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Der Deckel hebt bald ab

Der „Systemdruck„ wird zu gross
Von Walter K. Eichelburg
Datum: 2009-02-15

Die Depression frisst sich weltweit immer mehr in die Realwirtschaft hinein. Auftragseingänge kollabieren, dafür explodieren die Arbeitslosenzahlen. Jedoch ist es den Staaten im Westen immer noch gelungen, die Banken zu erhalten und selbst nicht bankrott zu gehen.
Das dürfte sich jetzt aber ändern. Auch grosse Staaten wie etwa Grossbritannien scheinen „erledigt„ zu sein. Selbst die USA und Deutschland bekommen schon Probleme, ihre „superheiligen Kühe„ – ihre Staatsanleihen abzusetzen. Darüberhinaus bricht jetzt der Goldpreis aus, weil die Reichen hineingehen.
Es spricht also viel dafür, dass der Korrekturdruck im System so gross geworden, ist, dass bald mit einer gewaltigen Explosion zu rechnen ist: Bankrott auch der westlichen Staaten und ihrer Währungen.

Der „Druckkochtopf„
Im Lauf der Jahrzehnte hat sich enormer „Kreditdruck„ aufgebaut. Jede Rezession wurde mit neuem Kredit bekämpft. Wie jetzt wieder. Im Normalfall haben niedrigere Zinsen und erhöhte Staatsdefizite dafür gesorgt, dass nach einigen Quartalen Rezession die Kreditvergabe und damit die Konjunktur wieder angesprungen ist. Das hat insgesamt zu einer noch nie dagewesenen Rekordverschuldung rund um die Welt geführt.
Diesesmal ist es anders: Rekord-Zinssenkungen und Rekord-Ausgaben der Staaten wirken nicht mehr, überall geht die Wirtschaft in die Depression (definiert als reale Schrumpfung von mindestens 10%). Der Grund ist recht einfach: die letzte „Ankurbelung„ um 2002 war die letzte, die noch möglich war. Inzwischen ist die Verschuldung enorm gestiegen. Ein weiteres Mal geht trotz aller Versuche nicht mehr. Es ist ein Charakteristikum des „Kondratieff-Winters„, dass die Schuldenlast zu gross geworden ist und die Schulden abgebaut werden – egal was Politik und Zentralbanken machen. Das war in den 1930er Jahren auch so.

Immer mehr „Kredit-Druck„:
Hat man bei bisherigen Reflationsversuchen noch eine Wiederbelebung der natürlichen Kreditexpansion über die Banken erreicht, so geht das jetzt nicht mehr. Verschiedene Kredit-Kategorien sind seit dem Beginn der wirklichen Krise im Sommer 2007 nach wie vor tot: etwa Junk Bonds oder der Interbanken-Kreditmarkt.
Daher sind die Zentralbanken hergegangen und nahmen den Banken einen Teil ihrer schlechten Wertpapiere für neues Geld ab: man hat diese einfach „monetisiert„ (in Geld umgewandelt). Speziell die Bilanzen der Fed und der EZB sind seit Sommer 2008 um das Mehrfache explodiert. Inzwischen reicht das auch nicht mehr, die Staaten müssen einspringen und Banken „retten„, indem sie Geld zuschiessen, die Banken verstaatlichen oder Garantien übernehmen.
Die deutsche Pfandbriefbank Hypo Real Estate (HRE) hat so schon €103 Mrd. vom deutschen Staat bekommen, ohne gesünder zu werden. Das sind alles Fässer ohne Boden.
Inzwischen werden etwa für die USA für das Jahr 2009 $3000 Mrd. an Staatsdefizit prognostiziert (noch ohne das jetzt beschlossene Konjunkturprogramm). Soviel freie Ersparnisse gibt es auf der ganzen Welt nicht, um das zu finanzieren. In Europa sieht es auch nicht besser aus. Etwa kommen Staaten wie Irland oder UK für 2009 auf prognostizierte Staatsdefizite von ca. 13% des Bruttosozialprodukts (BSP). In Wirklichkeit werden diese Defizite wegen der zusammenbrechenden Steuereinnahmen sicher noch viel höher.

