abstürzen ließen. Mit offiziellen 1,2% ist Nippons Teuerung so stark gestiegen wie seit zig Kirschblütenfesten nicht mehr.
Ich frage mich aber seit geraumer Zeit, wer dem Staat sein Geld zu solch aberwitzig niedrigen Zinsen borgt. Mir scheint es ein schlechtes Geschäft zu sein, über Zinsen weniger einzunehmen, als es die reale Teuerung wieder auffrisst. Wer sind diese Investoren? Zunächst sind es diejenigen, die glauben, dass ihr Geld in diesem Markt sicher ist. Dazu gesellen sich Länder wie China und Singapur, die ihre gewaltigen Überschüsse irgendwo unterbringen müssen. Und auch die großen Pensions - und Rentenfonds, die als Sammelstelle für Kleinsparerkapital sind hier unterwegs. Die meisten haben ihrem Klientel einen auskömmlichen Altersstand versprochen.
Der weltweite Anleihemarkt ist inzwischen auf ca. 75 Billionen USD (75.000.000.000.000) angewachsen. Bewegen sich die Kurse der Anleihen nur um ein einziges Prozent, geht es schon mal um schlappe 750 Mrd. USD mehr oder weniger. Kein Wunder, dass man diesen Markt nicht nur verbal pflegt. Auch das in die deutschen Riesterprodukte geflossene Geld parkt zum großen Teil im Anleihemarkt. Niedrige Zinsen und hohe Inflation könnten aber später dazu führen, dass unterm Strich eine recht hübsche Summe herauskommt, die dann aber versteuert gerade noch ein paar Reistüten kauft. Doch wer macht sich darüber schon Gedanken? Einem geschenkten Gaul (staatliche Zuschüsse) schaut man eben nicht ins Maul.
Über steigende Inflationsraten freuen sich aber weltweit die Finanzminister. Deutschland hat offiziell 1,5 Billionen Euro Schulden. Bei einer gefühlten Inflationsrate von sagen wir mal sieben Prozent, würde sich der Staat so auf die kalte Art jährlich um 100 ca. Mrd. Euro "entschulden". Zwar wachsen die Gesamtschulden auf dem Papier weiter an, doch rechnet man die schwindende Kaufkraft des Geldes dagegen, sind die Schulden auch jährlich wesentlich weniger "wert". Da die Schulden wie in einem Schneeballsystem immer wieder mit neuen Schulden "refinanziert" werden, sind vor allem niedrige Zinsen und eine höhere Teuerung Voraussetzung für eine Fortsetzung dieser gängigen Praxis. Auf diese Art und Weise würde sogar eine "Entschuldung" gelingen. Und man braucht natürlich auch genügend Käufer dieser "sicheren Anlagen". Durch Fonds, Pensionskassen und andere Einrichtungen wie Riester, Rürup & Co. ist dafür noch gesorgt, auch genügend Abnehmer zu finden. Irgend jemand wird die Zeche bezahlen. Am besten alle.
Dass die USA unter ihrer Schuldenlast noch nicht kollabiert sind, liegt eben an diesem System. Die Teuerung dort drüben liegt eher über 10 Prozent (Teuerung = Geldmengenwachstum minus BIP) und die Renditen am Anleihemarkt sind weiter mickrig. Man glaubt noch den offiziellen Inflationsraten. Zudem kann man die neuen Schulden noch den ausländischen Investoren aufs Auge drücken. Solange diese sich mit Renditen von aktuell 3,8% zufriedengeben, dreht sich das Schuldenkarusell weiter. Man braucht eben immer einen Dummen, der das finanziert.
Aber die Rentenmärkte drohen aber gerade jetzt mit steigenden Renditen. Die Refinanzierung wird teurer. Wie teuer? Das hängt damit zusammen, wieviel neue Schulden die Staaten machen wollen (müssen), wieviel Prozente die neuen Schulden kosten und ob es auch weiterhin genügend Käufer gibt, die im Anleihemarkt den "sicheren Hafen" sehen.
Gerne schicke ich Sie an dieser Stelle nach ENTENHAUSEN wenn Sie sich die noch viel hübscheren Pfandbriefe & Co anschauen wollen. Dagobert Duck hätte eine andere Anlagestrategie.

© Frank Meyer
Quelle: blog.frank-meyer.tv