Ein heisser Sommer 2008 Crash-Alarm!
Von Walter K. Eichelburg
Datum: 2008-07-12
Wie im Sommer 2007 wird auch diesen Sommer die Finanzkrise wieder „heiss“. Dieser Artikel erklärt warum und was zu erwarten ist.
Der Fall von Fannie Mae & Freddie Mac
In 2007 waren die Subprime-Lenders, die in den USA die schlechten Subprime-Kredite vergeben haben, der Auslöser der im Juni 2008 beginnenden Krise, siehe „Ein Jahr Finanzkrise“.
Diesesmal sind viel grössere Kaliber im Absturz:
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Die beiden grössten Hypothekenbanken der Welt, Fannie Mae und Freddie Mac sind in den USA im Absturz – und damit die von ihnen vergebenen „Prime“-Hypotheken
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Die Realwirtschaft in den USA bricht zusammen, alles was mit Konsum und Konsumkrediten zu tun hat.
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Die Immobilienbubbles in Spanien und Grossbritannien sind zusammengebrochen, entsprechend sind dort das Finanzsystem und die Wirtschaft im Absturz
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Die Bubbles in Osteuropa platzen auch schon, etwa im Baltikum
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Die Wirtschaft im Rest Europas und in Japan bricht ein
In der Woche ab dem 7. Juli 2008 bekam die Finanzkrise plötzlich ganz neues Leben. Die beiden halbstaatlichen (GSE = Government Sponsored Enterprise) Immobilienbanken Fannie Mae und Freddie Mac bekamen plötzlich „schwere Schlagseite“ und drohten zusammenzubrechen.
Am 10. Juli sagt der frühere Präsident der Fed-Dallas, William Poole, dass Freddie Mac insovent sei und negatives Kapital habe. Fannie Mae sei nicht weit davon entfernt. Das genügte, um eine Flucht aus den Aktien der beiden Firmen auszulösen. Es gab auch einen Abverkauf der von den beiden
ausgegebenen MBS-Anleihen (die von ihnen gebündelten Hypotheken), aber noch nicht stark. Hier die Aktienkurse.
Am Freitag, den 11.7. gaben die Aktienkurse dann zeitweise um 50% nach, obwohl sie in den Vortagen schon massiv gefallen waren.
Wie wichtig sind Fannie & Freddie:
Diese beiden Firmen wurden von der US-Regierung gegründet, um breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zu Wohneigentum zu ermöglichen. Dazu kaufen sie von Banken und Mortgage-Lenders Hypotheken auf, bündeln sie zu MBS (Mortgage Backed Security – ähnlich Pfandbrief) und verkaufen sie weltweit. Aber Fannie (FNM) und Freddie (FRE) sind an der Börse gehandelte Aktiengesellschaften. Der offizieller Name ist anders.
Der Unterschied zu den anderen Securitizern, die speziell im Subprime-Bereich schon weg sind, kauften die beiden nur sogenannte „Conforming Mortgages“, also Hypotheken, die bestimmte Qualitätskriterien genügen müssen: fixer Zinssatz mit Tilgung über 15 oder 30 Jahre, max. 80% des Immobilienwertes, Prüfung der Kreditwürdigkeit der Schuldner, max. bis $420’000. Das waren die sog. „Prime“-Hypotheken.
Leider wurden FNM und FRE im letzten Jahr vom Staat gezwungen, auch Grosshypotheken (Jumbos) und Subprime-Hypotheken anzunehmen – um den Immobilienmarkt zu stützen.
Diese Hypotheken wurden gebündelt und als MBS verkauft, grossteils dienen sie auch als Dollar-Währungsreserven bei Zentralbanken weltweit. Sie haben bis jetzt ein AAA-Höchstrating.
Das Volumen an ausgegebenen und von FNM/FRE garantierten MBS liegt bei $5200 Mrd. Also ca. die halbe US-Hypothekensumme. Wie gesagt, man „garantiert“ die ausgebenen MBS gegen Zahlungsausfall, falls etwa Hypotheken in einem Bündel ausfallen. Dazu braucht man Kapital, aber das ist jetzt weg.
Wenn FNM und FRE ausfallen, dann bricht der US-Immobilienmarkt komplett zusammen, da dann niemand mehr Hypotheken vergibt. Ausserdem würde dann ein Massen-Abverkauf dieser MBS kommen, was den US-Dollar zerstört.
Die Sache mit der Staatshaftung:
Die Finanzmärkte nahmen bis jetzt an, dass die MBS von FNM und FRE vom amerikanischen Staat garantiert werden, obwohl dies nicht öffentlich gesagt wurde. Am 11. Juli kamen dann im Abstand von wenigen Stunden 2 Meldungen über die Medien:
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Zuerst, dass die US-Regierung FNM und FRE stützen würde und deren MBS garantiert.
