Droht Österreich der Bankrott?
Sonntag, 15. Februar 2009 Wegen hoher Kredite in Osteuropa könnte das "Undenkbare" denkbar werden. "Droht Republik Österreich der Bankrott?" titelt das Ö-Magazin "Profil". Regierung hofft auf Schutzschirm für ganz Osteuropa. Ohne Hilfe könnte es zum "global meltdown" kommen (UK Telegraph). In Österreich machen derzeit Gerüchte die Runde, dass es die Alpenrepublik im Rahmen der Finanzkrise viel härter erwischen könnte, als manch einer denkt.
"Droht Republik Österreich der Bankrott? Osteuropa zieht Österreich mit nach unten" titelt das österreichische Magazin "Profil". Hinter den Befürchtungen steckt die Tatsache, dass die Banken der Alpenrepublik bis zur Halskrause (und darüber hinaus) voll mit Krediten im osteuropäischen Raum stecken.
Doch im Zuge der Finanzkrise fällt es diesen Staaten immer schwerer, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Die Währungen stürzen ins Bodenlose, neue Kredite sind praktisch unmöglich. Besonders betroffen sind die Banken, welche praktisch in allen osteuropäischen Ländern am Abgrund stehen.
Doch gerade mit diesen Probleminstituten pflegten Wiener Geldhäuser engste Beziehungen. Und diese Beziehungen bestanden in der Regel im Ausleihen von mehrstelligen Milliardenbeträgen - in Euro. Vor dem Hintergrund des Verfalls der Landeswährungen sind aber diese Kredite kaum noch rückzahlbar, geschweige denn, die Zinslast aufbringbar.
Die Hoffnungen Österreichs stützen sich nun auf EU-Hilfsmaßnahmen für den gesamten osteuropäsichen Raum. Doch ob dieser überhaupt von der EU gestemmt werden kann, steht sicherlich in den Sternen und wird von Experten bezweifelt.
Unterdessen druckt auch das Magazin "Profil" trotz des reisserischen Titels Durchhalteparolen unter dem Motto: "Eigentlich ist es nicht vorstellbar, dass Österreich pleite geht." - Fakt ist jedoch, dass Wien keinesfalls für die ausstehen den Kredite gerade stehen kann. Die heraufziehenden Gefahren äussern sich derzeit auch in immer größeren Kreditspreads zu deutschen Bunds.
Sollte sich die Krise weiter zuspitzen, dann hat Österreich auf jeden Fall ein Problem. Und die EU hängt damit mitten drin im Schlamassel der gerade am meisten bedrohten, osteuropäischen Staaten und Banken. Damit könnte ein Dominoeffekt von bisher völlig unerwarteter Seite ins Rollen gebracht werden.
Ähnlich äussert sich auch der "Telegraph"(UK). Die Zeitung spekuliert offen darüber, dass ein Zusammenbruch Osteuropas nicht nur Österreich, sondern die gesamte EU in den Bankrott treiben könnte - und damit eine aktute Gefahr für die Weltwirtschaft sei. Ohne Hilfe für den Osten, so der Telegraph, drohe ein Dominoeffekt, der zum globalen "meltdown" der Weltwirtschaft führen könne.
In diesem Zusammenhang wird auch auf die brandgefährliche Situation Österreichs hingewiesen - ein Land mit den engsten wirtschaftlichen Beziehungen nach Osteuropa innerhalb der EU.
"Profil" berichtet:
"Tatsächlich haben die österreichischen Banken überproportional zu ihrer Größe in Zentral- und Osteuropa expandiert. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) veröffentlichte, dass die österreichischen Banken in der Region knapp 230 Milliarden Euro an Kreditvolumen vergeben haben. Rechnet man die Bank Austria hinzu, die in der Statistik aufgrund der italienischen Mutter UniCredit nicht eingerechnet ist, schätzen Experten das Volumen auf rund 300 Milliarden Euro. Doch bei Weitem nicht alles davon wird schlagend werden. Denn derzeit werden undifferenziert alle osteuropäischen Länder als Risiko eingestuft. „Dabei wird sicherlich übertrieben, denn ein Osteuropa gibt es nicht mehr“, sagt Deutsche-Bank-Analyst Gunter Deuber. Man müsse die Länder einzeln betrachten, und da gebe es einige durchaus stabile: Tschechien und Polen etwa, auch Slowenien und die Slowakei sind keine Wackelkandidaten.
