IWF schlägt Alarm
Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet nicht mit einer schnellen Entspannung bei den Preisen für Öl und Nahrungsmitteln. "Die Preise werden nur sehr allmählich nachgeben und in jedem Fall bleibt ein beträchtlicher Unsicherheitsfaktor", schreibt der Fonds in einem Bericht. Den betroffenen Ländern rät der IWF vor allem eins.
Händler in Chiacago: Das Thema Inflation hat auch die Börsen fest im Griff. Foto: dpa
HB/mzi NEW YORK. Der rasante Preisanstieg bei Nahrungsmitteln und Energie setzt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor allem ärmere Staaten immer stärker unter Druck. „Einige Länder stehen auf der Kippe“, sagte IWF-Direktor Dominique Strauss- Kahn bei der Vorlage einer Studie über die Auswirkungen der Preisexplosion am Dienstag in Washington.
Seit 2003 habe das anhaltende Wachstum der Weltwirtschaft die Nachfrage nach Öl, Stahl und Nahrungsmitteln beschleunigt. Das Angebot habe mit der Nachfrage jedoch nur sehr langsam Schritt halten können. Zusätzlich hätten das Interesse an Biosprit sowie Handelsbeschränkungen den Preisanstieg befördert, heißt es beim IWF in Washington. Die Preise für Öl und Lebensmittel hätten sich in den Schwellen- und Entwicklungsländern seit 2006 verdoppelt, heißt es in der Untersuchung. Die höheren Kosten für Nahrung habe eine Gruppe von 33 armen Ländern, die Netto- Importeure sind, bislang 2,3 Milliarden Dollar (1,46 Mrd Euro) gekostet, oder 0,5 Prozent ihres jährliches Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für eine andere Gruppe von 59 armen Netto-Ölimporteuren betrugen die Kosten 35,8 Milliarden Dollar (22,7 Mrd Euro), was 2,2 Prozent ihrer gemeinsamen Wirtschaftsleistung entspricht.
Vor diesem Hintergrund werde es daher auch länger als üblich dauern, bis sich der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln wieder reduziere. Denn zum einen werde weiter in Biokraftstoffe investiert, zum anderen bleibe das Wachstum in den Schwellenländern bestehen - und vor allem dort werde die zusätzliche Nachfrage generiert.
Der IWF warnt mit deutlichen Worten vor den Herausforderungen, die diese Preisentwicklung nach sich ziehe. So könnten die Zahlungsbilanzen vieler Länder in eine Schieflage geraten, wenn es beim aktuellen Preisniveau bleibe. Parallel hierzu setze die steigende Inflation die Staatsbudgets unter Druck. Leidtragende seien insbesondere die armen Bevölkerungsgruppen. Viele Länder hätten auf die Entwicklung reagiert, in dem sie ihre Geldpolitik verschärften. Die Wechselkurse hätten sich dabei jedoch nicht als bedeutender Konjunkturpuffer erwiesen.
Der IWF warnte betroffene Regierungen davor, als Reaktion auf die Preisexplosion Handelsbarrieren zu errichten oder großzügige Energie- Subventionsprogramme aufzulegen. „Ein Verbot von Nahrungsmittelausfuhren exportiert nur den Hunger in ein anderes Land“, sagte Strauss-Kahn. „Die weltweiten Märkte für Nahrungsmittel müssten offen bleiben, heißt es in der Studie. Zur Lösung der Krise rät der IWF zu einer abgestimmten und breiten Kooperation zwischen Ländern, Geldgebern und internationalen Organisationen. Ein multilateraler Ansatz erhöhe die Effektivität der Maßnahmen und könnte gleichzeitig ein Übergreifen der negativen Auswirkungen begrenzen, schreiben die Experten des IWF.
Quelle: www.handelsblatt.com