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Anschliessend, dass es diese Garantie nicht gibt, aber dass man beiden auf andere Art helfen würde – gefolgt von vielen Beteuerungen, dass es gar keine Krise gäbe. Es wurde dann mitgeteilt, dass Fannie & Freddie auf Geld der Fed zugreifen könnte (wie es die EZB mit spanischen MBS macht)
Die US-Treasuries wurden abverkauft
Der Grund für diesen Schwenk war, dass plötzlich die US-Staatsanleihen (Treasuries) abverkauft wurden. Die Zinsen sind merklich gestiegen:
Normalerweise gibt es eine Flucht in die Treasuries, wenn die Aktien fallen, die Zinsen sinken dann. Das konnte bei den Aktieneinbrüchen der ganzen Woche beobachtet werden.
Jedoch der Freitag (11.7.) war anders. Obwohl die Aktien auch an der Wall Street (Crash gerade noch verhindert) sanken, sanken auch die Kurse der Treasuries – sie wurden massiv abver-kauft. Kurse und Zinsen von Anleihen bewegen sich invers zueinander.
Verschiedene Kommentatoren wie Bill Buckler haben das erkannt:
Brother Can You Spare $US 5.2 TRILLION? The $US 5.2 TRILLION refers to the amount of debt paper owned or guaranteed by the two huge US government "sponsored" mortgage companies, Fannie Mae and Freddie Mac. These two companies own or provide the backing nearly half of the $US 12 TRILLION in US home mortgages. Their paper has been seen as sacrosanct for decades, with the implied backing of the US government. In this role, it has become a favourite "investment" for central banks, institutions and individuals all over the world....
There are many more like this, but we have saved the best for last. As you probably know, on July 11, US stock markets went into free fall early only to be rescued later in the day. The Dow still closed down 128 points to 11100, its lowest close in two years. Normally, when US investors sell stocks they buy Treasuries. And normally, in times of fear of incipient financial meltdown, US investors stampede into Treasuries as a "safe haven". That didn't happen on Friday, July 11. In fact, the opposite took place. Yields on Treasury debt paper with 3
maturities of two years or more blew out. The 10-year paper, for example, saw its yield increase by 17 basis points - the biggest one-day jump since March 24. Of course, as Treasury yields go higher, the prices of the debt paper on the secondary markets go lower.
We've heard of an "each way bet", but this is ridiculous! Treasuries are being sold off because the government WILL have to bail out Fannie and Freddie. Five hours later, Treasuries have been sold off even more because the government WON'T have to bail out Fannie and Freddie. Hmmmmm!?? In reality, of course, Treasuries were sold off on Friday in the face of unmistakeable proof of the insolvency of the entire US financial system. Several officials were quoted as saying that a government bailout was "not desirable" because if the worst came to the worst, it would "effectively double the public debt".
Darum der schnelle Schwenk. Ein Bailout (Rettung) von FNM & FRE würde im Extremfall die US-Staatsschulden um 50% erhöhen. Daher wurden diese Staatsanleihen auch sofort nach der Ankündigung der Garantie abverkauft, aber der Abverkauf ging nach dem Rückzieher weiter, weil das US-Finanzsystem bankrott ist – man hat es erkannt.
Der 11. Juli 2008 als „Wasserscheide“:
Man kann wahrscheinlich schon sagen, dass dieser Tag die „alte Krisenzeit“ von der „neuen Krisenzeit“ trennt. War bisher der Glauben in das Gesamtsystem und die Solvenz des Staates noch gegeben, so ist das jetzt nicht mehr der Fall.
Jede Art von „Bailout“ wird ab jetzt kontrapoduktiv sein und gleich zu einem Abverkauf der Staatsanleihen führen.
Die Flucht geht jetzt ausserhalb des Finanzsystems:
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Am 11. Juli erreichte der Ölpreis trotz sinkender Nachfrage ein neues Allzeithoch, von $146/bbl. Rohöl ist inzwischen zum neuen monetären Standard geworden, nicht mehr die verschiedenen Währungen.
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Gleichzeitig brach der Goldpreis auf $965/oz aus. Gold wird der nächste monetäre Standard nach Öl sein. Vermutlich sobald der Goldpreis etwa $1500 erreicht hat.
Die Zinsen werden ab jetzt überall steigen müssen, die enormen Preissteigerungen (je nach Land 10..35%) wurden vom steigenden Ölpreis (dem derzeitigen monetären Standard) ausgelöst und werden sich jetzt überall in den Zinsen niederschlagen. Sonst kommt überall die totale Flucht aus dem Geld – deshalb haben alle Zentralbanker derzeit soviel Angst.
Damit werden auch die Aktienmärkte massiv einbrechen. Viel mehr als die 20%, die es bisher gegeben hat.
