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Finanzkrise: "Sind in eineinhalb Jahren da, wo die USA heute sind"

13.02.2009 | 09:03 | (DiePresse.com)
"Die Leute, die da sagen, im Sommer geht es wieder aufwärts, das ist Blödsinn", sagt der Chef des deutschen Ifo-Instituts. Er fordert ein Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften für Banken.
Der Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, rechnet mit einer länger dauernden Wirtschaftskrise in Deutschland. "Die Leute, die da sagen, im Sommer geht es wieder aufwärts, das ist Blödsinn", sagte Sinn am Donnerstagabend im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Er rechne zur Bundestagswahl im September mit 500.000 bis 700.000 zusätzlichen Arbeitslosen im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr.

"Die Krise kommt massiv"

"Die gefühlte Krise wird im nächsten Jahr an Bedeutung gewinnen." Erfahrungsgemäß würden konjunkturelle Entwicklungen in den USA etwa eineinhalb Jahre später in Europa ankommen. "Wir werden in eineinhalb Jahren dort sein, wo die USA heute sind", sagte Sinn. "Die Krise kommt massiv."
Der Ifo-Chef riet der Bundesregierung dazu, den Banken schärfere Vorgaben für ihr Eigenkapital zu machen, um eine Kreditklemme zu verhindern. Die Kreditinstitute müssten gezwungen werden, sich das Kapital entweder am Markt selbst oder beim staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin zu beschaffen, um höhere Kernkapitalquoten zu erreichen.

Basel II muss überarbeitet werden

Das Regelwerk Basel II, das über eine EU-Richtlinie die Eigenkapitalvorschriften in Europa regelt, müsse dringend und grundlegend überarbeitet werden. Gegenwärtig müssen die Banken ihre Kredite grundsätzlich mit acht Prozent Eigenkapital unterlegen. Nach Basel II werden die Kredite jedoch nach ihren Risiken gewichtet, so dass tatsächlich sehr viel weniger Eigenkapital erforderlich ist.
"Die Banken müssen ihr Eigenkapital erheblich aufstocken", sagte der Wirtschaftsforscher. Deutschland sollte den englischen Weg gehen und eine Kernkapitalquote von mindestens neun Prozent fordern. Könnten die Institute dieses Kernkapital nicht aus privaten Mitteln aufbringen, so müssten sie gezwungen werden, staatliche Mittel anzunehmen. Zudem sei es notwendig, die Regeln für die Finanzmärkte international zu harmonisieren.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://diepresse.com