Veritables Drohpotenzial baut sich allerdings in der Ukraine auf. Den Staatsbankrott schließt dort niemand mehr aus – inklusive des ukrainischen Präsidenten selbst. Als Nicht-Mitglied kann das Land nicht auf EU-Hilfe zählen. Bleibt die Hoffnung auf bilaterale russische Hilfe – möglicherweise teuer bezahlt mit Anteilen am kostbaren Pipelinenetz oder gar der Halbinsel Krim, auf die Russland schon lange schielt. Wenn dieser Notkredit aus Moskau nicht zustande kommt, wäre ein ukrainischer Staatsbankrott ein Fiasko für die im Land investierten Banken, vor allem Raiffeisen und Bank Austria.
Sorgenkinder aus österreichischer Sicht sind auch Bulgarien, wo Bank Austria und Raiffeisen International (RI) stark engagiert sind, und Rumänien, wo die Erste Bank eine große Tochtergesellschaft hat. Beide Länder haben über die vergangenen Jahre enorme Leistungsbilanzdefizite aufgehäuft – denen wenig Wohlstand gegenübersteht. Noch ist die Zahlungsmoral in den osteuropäischen Staaten groß, doch Experten rechnen im kommenden Jahr mindestens mit einer Verdopplung der Ausfälle, weil die Kreditnehmer kaum Reserven haben und von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Verschärfend kommt hinzu, dass die Banken nur allzu gern Fremdwährungskredite vergeben haben, die durch die fallenden lokalen Währungen kaum zurückbezahlt werden können. „In einigen Ländern könnte die Ausfallsrate bei den Krediten sogar mehr als zehn Prozent betragen“, so Analyst Deuber. Im Querschnitt über die Länder ergibt sich bei durchschnittlichen zehn Prozent ein Ausfallspotenzial von 30 Milliarden. Doch das ist nur ein grober Näherungswert – in einigen Ländern dürfte die Quote deutlich darunter liegen.
Würden die zehn Prozent Kreditausfall tatsächlich eintreten, hätten die Banken enorme Probleme. Ein Rechenbeispiel: Die rumänische Tochter der Erste Bank, BCR, wies 2007 (neuere Zahlen gibt es nicht) ein Eigenkapital von umgerechnet rund einer Milliarde Euro aus. Mehr als acht Milliarden Euro sind in Rumänien an Krediten ausgegeben worden. Wenn zehn Prozent dieses Volumens uneinbringlich würden, so würde das Eigenkapital der Bank auf 200 Millionen Euro schmelzen. Die rumänische Tochter bräuchte also dringend frisches Kapital. Der einfachste Weg wäre es, bei der zu knapp 70 Prozent beteiligten Konzernmutter in Österreich um Geld anzufragen.
Gelingt es dieser nicht, das Kapital dafür aufzustellen, so bedeutet das keineswegs die Pleite der Erste Bank – sondern lediglich die der rumänischen Tochter. Auf die Bilanz der Muttergesellschaft würde sich das allerdings durchschlagen, indem deren Eigenkapital um den Wert der Tochtergesellschaft geschmälert würde. Wie hoch dieser in den Büchern steht, ist ein gut gehütetes Geheimnis.
Ähnlich könnte es der Raiffeisen International in der Ukraine gehen. Wenn auch dort zehn Prozent der Kredite umfielen, wäre die Bank in ernster Bedrängnis. Müsste sie 600 Millionen abschreiben, sähe das Eigenkapital von rund einer Milliarde Euro extrem dünn aus. Den Bankrott einer Tochtergesellschaft könnte die RI möglicherweise ohne fremde Hilfe überleben – nicht aber den von mehreren. Doch dazu wird es nicht kommen.
Die RI hat die Muttergesellschaft RZB im Rücken, die gegebenenfalls mit Eigenkapital einspringen könnte. Und die hat ein großes Interesse daran: Denn die eigenständige Tochter RI könnte zwar pleitegehen, würde aber ein großes Loch in der RZB-Bilanz hinterlassen. Pleitegehen können die Mutterbanken jedoch auch in einem derartigen Worst-Case-Szenario nicht – erstens, weil sie zunächst nur die jeweilige Tochterfirma bankrottgehen lassen könnten, und zweitens, weil der österreichische Staat im Ernstfall einspringen würde. Er kann es sich nicht leisten, auch nur eine Bank nicht zu retten." (Ende Zitat "Profil")
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Quelle: » MMnews.de
» 15.02.09 Nichts ist mehr sicher bei Staatsanleihen