Börsen: Das nächste Risiko lauert schon
von Christian Schnell
Diee Rettungsaktion für das Bankensystem hat die Anleger an den Aktienmärkten vorerst beruhigt. Doch die drohenden Konjunkturrisiken und die Gefahr schmelzender Unternehmensgewinne dürfte die Börsen vor Überschwang bewahren.
FRANKFURT. Die dringlichsten Probleme am Aktienmarkt scheinen durch konzertierte Hilfsaktion der großen Industriestaaten gelöst, die Konsequenzen einer schwächeren Konjunktur und schmelzender Unternehmensgewinne dürften indes die Börsen weiter vor allzu großem Überschwang bewahren. Das ist der Tenor der Experten in den großen Banken und Anlagegesellschaften nach turbulenten Markttagen, die gestern wie schon am Montag zu einem kräftigen Kursanstieg führten.
„Durch die milliardenschweren Hilfsprogramme für die Banken sollte es die extremen Kursschwankungen, die seit der Pleite von Lehman Brothers zu beobachten waren, nicht mehr geben“, sagt Roland Ziegler, Aktienstratege bei der BHF Bank. Seiner Ansicht nach funktionieren die klaren und konzertierten Aktionen der großen Industriestaaten als wirksames Sicherheitsnetz. Der gleiche Tenor kommt vom Finanzplatz London, der zuletzt ebenfalls stark unter Druck stand. „Die Unsicherheit war der Hauptgrund für die einbrechenden Märkte in den vergangenen Wochen“, sagt Mike Turner, Leiter der globalen Strategie beim Vermögensverwalter Aberdeen Asset Managers.
Diese Gefahr scheint nun gebannt, glauben die meisten Experten. Gleichwohl sehen sie für die Börsen noch immer das Problem deutlich schwächerer Konjukturaussichten, was sich gestern erst wieder im scharfen Rückgang des ZEW-Konjunkturindikators zeigte. „Das ist ein Hinweis darauf, dass die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzkrise erst noch kommen werden“, sagt Jürgen Michels von der Citigroup. Speziell die nun anstehenden Zahlen für das dritte Quartal sowie die Ausblicke für das Jahresende und das Jahr 2009, die aller Voraussicht nach spürbar zurückgeschraubt werden könnten, sind dafür entscheidend.
Weil sich genaue Konsequenzen daraus noch nicht einschätzen lassen, sich viele Börsianer aber der latenten Gefahr, die darin liegt, bewusst sind, neigt die Mehrzahl trotz des jüngsten staatlichen Hilfspaketes nicht zu allzu großem Überschwang. „Mehr als eine Zwischenerholung, vielleicht sogar von der Größe einer ausgewachsenen Bärenmarktrally, ist den Märkten nicht zuzutrauen“, sagt Oliver Borgis von der Berliner Weberbank.
Entsprechend gespalten ist das Bild, was das Anlegerverhalten in der Zukunft angeht. Weitere gute Börsentage sind für Oliver Borgis vor allem ein Grund, die begonnene Erholung zum Verkauf zu nutzen. Spekulative Naturen, die jetzt bereits wieder Chancen zum Einstieg sehen, sollten indes seiner Meinung nach stets „den Finger am Abzug haben“.
Andernorts zieht man eher Parallelen zu Abschwungphasen in der Vergangenheit, die sich im Nachklapp für diejenigen, die beherzt zugriffen und dabei einen langen Atem hatten, stets als Segen erwiesen. „Das wirkliche Geld wird – wie fast immer – in Abschwungphasen wie diesen verdient“, sagt Mike Turner von Aberdeen Asset Management.
Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com