Die große Staatsanleihenfalle
Eines der eher ungewöhnlichen Symptome der diesjährigen Finanzschmelze war der Höhenflug des Dollars. Er traf viele Händler überraschend und wurde zum Teil durch eine Massenflucht in die gefühlte Sicherheit der kurzlaufenden Staatsanleihen ausgelöst, was den Kauf von US-Dollars voraussetzt. Diese Entwicklung kommt jetzt zum ultimativen Endpunkt, an dem die Erträge aus den Schatzanleihen auf Null gedrückt werden. Das bedeutet, dass sie, real betrachtet, negativ sind, was zu der bizarren Situation führt, in der die Investoren der US-Regierung Geld zahlen für das Privileg, Geld leihen zu dürfen. Das sind ganz klar unhaltbare Zustände und man kann nicht davon ausgehen, dass sie unendlich lange anhalten werden. Und dazu kam es nur aufgrund allgemeiner Verzweiflung, als Investoren panisch wurden und einen Sicheren Hafen suchten.
Wie extrem die Situation jetzt schon ist, zeigt sich deutlich im langfristigen Chart für Erträge der dreijährigen Treasury Bill. Wie wir sehen können, ist der Ertrag fast ganz gegen Null gefallen, was bedeutet, dass Investoren eine negative Ertragsrate haben. Das wiederum bedeutet, dass die Investoren überhaupt nicht mehr weiter wissen und sich darauf eingestellt haben, lieber weniger bei den Staatsanleihen zu verlieren, als sie irgendwo anders verlieren würden - wie zum Beispiel bei den Rohstoffen und im Aktienmarkt. Es zeigt auch, dass die bärische Stimmung jetzt kritische Tiefstände erreicht hat, was an sich bullisch ist.
Nachdem die Kurzläufer gegen Null gedrückt wurden und damit auch deren preisliches Aufwertungspotential ausgeschöpft wurde, liegt der nächste logische Schritt für die Panischen darin, sich auf die risikoreicheren Langläufer zu stürzen. Das ist auch der Grund, warum wir seit den letzten Wochen ein Preisrennen bei den T-Bonds mit 30-jähriger Laufzeit sehen - und auch einen Ausbruch und vertikalen Vorstoß zu neuen Höchstständen.
Der vertikale Anstieg der Preise für langfristige Bonds hat natürlich auch seine Auswirkungen auf die kollabierenden Erträge, die wir unten im Chart bei den Erträgen für T-Bonds mit dreißigjähriger Laufzeit sehen können. Da der Ertrag theoretisch auch weiterhin Richtung Null einbrechen kann, könnten wir auch weitere Aufwertungen dieser Bondpreise sehen, auch wenn sie schon kritisch überkauft sind - es könnte auch eine Pause geben, damit die kritisch überkauften Bedingungen erst einmal überwunden werden.
Die in die gefühlte Sicherheit der US-Staatsanleihen flüchtenden Investoren gleichen den Menschen an Bord der Titanic; man weiß im Film, dass sie dem Untergang geweiht sind: Weil die Vereinigten Staaten von Amerika total bankrott sind - mehr als bankrott eigentlich, da ihre Schulden physisch unter keinen Umständen mehr rückzahlbar sind. Und wir erleben jetzt die feige Tour - die Schaffung von Geld in gleich welcher Menge, die notwendig wird, um den totalen Zusammenbruch zu vermeiden.
Der Paulson-Bailout-Plan war das Trojanische Pferd, das die Schleusen für sich exponentiell ausbreitende Bailouts öffnete, die jetzt schon irgendwo beim Zehnfachen der 700 Milliarden $ angekommen sind. Das hat nur eine unausweichliche Folge - Hyperinflation; die kann übrigens auch im Umfeld einer sich ausweitenden Rezession/Depression bestehen. Und es sieht so aus, als steht die USA vor dem besonders düsteren Ausblick auf eine Depression, die mit einer Hyperinflation einhergeht.
Wie die meisten Anlageformen werden auch Staatsanleihen von Hyperinflationen verwüstet und wertlos gemacht, da der Dollar zerstört wird - hinzu kommt nun auch das ständig steigende Risiko von Ausfällen bei Staatsanleihen. Es ist also klar, dass diejenigen, die im gefühlten Sicheren Hafen der Staatsanleihen kauern, einem sehr brutalen Schock entgegensehen. Sie hätten Gold kaufen sollen, wo es kein Adressenausfallrisiko gibt. Gold, dessen intrinsischer Wert nie zerstört werden kann. Aber sie wurden im falschen Glauben erzogen, dass Gold ein Rohstoff sei, wo es doch in Wirklichkeit reinstes Geld ist. Wenn sie schließlich aufwachen und begreifen, dann werden sie sich im Cash der Staatsanleihen (deren Wert sich schnell in Luft auflöst) drängen und versuchen in Gold zu wechseln, das sich schneller entfernen wird, als sie hinterherkommen können.
© Clive Maund
Der Artikel wurde am 06.12.08 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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