Diese Summen können nur mehr „gedruckt„ werden:
Man kann annehmen, dass ein Grossteil der von den westlichen Staaten zugesagten „Bankenrettungs-Pakete„ 2009 ausgeschöpft wird: etwa Deutschland €500 Mrd. Österreich €100 Mrd.
Allein für Europa und die USA kann man vermutlich von Staatsdefiziten von $6..10 trillions (6000..10000 Mrd) ausgehen. Es gibt keine Ersparnisse dieser Grössenordnung, die man ausleihen könnte.
Also werden die neuen Staatsanleihen zur Zentralbank wandern, die dann Geld dafür (elektronisch) „druckt„. Man monetisiert sie also. Daraus entstehen Hyperinflationen.
Es ist nicht zu erwarten, dass die heutigen Eliten in Politik und Banken hier nachgeben werden, denn das wäre ihr Untergang. Revolutionen wären die Folge. Auch dieses Gelddrucken ist nur eine Verzögerungstaktik gegen den eigenen Untergang.

„Near Misses„
Von Zeit zu Zeit kommen erstaunliche Dinge zu Vorschein. Abstürze des Finanzsystems, die gerade noch einmal aufgehalten wurden. Hier einige Beispiele:

Der 10. Oktober 2008 in London: „Revealed: Day the banks were just three hours from collapse„
Britain was just three hours away from going bust last year after a secret run on the banks, one of Gordon Brown's Ministers has revealed.
City Minister Paul Myners disclosed that on Friday, October 10, the country was 'very close' to a complete banking collapse after 'major depositors' attempted to withdraw their money en masse.
The Mail on Sunday has been told that the Treasury was preparing for the banks to shut their doors to all customers, terminate electronic transfers and even block hole-in-the-wall cash withdrawals.
Only frantic behind-the-scenes efforts averted financial meltdown. If the moves had failed, Mr Brown would have been forced to announce that the Government was nationalising the entire financial system and guaranteeing all deposits.
Insider haben im grossen Stil Geld von britischen Banken abgezogen. Innerhalb von 3 Stunden wären die Banken erledigt gewesen, wenn nicht die Regierung sofort eingesprungen wäre.

Der 18. September 2008 in den USA: „How The World Almost Came To An End At 2PM On September 18
On Thursday (Sept 18), at 11am the Federal Reserve noticed a tremendous draw-down of money market accounts in the U.S., to the tune of $550 billion was being drawn out in the matter of an hour or two.
The Treasury opened up its window to help and pumped a $105 billion in the system and quickly realized that they could not stem the tide. We were having an electronic run on the banks. They decided to close the operation, close down the money accounts and announce a guarantee of $250,000 per account so there wouldn't be further panic out there.

If they had not done that, their estimation is that by 2pm that afternoon, $5.5 trillion would have been drawn out of the money market system of the U.S., would have collapsed the entire economy of the U.S., and within 24 hours the world economy would have collapsed. It would have been the end of our economic system and our political system as we know it.
Dieses Ereignis auf den Geldmärkten war noch viel schlimmer, auch hier ging es um Stunden. Andernfalls, wäre das US-Bankensystem sofort kollabiert und das Welt-Bankensystem innerhalb von 24 Stunden. Auch das politische System.
Wieder war eine ein Bank-Run durch Insider, wieder wurde er durch staatliche Garantien aufgehalten.
Kurz danach folgen die allgemeinen Garantien für alle Bankeinlagen durch verschiedene Regierungen. Nur damit konnte man das stoppen – indem die Staaten als Garantiegeber in den Kochtopf geworfen wurden – sozusagen als Eis, das die Temperatur senken sollte.
Wann kommt eine Attacke, die nicht mehr korrigiert werden kann, die durchschlägt?

