Antreten um Blut zu rühren
Wöchentlicher Kommentar von Frank Meyer um 15:21:35 Uhr
Was für ein Tag. 40 der 110 Unternehmen aus dem H-DAX sind heute unter ihren Buchwert gerutscht, schreibt mir ein befreundeter Analyst. Wie kann man diese Aussagen werten? Ich weiß es nicht. Sind die Unternehmen zu billig? Oder ist der Buchwert zu hoch? Und wo ist die Mitte. Und wann treffen sich beide? Fragen über Fragen. Der DAX hat heute 10% in der Spitze verloren. Chaos beherrscht die Kurse. Wien und Moskau haben die Pforten erst gar nicht geöffnet. Die einen verkaufen, weil vielleicht schon morgen der Stecker aus der Steckdose fliegt, andere kaufen, weil sie meinen, es ist die Chance ihres Lebens. Beide haben irgendwie recht. Die Abrechnung wird später erstellt.
Apropos Abrechnung. Der Tag der Abrechnung scheint aber recht nah zu sein. Wenn dieser Tag vorbei sein wird, hat er ein billionenschweres Loch in die Taschen der Anleger gefressen und Risse in die Synapsen der Beobachter. In den Pensionskassen wurde der Stöpsel gezogen, der Schlaf der zukünftigen Pensionäre wird etwas ungemütlicher. Ihre Abrechnung fällt vielleicht sogar existenzbedrohend aus und sie werden sich auf die Suche nach den Schuldigen machen und fündig werden. Vielleicht aber am falschen Ort. Doch was kümmert es, wenn die Seele brennt, bzw. die Geldbörse.
Ewiges Wachstum und ewiger Wohlstand wurde versprochen und monetär wurde dafür gesorgt, dass es funktioniert, wenn auch nur scheinbar. Auch gingen die Ideen nicht aus, Begründungen zu ersinnen, Formeln und Gleichungen. Sie wuchsen mindestens so schnell wie die Kredite aus dünner Luft, versehen mit Prozenten an Zinsen. Wenn man einen Hefeteig ansetzt, wächst der zu Beginn langsam. Doch dann ging es immer schneller. Die Hefe rief nach Zucker und bekam sie immer reichlicher. Der Teig quoll, bis die Feuerwehr um die Ecke bog. So etwa funktionierte es mit dem Kredit. Die Zukunft war geborgt, der Aufschwung erkauft, die Wünsche aus Seifenblasen. Und dann kam der globale Margin Call. Pooooof!
Im Hintergrund werden weitere Löschschläuche verlegt. Sollte es wirklich kommen, dass die Bilanzierungsregeln jetzt auch noch verändert werden, dann streicht man damit eine braune Masse vielleicht pinkfarben an und beklebt sie als Sonderangebot, doch sie stinkt weiter. Vielleicht gibt es ja ein paar Dummköpfe, die auf diese neue Täuschung hereinfallen. Manche sehnen sich jetzt sogar danach. Auch nach der Verstaatlichung von Banken, Versicherungen, Autobauern und der Gedanken.
Edelmetalle sind heute gefallen. Besondere Zeiten erfordern eben besondere Maßnahmen, werden sich einige Marktteilnehmer sagen und sich an die Worte von Paul Volcker erinnern, der es als Fehler bezeichnete, damals den Goldpreis nicht zu manipulieren. Doch wer braucht heute schon ausgerechnet Gold und Silber? Vielleicht aber morgen? In der Krise und größter Not - sieht Gold an der Comex meistens rot.
Auffällig hat der Rentenmarkt heute reagiert. Mit seinen 80 Billionen Größe hat er weit mehr Gewicht als der Aktienmarkt. Statt zu steigen, fiel der Bund-Future. Verlangen etwa Marktteilnehmer höhere Zinsen in Zukunft? Wer will es ihnen verdenken. Wird es Ärger geben? Vielleicht. Wird es großen Ärger geben? Wenn ja, ja. Ungarn hat ihn schon. In Island kippt gerade der stärkste Eskimo vom Schlitten. Manche Dinge kommen eben überraschend, so in etwa wie Weihnachten.
© Frank Meyer
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