Was für ein Spiel...!
Nein, keine Sorgen, ich erspare Ihnen jetzt sämtliche Analysen der letzten Fußballspiele. Sie hätten keinen Spaß daran und das garantiere ich. Sonst gibt es ja wenige Garantien im Leben, vor allem nicht an den Finanzmärkten. Ich schaue mich nach der US-Zinsentscheidung um und ringe nach Luft. Die allwissende und amerikanische Notenbank hat befunden, den Leitzins bei zwei Prozent zu belassen, obwohl die Hüter der Probleme und des Papiergeldes nun von gestiegener Inflationsgefahr sprechen. Statt den Zins deshalb anzuheben, tun sie es nicht. Die Zentralbanken sind offenbar handlungsunfähig. Was kommt danach? Die jetzige Situation der steigenden Preise und fallenden Produktion riecht stark nach Stagflation und dagegen sind alle Waffen stumpf.
Ich rate jedesmal, welchen Hasen sie FED´ler aus dem Zylinder zaubern. Diesmal waren die Langohren besonders bunt. Oder war es Knallfrösche? Woher soll ich es wissen, aber es roch nach Alkohol und Rauch. In ihrer Erklärung betonte die FED, dass die allgemeine Wirtschaftsaktivität weiterhin aufwärts gerichtet sei, was teilweise eine Befestigung des privaten Konsums reflektiere. Nachdem ich dann mich wieder zu mir gekommen war, sprach ich ein Gebet für die statistischen Daten, die auf Streckbank gedehnt worden sind, um danach dem gläubigen Volk in die Augen zu springen.
Den dritten Vers widmete ich dem Konsumentenvertrauen. Es hat am meisten gelitten, denn es wurde aus den Geldbeuteln der US Bürger direkt in den Tank der SUV´s gespült, sprang beim Einkauf über die Ladentheke rannte davon. Es wurde auch auf dem Weg zum Hypothekenfinanzierer gesichtet, auf nimmer Wiedersehen. Die Nachricht, dass der US-Konsument vom Straucheln ins Stürzen übergegangen scheint, kam bei den Herren der Noten in Nöten noch nicht an. Nur die Wirtschaftsaktivität sei nach oben gerichtet, sagte der Experte und drehte den Chart auf den Kopf.
Ich staune, was ich in den Zeitungen lese. Die Zukunft sieht bei vielen Konzernen ganz komisch aus, jedenfalls nicht zum Lachen. Die US-Autobauer sind längst im Strudel des Todes gefangen, die UPS schippert weniger Waren hin und her, daher eine Gewinnwarnung. Fedex geht es nicht besser. Nike verdient in den USA schlecht, die Banken ächzen trotz akrobatischer Bilanzierung unter der Last ihrer Schulden. Die Kunden von Boeing wollen angeblich ein Drittel ihrer Bestellungen stornieren. Die Preise steigen, Löhne stagnieren seit Jahren. Jeder erlebt seine eigene persönliche Stagflation und ein Kraut dagegen wurde noch nicht entdeckt. Und so bleibt dem Mensch nur ein Weg - der des Schmerzes und des Sparens. Der Rest ist Zirkus, bloß dass die Teller auf dem Jonglierstab längst gefährlich taumeln.
Die Notenbank kündigte an, falls erforderlich zu Handeln, "um nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Preisstabilität zu fördern". Liebe FED! Das kannst Du nicht. Das geht nicht! Das funktioniert nicht! Zinsen hoch und Zinsen runter ist wie ja und nein, wie Feuer und Wasser, wie Katz und Maus oder Greenspan auf Sparkurs. Und es ist schon lange erforderlich, rufen die Götter und drehen sich angewidert weg, denn sie kennen das längst und wissen, wie es ausgehen wird. Der Rest steht im Geschichtsbuch.
EZB Präsident Trichet lässt verlauten, dass die momentan erlebte Teuerung bis 2009 wieder zurückgehen wird, das alles lediglich eine temporäre Ausnahmeerscheinung darstellt. Dabei haben die Währungshüter mit zuviel Geld und zu niedrigen Zinsen diese Lawine selbst erst losgetreten. Wer ist denn der Preisstabilität verpflichtet? Ich?
Ach ja, dem DAX scheint es nicht gut zu gehen. Die Experten, die bei 7.200 Punkten ganz laut ihre Bullenhörner aufgesetzt haben, sind offenbar alle im Urlaub. Apropos Urlaub: Googeln Sie mal nach der zeitvertilgenden Fußball-EM die Begriffe Crack-up-Boom und Ludwig von Mises. Spass ist etwas anderes.
© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv, www.frank-meyer.tv