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Die japanische Deflation und die kommende US-Inflation!

Über die japanische Deflation - und warum die USA in 2009/10 einem Inflationsschock entgegensehen


Mark Faber sagte am 13.11. in einem Handelsblattinterview: "Anleger halten nur noch Staatsanleihen, Bargeld und Bankeinlagen für sicher. Bonds dürften aber langfristig eine miserable Anlage sein. Das US-Haushaltsdefizit wird im kommenden Jahr auf eineinhalb bis zweieinhalb Billionen US-Dollar schnellen. Das muss die Renditen nach oben bringen. Ganz grob erwarte ich ein halbes Jahr Deflation, danach wegen der Eingriffe in die Märkte hohe Inflation. Dann wäre auch Gold wieder eine gute Anlage".

Wir können nur sagen: Recht so! Gegenwärtig erwarten wir, dass der Deflationsschock in Euroland/Deutschland im 1. Halbjahr seinen Hochpunkt erreichen wird. Danach wird es in 2009/10 zu einer neuen großen Reflationierung kommen. Gemeint ist damit die Rückkehr der Inflation, wobei wir für die USA sogar "galoppierende Inflation" (gemeint sind Preissteigerungen von über 20 Prozent) erwarten.

Unser Deflationsschock hat die Vermögenspreise fest im Griff. An den Börsen der Welt halbierte sich die Marktkapitalisierung und die Immobilienmärkte in weiten Teilen der Welt fallen ebenfalls (selbst in China). Die derzeit laufende dramatische Abkühlung der Weltwirtschaft tritt überall deutlich zutage. Fraport berichtete beispielsweise über einen Rückgang des Luftfrachttransports in Frankfurt über 4,1 Prozent im Oktober. Vom Schiffsverkehr wird gemeldet, dass inzwischen 20 Prozent der Schiffe keine Transportaufträge haben. Die am Freitag bekannt gegebenen US-Einzelhandelsumsätze im Oktober sehen ebenfalls vernichtend aus. Sie gingen insgesamt zum Vorjahr um 4,1 Prozent und ohne Tankstellenrechnungen um 4,6 Prozent zurück. Dabei ist die Inflation noch nicht einmal berücksichtigt, so dass sich unter Einbeziehung der Preissteigerung eine gewaltige Konsumrezession ergibt:

Wiederholt führten wir aus, dass die Schulden aller Wirtschaftssubjekte (Banken, Private Haushalte, Unternehmen und Staat) in den USA inzwischen über 350 Prozent liegen. 1929, vor Beginn der Weltwirtschaftskrise, waren es gerade einmal rund 175 Prozent. Erst nach der Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts um 27 Prozent (von 1929 bis 1933) wurde das Hoch von 264 Prozent erreicht. Angesichts des starken Nachfragerückgangs, der derzeit in vielen Branchen feststellbar ist, wollen wir die Risiken einer Deflation nochmals beschreiben: 1. In den letzten beiden Jahrzehnten führten die Aktien- und Immobilienblasen in den USA zu Scheinreichtum.

2. Die Menschen fühlten sich reich, erhöhten ihre Schulden immer mehr und speisten daraus zunehmend ihren Konsum.

3. Der starke Rückgang der Immobilienpreise (stärker als 1929) und der Einbruch der Aktienmärkte von 118% des BIP 2007 auf 65% Ende Oktober ist nun höchst negativ

4. Der Reichtumseffekt verkehrt sich dadurch ins Gegenteil: Aus Überkonsum wird Konsumverzicht, aus Überinvestitionen Stornierungen von Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen

5. Starke Nachfragerückgänge führen zu Überkapazitäten, auf die die Unternehmen mit Produktionsstreichungen, Arbeitsplatzabbau und fallenden Preisen antworten

6. Fallende Preise in unsicheren Zeiten (sich verschlechternde Arbeitsmärkte) führen dann zu weiterem Konsumverzicht, noch größeren Überkapazitäten und einer sich selbst verstärkenden deflationären Abwärtsspirale wie 1929.
Ähnliches widerfuhr Japan, wobei die prosperierende Weltwirtschaft die Deflation recht milde ausfallen ließ. Im Vergleich zum Preisrückgang von 27 Prozent in den USA zwischen September 1929 und 1933 nahmen sich die japanischen Preisrückgänge bescheiden aus. Japan zeigt allerdings, dass die Geldmenge trotz einer Deflation steigen kann. Heute kann uns also allein die Tatsache, dass die Geldmenge in den USA und Euroland steigt, noch nicht völlig beruhigen. Wichtig ist, dass die Staaten die Rückgänge der Nachfrage der privaten Wirtschaftssubjekte mehr als ausgleichen. Wir erinnern dabei daran, dass die japanische Deflation selbst durch eine Neuverschuldung von 8 Prozent des BIP und durch den Anstieg des öffentlichen Schuldenberges auf 170 Prozent nicht verhindert werden konnte. Gelingt dies nicht, wird sich eine Deflation Bahn brechen.

