Osteuropa und Schwellenländer vor Bankrott
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Währungen und Anleihen implodieren. Nicht nur Osteuropa betroffen. Südafrikas Währung fällt dramatisch. Dollar und Gold gefragt. Will Putin Gold-Rubel? Lage bei Handels-Schiffahrt spitzt sich zu.
Nach Island kippen schwächere Länder jetzt reihenweise. Das letzte bekannte Opfer war Ungarn. Doch Ungarn steht nicht alleine da. Nachdem Gerüchte über massive Probleme bei der größten nationalen Bank OTP die Runde gemacht hatten, stürzten die Aktienkurse in Budapest stärker als an den meisten anderen Börsen ab.
Der Forint verlor massiv an Wert. Es kursieren Gerüchte über Angriffe von internationalen Fonds auf die Währung. Der Handel mit Staatsanleihen brach in der vergangenen Woche praktisch zusammen. Es gab Befürchtungen, dass Ungarn bald vor dem Bankrott stehe.
Nicht besser geht es Serbien, der Ukraine und anderen Ländern des Ostens. Die Ukraine soll kurz vor einer Panik stehen. Die Menschen flüchten ins Gold. Der Goldimport ist seit Jahresbeginn um das Vierfache im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.
Erfasst von der Krise sind vor allem jene Länder, deren Export sich auf Rohstoffe stützt und die hoch verschuldet sind. In einigen Teilen Afrikas geht gar nichts mehr. Besonders betroffen ist Südafrika, dem Land der Fussball Weltmeisterschaft 2010. Neben sinkenden Rohstoffpreisen machen der Währung auch politische Schwierigkeiten zu schaffen.
Der südafrikanische Rand ist diese Woche um 20% abgestürzt. Der Verfall des Rands steht symbolisch für viele Währungen: Die Probleme sind aus Währungskrisen der Vergangenheit bekannt. Mit ausländischem Kapital wurde ein teils rasantes Wirtschaftswachstum finanziert. Nun, wo weltweit Banken taumeln, wird ausländisches Kapital abgezogen. Die einheimische Währung verliert dramatisch an Wert; die Auslandsverschuldung schnellt in die Höhe. Davoh betroffen sind nicht nur aufstrebende Staaten in Europa, sondern rund um den Globus, speziell in Asien.
Wirtschaftlich noch einigermaßen solide steht Russland da. Der Grund: Das Land hat keine Schulden. Ausserdem gibt es Gerüchte, dass Putin den Rubel ans Gold koppeln will. Es gibt angeblich geheime Pläne, dass Russlands Rohstoffe in Zukunft nur noch in Goldrubel bezahlt werden. Das dürfte dann das Aus für den US-Dollar sein.
Ungarn hat sich mit der Europäischen Zentralbank (EZB) über einen Notkredit in Höhe von fünf Mrd. Euro geeinigt. Gleichzeitig signalisierten die Krisenexperten des Internationalen Währungsfonds (IWF) dem Land Unterstützung. Auch Ukraine und Serbien sind schon an den IWF herangetreten, Island, unmittelbar vom Staatsbankrott bedroht, sowieso.
In den betroffenen Staaten flüchten die Menschen vor allem in den US-Dollar als "erste Rettungsmaßnahme", um ihr Vermögen vor dem Verfall der einheimischen Währung zu retten. Dies ist derzeit rund um den Globus zu beobachten und mag mit ein Grund sein, warum der US-Dollar derzeit Aufwind hat.
Die Lage in der internationalen Handels-Schiffahhrt wird mehr und mehr schwieriger, weil Akkreditve (Letter of Credit) nicht mehr akzeptiert werden. Ohne diese LoCs wird die Ware aber nicht auf den Weg geschickt, weil der Exporteur befürchten muss, sein Geld nicht zu bekommen.
Hier ein Zitat einer der größten Schifffahrtslinien aus Thailand:
“Letters of credit and the credit lines for trade, currently are frozen...Nothing is moving because (traders don't) want to take the risk of putting cargo on the boat and finding that nobody can pay.”
Khalid Hashim, managing director of Precious Shipping, Thailand's second-largest shipping company
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