Die nächste „Attacke„ kommt von der Realwirtschaft:
Der nachfolgende Chart von Casey Research zeigt den regelrechten Zusammenbruch der Weltwirtschaft und des Welthandels. Der Welthandel ist im letzten Jahr etwa um 40% gefallen, die Welt-Industrieproduktion um ca. 12%:
Wahrscheinlich stimmen diese Zahlen von Anfang Februar 2009 auch nicht mehr, denn es gibt immer eine Verzögerung beim Berichten solcher Zahlen. Vermutlich drücken diese Zahlen den Zustand von Ende 2008 aus, inzwischen dürften die Einbrüche noch tiefer sein, denn die Entwicklung beschleunigt sich rasant. Etwa sind die Exporte und Importe Chinas um über 40% eingebrochen, in Japan ist die Wirtschaft um 12% geschrumpft. In USA, UK, Irland, Spanien sieht es sicher auch nicht besser aus.
Die Folgen: die Steuereinnahmen der Staaten brechen zusammen die Ausgaben der Staaten für Rettungen, Arbeitslose, etc. explodieren Massenbankrotte von Firmen es werden kaum mehr Kredite an Firmen vergeben, da alles unsicher ist bisherige Kredite müssen abgeschrieben werden, das schädigt die Banken noch mehr Unrettbar:
Was in der EU-Kommission und bei den Regierungen zirkuliert: „Streng geheim: Faule Wertpapiere für 18,1 Billionen Euro bei westlichen Banken„:
17 Seiten umfasst ein als "streng geheim" eingestuftes internes Papier der EU-Kommision in Brüssel, in dem ungeschminkt die Wahrheit über die desolate Wirtschaftslage im Finanzsystem beschrieben wird. Danach gibt es derzeit bei europäischen Banken faule oder derzeit unverkäufliche Wertpapiere im Wert von 18,1 Billionen Euro. Nicht Milliarden, nein - Billionen. 44 Prozent aller Vermögenswerte europäischer Banken sind demnach derzeit "faul".
Der britische Telegraph durfte in dieses Papier schauen und hat darüber berichtet. Später musste der Bericht (auf Druck der Politik) geändert werden, das Internet-Link zeigt immer noch diese Summe an.
Wie gesagt, das sind die Bilanzverluste europäischer Banken, 44% von deren Wertpapieren und Krediten sind entweder wertlos oder fast nichts mehr wert. Also versucht man die Bilanzierungsregeln zu ändern um das weiter zu verschleiern.

Die Wahrheit: es ist hoffnungslos
Die zusammenbrechende Realwirtschaft sorgt dafür, dass die Situation für die Banken und die Staaten rasch noch viel schlimmer wird.

Die Banken sind längst „too big to bail„ – zu gross um sie zu retten. Dafür werden sie die Staaten mitreissen – bald.

Die Attacke durch das Gold
Theoretisch kann in einem „Fiat-Money-System„ wie unserem, jede Bank und jeder Staat gerettet werden, sogar bei so grossen Summen – solange die Kapitalbesitzer im System bleiben. Sobald sie aber flüchten, beginnt die Hyperinflation, die Währungen werden bald nicht mehr akzeptiert, sie werden unkonvertierbar und man kann dafür nichts mehr importieren. Die Preise für alle notwendigen Güter explodieren. Nur mehr die Abhängigen müssen die Währung noch akzeptieren, alle anderen weichen auf „besseres Geld„ aus. Das ist die „natürliche Grenze der Gelddruckerei„.
Das Problem ist aber, dass praktisch alle grossen Währungen wie US-Dollar, Euro, Pfund, Schweizer Franken, Yen massiv gedruckt werden. Man kann also nur ausserhalb des Systems ausweichen, das geschieht jetzt.
Hier der Goldpreis in US-Dollar und Euro über das letzte Monat:
In USD hat er über $100/oz zugelegt, in Euro sogar €110/oz. Das ist eine sagenhafte Performance, wenn man bedenkt, dass im gleichen Zeitraum der Dow Jones Index und die 30jährige US-Staatsanleihe (Treasury Bond) jeweils etwa 10% im Wert verloren haben.
Kein Wunder, dass die Reichen jetzt ins Gold flüchten:

Das „Big Money„ geht ins Gold:
Hier einige Berichte, die in der letzten Woche auf www.hartgeld.com publiziert wurden:
Ich arbeite bei einer großen deutschen Bank. Im sogenannten Private Banking werden in unserem Hause den reichen Kunden, physisches Gold empfohlen. - Leserzuschrift
Feb. 10 (Bloomberg) -- U.S. pension funds are among a growing number of money managers inquiring about investing in gold, a trend that helped almost double the bullion held in the nation's largest exchange-traded precious-metal fund in the pasttwo years, the World Gold Council said.
Die Wirtschaftskrise und die Verunsicherung auf den Finanzmärkten führt zu einem wahren Run aufs edle Metall. Goldhändler melden Lieferengpässe, Goldraffinerien laufen auf Hochtouren, und mit jeder schlechten Meldung aus der Wirtschaft steigt die Nachfrage. - SF
Investors are buying record amounts of gold bars and coins, shunning risky assets for the relative safety of bullion amid renewed fears about the health of the global financial system.
The move into gold is being driven by the very rich, with bankers saying that some clients are hoarding gold in their vaults. UBS and Goldman Sachs said last week that investor hoarding would drive prices back above $1,000 an ounce. On Monday gold was trading at $892 an ounce.
Jonathan Spall, director of commodities at Barclays Capital in London, said: "We have seen more new enquiries about investing in gold so far this year than during the whole 2008." - FT
Damit ist die Sache klar: ein neuer Run auf das Gold hat eingesetzt, getrieben durch die sehr Reichen. Diese haben praktisch unlimitierte Mittel, um alles Gold aufzukaufen, das es auf der Welt gibt. Es sind primär die Reichen im Westen. Indien und der arabische Raum sind im Moment weg (deren Schulden drücken wohl zu stark).
Trotz aller Versuche der Zentralbanken lässt sich der Goldpreis nicht mehr drücken, die Nachfrage ist zu gross. Ein deutscher Edelmetall-Händler erzählte mir, dass die Nachfrage nach Gold und Silber derzeit etwa 3 mal so gross ist, wie im bisherigen Spitzenmonat Oktober 2008. Es kommen auch „Grossbestellungen„, etwa für eine Tonne Silber. Auch Firmen gehen massiv in das Edelmetall.

