Historischer Crash
von Jürgen Röder
Ein Bankenkonsortium hat den Dax-Konzern Hypo Real Estate in der Nacht mit Kreditzusagen in zweistelliger Milliardenhöhe vor dem Kollaps bewahrt - vorerst. Die Finanzkrise schlägt in Deutschland auf. Doch der heutige "Ausverkauf" an den Börsen könnte nicht der letzte gewesen sein.
HB DÜSSELDORF. Bislang schien die Finanzkrise in Deutschland im Gegensatz zu den Ereignissen an der Wall Street kein so riesiges Problem zu sein. Zwar mussten IKB, SachsenLB und weitere Landesbanken enorme Gelder abschreiben. Doch das waren - im Gegensatz zu Hypo Real Estate - Banken mit öffentlich-rechtlicher Beteiligung.
Entsprechend dramatisch verläuft der Absturz der Hypo-Real-Estate-Aktie. Sie verliert in der Spitze bis zu 80 Prozent. So viel dürfte noch nie ein Aktie aus dem Dax an einem Tag verloren haben. Und der deutsche Leitindex gibt mehr als drei Prozent nach und rutscht unter die Marke von 5 900 Punkten.
Für viele hartgesottene Investoren sind derartige Abstürze Kaufgelegenheiten. Nach deren Ansicht drängt ein solcher "Sell Out" wie heute die letzten Verkäufer aus dem Markt und bereitet den Boden für eine Trendumkehr. Doch Vorsicht ist angesagt. Solange die Gefahr besteht, dass andere Banken ähnliche Probleme bekommen könnten, wäre der heutige „Ausverkauf“ vermutlich nicht der letzte.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Analyse von Merrill Lynch. Die weist darauf hin, dass die europäischen Banken im Schnitt deutlich höher verschuldet sind als ihre Konkurrenten in den USA. Der sogenannte Leverage-Faktor, eine Maßzahl, die die gesamten Verbindlichkeiten eines Unternehmens mit seinem Eigenkapital vergleicht, liegt in Europa bei 35, in den USA im Schnitt dagegen nur bei 20.
Die beiden Wirtschaftsforscher Daniel Gros und Stefano Micossi warnen, dass einige europäische Banken nicht nur zu groß seien, als dass die Regierungen sich einen Zusammenbruch leisten könnten; einige Institute hätten auch so große Bilanzen, dass nationale Rettungsaktionen nur noch schwer vorstellbar seien.
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