In Japan platzten gigantische Aktien- und Immobilienblasen. Wir erinnern uns noch, dass der Kaiserpalast in Tokio mehr wert war als ganz Kalifornien. Die Häuserblase platzte Mitte 1991, der Nikkei sah bereits im Dezember 1988 sein Hoch. Die Renditen für 10jährige Staatsanleihen erreichten auf Tagesschlusskursbasis am 12. Juni 2003 mit 0,45 Prozent ihr Tief.

Heute haben wir folgende Probleme: 1. Nicht nur Japan ist heute von der Krise betroffen, sondern die gesamte Welt.

2. Vermögenswerte wurden weltweit an den Aktienmärkten vernichtet (von 62.572 Mrd. US-Dollar am 31.10.2007 auf 29.421 Mrd. US-Dollar am 27.10.2008).

3. Die Immobilienmärkte fallen ebenfalls in einer Vielzahl von Ländern, selbst in China inzwischen.

4. Die Ausweitung der Weltwährungsreserven von rund 2.300 Mrd. US-Dollar Anfang 2003 auf 6.996 Mrd. US-Dollar am 15.08.2008 sorgte für neue Liquidität als Treibsatz für die Blasen der Welt. Ihr Rückgang auf 6.801 Mrd. US-Dollar per 07.11.2008 steht für Liquiditätsentzug.

5. Überschuldung, Unsicherheit, Eintrübung der Aktienmärkte und Vermögensvernichtung sind ein Giftcocktail für die Weltkonjunktur.
Als wir zur Jahresmitte in unserem wöchentlichen Silberbulletin vor Deflationsschocks warnten, roch es geradezu nach Inflation. Der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie zeigte damals einen massiven Anstieg der Einkaufspreise (siehe Chart 2.5). Dieser Index (liegt er über 50 steigen die Preise, liegt er unter 50 fallen die Preise) erreichte im Juni 2008 den Spitzenwert von 91,5. Im Oktober lag er nur noch bei 37 und signalisiert damit fallende Einkaufspreise. Niedrigere Rohstoffpreise und der starke Dollar (der nunmehr auch die US-Exporte drückt) sind die Ursache hierfür.

Die USA werden nach dem Motto "inflate or die" die Notenbankpresse anwerfen. Der Schuldner der Welt hat ein Interesse daran, dass die Deflation der Vermögenspreise nicht mit einem Übergreifen auf die Gütermärkte vollendet wird. Unsere These daher: Auf den Deflationsschock folgt der Inflationsschock.

Auch wenn Herr Zimmel in seinem jüngsten auf den Goldseiten verfassten Beitrag jede Deflationsdiskussion für absurd hält (vielleicht liegt dies auch daran, dass er in seinem Ausblick 2008 die Deflation der Vermögenspreise, was Aktien anbelangt, nicht voraussah), so halten wir dagegen. Wir empfahlen Mitte des Jahres neben Edelmetallen deutsche Staatsanleihen zur Absicherung. Deren Anteile im Portfolio haben wir zwar inzwischen reduziert, aber eben nicht gänzlich. Denn der Tiefpunkt der konjunkturellen Entwicklung liegt noch vor uns. 3 bis 6 Monate vor der Konjunkturwende dürften die Vermögenspreise bereits zu steigen beginnen. Gold und Silber werden daher in 2009/10 einer glänzenden Zukunft entgegensehen. Aber: Die Medienberichterstattung über Deflation ist entgegen der Ausführungen von Herrn Zimmel längst noch nicht dort angelangt, wo sie im 1. Halbjahr 2003 lag. Wir nutzen derzeit die Schwäche der Edelmetalle für weitere Käufe, aber die Anleger dürfen unseres Erachtens nicht blind sein gegenüber einem Deflationsschock, den wir bekanntlich an den Aktienmärkten schon längst gesehen haben.


© Thorsten Schulte
Chefredakteur des Silberjungen

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: silberjunge.de