Der Richter kommt
Ach, liebe Leser, für einige mag es ja eine wirklich schreckliche Welt sein... aber mir ist es die reine Freude!
Nach und nach, in kleinen Schritten und zögerlich... fangen die Kommentatoren an, zwei und zwei zusammen zu zählen. Innerhalb von vier Tagen haben die weltweiten Aktienmärkte mehr als drei Billionen Dollar verloren. Und dann bestanden diejenigen, die zuletzt noch überhaupt keine Gefahr erkennen konnten - Greenspan, Bernanke und Paulson - plötzlich darauf, dass wenn nicht sofort gehandelt würde, das gesamte weltweite Finanzsystem implodieren würde. Krise! Zusammenbruch!
Was genau hat das zu bedeuten? Sie haben es nicht verraten. Aber es klang nach großen Schwierigkeiten. Und die Leute wollen Schwierigkeiten um jeden Preis verhindern - ganz besonders dann, wenn man einem anderen die Kosten dafür aufbürden kann.
"Der Privatmarkt hat es selbst verbockt", erklärte der Abgeordnete Barney Frank, und sie brauchen die Regierung, damit sie ihnen hilft, das wieder in Ordnung zu bringen:"
(Er ließ die mildernden Umstände außer Acht, dass die amerikanische Geldmenge, die kurzfristigsten Kreditsätze, Fannie Mae, Freddie Mac, die amerikanische Zentralbank, die Bundesimmobilienbehörde, die Börsenaufsichtsbehörde und die gesamte Überfülle an Behörden, Kommissionen und Wichtigtuern... sowie einer von vier Dollar, die ausgegeben wurden... immer schon unter der Kontrolle der Regierung waren.)
Und so mussten Bernanke, Paulson und andere vergangene Woche in den Zeugenstand treten. Sie hatten wirklich einiges zu erklären. Aber je mehr sie erklärten... desto weniger habe ich verstanden. Wenn die Regierung in der Lage ist, das Problem zu verstehen und in Ordnung zu bringen... warum konnte sie es dann nicht von vorneherein verhindern? Wie konnte sie es so weit kommen lassen?
Doch heute Morgen will ich die Frage zur Seite stellen, ob die Regierung die Sache in Ordnung bringen kann oder ob sie sie noch weiter verbocken wird - wie üblich. Stattdessen will ich zu der Frage zurückkehren, wer letzten Endes für die Kosten aufkommen wird, die anfallen, um die Wall Street zu retten. Niemand scheint die Antwort auf diese Frage zu kennen. Und es scheint auch niemanden zu interessieren - selbst wenn die Kosten auf ungefähr 2.000 Dollar pro Familie steigen. Aber niemand beklagt sich momentan über die Kosten.
Es gibt eine parteiübergreifende Wut" im Kongress, berichtet die Washington Post. Aber es geht dabei nicht um Geld. Vielmehr behaupten einige, dass man die großen Fische an der Wall Street mit Mord davonkommen lässt. Andere wollen eine noch größere Rettungsaktion - auch für die Hausbesitzer. Und wieder andere wollen zugunsten der Steuerzahler in der Heimat schimpfen und jammern.
Aber ich sitze hier in meinem mobilen Hauptquartier, wie ein alter Detektiv mit einem neuen Hinweis. Was die Frage anbelangt, wer von der Rettungsaktion profitieren wird, habe ich keine weiteren Fragen mehr, euer Ehren. Ich kenne die Antwort schon - es werden die üblichen Parasiten und Gauner sein, die in Washington eine gute Lobby haben. Doch was die Frage anbelangt, wer dafür bezahlen soll, möchte ich einen Laborbericht mit den Blutproben... und einen Abgleich der Fingerabdrücke haben.
Die Maßnahme umfasst auch eine Bestimmung, der zufolge, die Verschuldung der Öffentlichkeit auf über 11 Billionen Dollar angehoben wird. Damit liegt sie dann bei ungefähr 85% des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes. Da kommt mir wieder in den Sinn, dass Ludwig XVI seinen Kopf verloren hat, nachdem die Verschuldung Frankreichs auf 80% des Bruttoinlandsprodukts angestiegen ist. Das Problem ist nur, dass wenn man auf dieses Niveau der Verschuldung kommt, die Kreditgeber störrisch werden und die Kreditnehmer nach Handlungsspielraum suchen. In der modernen Welt bedeutet das vermutlich höhere Zinssätze... und, was einst undenkbar schien,
eine Herabstufung der amerikanischen Schuldtitel von der Bestwertung auf etwas, das darunter liegt - und möglicherweise sogar in den Bereich Junk" geht.
Das wäre dann auch von dem Ausverkauf des Dollars begleitet. Was das anbelangt folgt jetzt eine Einsicht des demokratisch gewählten Präsidenten des Iran:
"Die Welt", erklärte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad, hat nicht mehr die notwendigen Kapazitäten, um die trügerischen amerikanischen Dollar absorbieren zu können."
Sicher, genau das werden wir bald herausgefunden haben. Mr. Ahmadinedschad ist mit seinem Urteil zu schnell. Ich warte, bis das Gericht zu seinem Urteil gekommen ist. Aber ich habe das Gefühl, dass der iranische Präsident letztendlich mit seinem Urteil richtig liegen wird.
Wenn es sich bei der amerikanischen Regierung um eine öffentlich gehandelte Aktie handeln würde", schreibt der Expertenzeuge Chris Mayer, dann wäre der Dollar der Aktienanteil und der Wert des Dollars der Aktienkurs... und dieser gewaltige Anstieg der Geldmenge ist wie ein gewaltiges Aktienangebot, welches den Wert der Aktien reduziert, die alle anderen besitzen. (Der Vermögensgegenstand verändert sich nicht, es haben nur mehr Menschen einen Anspruch darauf.)
Der Umfang der Rettung könnte auf über 1,6 Billionen Dollar steigen - wenn man davon ausgeht, dass es zu der Rechnung von 700 Milliarden Dollar kommt... Bedenken Sie, dass die Geldmenge M2 - die auch die Einlagenzertifikate und ähnliches umfasst - nur 7,72 Billionen Dollar umfasst.
Wirtschaftswissenschaftler werden ihnen jetzt sagen, dass dieser Anstieg der Menge des Geldes" genau das ist, was die Welt gerade braucht. Die Deflation verhält sich wie ein Haartrockner aus der Hölle - die Liquidität verdunstet sehr schnell. Die Regierung versucht, die Liquidität wieder zurück zu bringen.
Die Regierung gibt, der Markt nimmt. Halleluja. Halleluja.
Gegenwärtig nimmt der Markt mehr als die Regierung zurückgeben kann. Aber die Geschwornen verhandeln immer noch darüber, wer bestehen wird... wer die Kosten zahlen wird... und wer ins Gefängnis wandern wird. Doch eines ist gewiss... in der Phase der Unsicherheit ist es am besten, wenn man gut vorbereitet ist. Stellen sie sicher, dass sie wissen, wie Sie sich vor dem schützen können, was da um die Ecke kommt.
© Bill Bonner
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