Zunehmender Ausstieg der Hedge-Fonds führt zu Schockwellen auf den Aktienmärkten
F. William Engdahl
Aktienmärkte auf der ganzen Welt werden derzeit durch Schockwellen erschüttert, weil jetzt unregulierte Offshore-Hedge-Fonds aussteigen. US-Finanzminister Henry Paulson trug auch nicht gerade zur Hilfe in dieser Lage bei, als er kürzlich der Presse mitteilte, die Gelder aus dem Rettungsfonds der US-Regierung in Höhe von 700 Milliarden Dollar würden NICHT dazu verwendet, Hedge-Fonds unter die Arme zu greifen. Dieser Prozess wird noch einige Wochen andauern, mindestens bis zum Jahresende.
Laut hochstehenden Finanzquellen werden Investoren bis zum Jahresende eventuell bis zu 25 Prozent ihrer Gelder aus den Hedge-Fonds abziehen, was deren Manager dazu zwingt, Vermögenswerte zu verkaufen und damit den schlimmsten Ausverkauf auf den Märkten in einem halben Jahrhundert zu verlängern.
Wie aus einem neuen Kundenbericht von Morgan Stanley in London hervorgeht, könnten aufgrund dieser Ausstiege die Manager amerikanischer Hedge-Fonds vielleicht 15 Prozent ihrer Vermögenswerte verlieren, während sich die Verluste der in Europa registrierten Hedge-Fonds sogar bis auf 25 Prozent belaufen könnten. Zusammen mit den Verlusten aus dem Investmentgeschäft könnte der gesamte Vermögenswert der Hedge-Fonds auf 1,3 Billionen Dollar schrumpfen – das entspräche einem Absturz von rund 32 Prozent gegenüber dem Höchststand von fast 1,8 Billionen Dollar im Juni 2008.
In diesem Jahr sind die Erträge eines durchschnittlichen Hedge-Fonds – gerechnet nach dem »HFRX Global Index« – um 18 Prozent gesunken. Manager verkaufen Vermögenswerte, um aussteigende Investoren bezahlen und die Forderungen von Gläubigerbanken wie Goldman Sachs oder JP Morgan Chase nach mehr Sicherheiten erfüllen zu können. Andere Hedge-Fonds, darunter auch Paulson & Co. und Winton Capital Management LLC, horten ihr Geld, um nervöse Klienten zu beruhigen und auf bessere Zeiten zu warten. Wenn die Aktienwerte zulegen, ergreifen die Hedge-Fonds diese Chance und verkaufen alles, was sich verkaufen lässt, zu den bestmöglichen Cash-Erträgen. Diese Verkaufsorgie der Hedge-Fonds hat Ende Oktober zu dem dramatischen Verfall der Aktienpreise von vielen der besten europäischen Unternehmen geführt, darunter auch VW.
Nach Angaben der kalifornischen Allianz-Tochter PIMCO, die zu den größten Aktienfonds der Welt gehört, sehen sich jetzt sogar die gesunden Hedge-Fonds zum Verkauf gezwungen. Laut diesen Berichten passiert jetzt Folgendes: »Unter Druck geratene Verkäufer versuchen um jeden Preis auszusteigen.«
Gesundschrumpfung
Alleine im September, also noch bevor sich die Krise nach Paulsons Entscheidung, die große US-Investmentbank Lehman Brothers bankrott gehen zu lassen, verschärft hatte, haben die Hedge-Fonds insgesamt 5,4 Prozent verloren. Bekanntlich hat Paulsons Entscheidung die Panik auf den globalen Finanzmärkten ausgelöst. Die Verluste der Hedge-Fonds in diesem September waren übrigens die größten seit der Implosion des New Yorker Hedge-Fonds Long Term Capital Management (LTCM) im September 1998. Marktinsider gehen davon aus, dass die Resultate im Oktober noch viel schlimmer ausfallen werden.
Investoren haben im September die Rekordsumme von 43 Milliarden Dollar von den Hedge-Fonds abgezogen, wie die Marktforscher von TrimTrabs Investment Research im kalifornischen Sausalito mitteilten. Die meisten der Hedge-Fonds, deren Investoren sich auf einige wenige sehr Wohlhabende beschränken, benötigen eine Unterrichtung von zwei bis drei Monaten vor geplanten Abhebungen. Das lässt darauf schließen, dass es auf den Weltmärkten wahrscheinlich noch mindestens bis zum 31. Dezember zu größeren Verkaufswellen kommen wird. Die bizarren Schwankungen bei den Edelmetallen wie Gold und Silber oder sogar auch bei den Rohstoffen wie Öl hängen zum großen Teil mit diesen erzwungenen Verkäufen zusammen.
Gelder der Fonds
Auch Unternehmen, die in Hedge-Fonds investieren, sind in Schwierigkeiten geraten. Wie der schweizerische und britische Disponent Gottex Fund Management Holdings Ltd. erklärte, sind im dritten Quartal die verwalteten Vermögenswerte um 14 Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar gefallen, weil Klienten ihre Gelder abgezogen haben und daraufhin die Märkte abrutschten.
Union Bancaire Privée (UBP), eine Schweizer Privatbank mit Sitz in Genf, die als größter Investor in Hedge-Fonds der Welt gilt, äußerte die Erwartung, dass ihre Klienten bis zum Jahresende etwa acht bis zehn Prozent ihrer Gelder aus den Fonds abziehen werden; Ende Juni hatte UBP 57,9 Milliarden Schweizer Franken (umgerechnet etwa 51,4 Milliarden Dollar) bei Hedge-Fonds angelegt.
Um flüssig zu werden, verkaufen Hedge-Fonds jetzt Aktien und verschlimmern damit den Ausverkauf.
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