Dieser Bär frisst vieles (siehe das Bild oben): die Aktienkurse, die Anleihen, den Dollar und die anderen Währungen, das US-Imperium.
Ein „Heisser Sommer“ 2008
Die Fannie Mae und Freddie Mac Krise wird sich nicht so leicht in die Flasche zurückdrängen lassen, aus der sie entwichen ist. Der Abverkauf der US-Treasuries und der gleichzeitige massive Anstieg der Öl- und Goldpreise zeigt, dass das Spiel für die Zentralbanken jetzt vorbei ist.
Die umsomehr, als sich jetzt auch eine Reihe von Bankenkrisen ankündigt:
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Eine Reihe von Investment-Banken ist kurz vor dem Ende, der schlimmste Fall ist derzeit Lehman Brothers, aber auch UBS oder Merrill Lynch geht es gar nicht gut
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Die erste grössere Bank ist in den USA am 11. Juli kollabiert: IndyMac Ursache war ein Run auf diese Bank, nachdem „Schwierigkeiten“ bekannt wurden. Sie wurde gleich von der US-Einlagensicherung FDIC übernommen. Einlagen über $100'000 sind weg.
Das Zentrum der neuen Krise ist eindeutig die USA, aber auch Europa wird wieder dran kommen.
Und dann wären noch die CDS (Credit Default Swap) und ähnliche Derivate. Wenn nur eine grössere Bank kippt, dann geht diese „Wasserstoffbombe“ hoch, etwas das bisher noch verhindert wurde.
Prognosen:
1.
Es wird kaum mehr gelingen, eine Phase der „Beruhigungspillen“ wie nach der Bear Stearns Krise im März 2007 zu erzwingen. Fannie & Freddie sind ein viel grössere Kaliber
2.
Das Kapital flüchtet derzeit aus Geld und Papierwerten. Im Moment primär in Öl, später auch in Gold. Die neue Reaktion (Staatsanleihen) auf Aktiencrashes zeigt es
3.
Damit zusammenhängend sind auch die bisherigen Inflationslügen nicht mehr durchzuhalten. Jeder spürt derzeit die schnell steigenden Preise. Es ist daher nur eine Zeit, bis auch das Volk merkt, dass es aus Geld und Papieren raus muss
steigenden Preise. Es ist daher nur eine Zeit, bis auch das Valk merkt, dass es aus Geld und Papieren raus muss.
4.
Es wird vermutlich noch im Sommer 2008 (Juli, August) soviele Ereignisse (Bankenpleiten, Aktiencrashes) geben, sodass es jetzt jeder merkt, dass ihn die Krise jetzt direkt betrifft – mit konkreten Vermögensverlusten.
5.
Ein totaler Derivaten- und Bankencrash ist jederzeit möglich. Dieser kann innerhalb weniger Tage die meisten Banken umreissen.
Aus diesem Grund möchte ich eine Crash-Warnung ausgeben, auch schon für die kommende Woche (ab 14.7.2008).
Wenn der Goldpreis wieder $1000/oz überschreitet, dann geht es richtig los.
Wenn die Panik voll läuft, kann man nicht mehr viel machen. Der 11. Juli war eine Kostprobe.
Schon die Rettungsboote besorgt? Wenn die Finanz-Titanic eintaucht, wird man jeden Preis dafür bezahlen.
Und schliessen Sie die Luken (raus aus den Wertpapieren und Krediten)!
Über Gold und Silber müssen wir nicht reden... entweder man hat es oder man hätte es gerne gehabt. – Hartgeld.com Leser
Derzeit kann ich Ihnen noch in Seminaren und Beratungen helfen, sich für den echten Crash zu positionieren. Wie lange noch? Wenn der Crash da ist, ist es zu spät.
Disclaimer:
Ich möchte feststellen, dass ich kein Finanzberater bin. Dieser Artikel ist daher als völlig unverbindliche Information anzusehen und keinerlei Anlage- oder sonstige Finanzierungsempfehlung – ähnlich wie ein Zeitungsartikel. Ich verkaufe auch keine Finanzanlagen oder Kredite. Jegliche Haftung irgendwelcher Art für den Inhalt oder daraus abgeleiteter Aktionen der Leser wird ausdrücklich und vollständig ausgeschlossen. Das gilt auch für alle Links in diesem Artikel, für deren Inhalt ebenfalls jegliche Haftung ausgeschlossen wird. Bitte wenden Sie sich für rechtlich verbindliche Empfehlungen an einen lizensierten Finanzberater oder eine Bank.
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Zum Autor: Dipl. Ing. Walter K. Eichelburg ist unabhängiger Consultant und Investor in Wien. Er beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv auch mit Investment- und Geldfragen. Er ist Autor zahlreicher Artikel auf dem Finanz- und IT-Sektor. Er kann unter walter@eichelburg.com erreicht werden.
Seine Finanz-Website ist: www.hartgeld.com