Ab Gold $1000/oz fliegt der Deckel weg
Nicht nur der Goldpreis steigt. Auch die Preise für Industriemetalle, Silber, Kupfer, Öl steigen wieder. Dies trotz, dass die Industrienachfrage weiter einbricht. Die Zeit ab Sommer 2008, wo sich die Investment-Affen in die Staatsanleihen jagen liessen, ist vorbei, Die Zinsen auf Staatsanleihen, auch der US und deutschen steigen wieder. Gleichzeitig sinken die Aktienkurse. Alles Indizien, dass die Flucht aus dem Papiersystem in Realwerte durch das Big Money begonnen hat.
Wie in mehreren meiner letzten Artikel, etwa „Phase 3 der Krise„ dargelegt, bin ich der Meinung, dass Gold $1000 die kritische Marke ist, wo die Massenflucht in das Gold richtig einsetzt. Denndann kommt zur Angst vor Verlust im Papiersystem noch die Gier nach Profit dazu. Die beste Kombination, die es im Investment-Universum gibt. Eine Massenbewegung setzt ein.
Dann wird es für die Regierungen und Zentralbanken unendlich schwierig sich selbst und die Banken zu retten. Denn dann müssen die Zinsen massiv angehoben werden, um die Kapitalflucht aus dem System zu stoppen. Höhere Zinsen sind absolut tödlich. Man braucht sich nur in Ungarn oder Island umsehen, dort mussten nach dem Währungsabverkauf die Zinsen massiv angehoben werden.

Die Staaten und die Grossbanken werden gemeinsam kollabieren:
Genauso wie es in Island, Lettland, Ungarn oder jetzt in der Ukraine vorgemacht wird. Die ersten Kandidaten im Euro-Raum dürften Irland und Griechenland sein, dann Spanien, Italien, Österreich. Zuletzt vermutlich Deutschland. Alles dies kommt vermutlich noch im 1. Halbjahr 2009, zusammen mit dem Staatsbankrott der USA. Den Euro wird es dann auch zerreissen.
Erst dann wird die Bevölkerung sehen wollen, dass ihre Ersparnisse weg sind, ihre Jobs ebenso. Aber dann ist es wie immer zu spät. Eine Hexenjagd auf die Politiker setzt ein, zu sehen derzeit in Island.
Man wird die Leute wie immer bis zur letzten Minute belügen, und die Leute wollen belogen werden.
Disclaimer:
Ich möchte feststellen, dass ich kein Finanzberater bin. Dieser Artikel ist daher als völlig unverbindliche Information anzusehen und keinerlei Anlage- oder sonstige Finanzierungsempfehlung – ähnlich wie ein Zeitungsartikel. Ich verkaufe auch keine Finanzanlagen oder Kredite. Jegliche Haftung irgendwelcher Art für den Inhalt oder daraus abgeleiteter Aktionen der Leser wird ausdrücklich und vollständig ausgeschlossen. Das gilt auch für alle Links in diesem Artikel, für deren Inhalt ebenfalls jegliche Haftung ausgeschlossen wird. Bitte wenden Sie sich für rechtlich verbindliche Empfehlungen an einen lizensierten Finanzberater oder eine Bank.

© 2009 by Walter K. Eichelburg, Reproduktion/Publikation nur mit Zustimmung des Autors.
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Zum Autor: Dipl. Ing. Walter K. Eichelburg ist Betreiber der Finanz- und Goldwebsite www.hartgeld.com in Wien. Er beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv auch mit Investment- und Geldfragen. Er ist Autor zahlreicher Artikel auf dem Finanz- und IT-Sektor. Er kann unter walter@eichelburg.com erreicht werden. Seine Website ist: www.hartgeld.com

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Hartgeld.com