StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageformenAnalysenWissenswertesChartsHandelBlog

Wissenswertes:

Silber (Archiv)

Allgemeines über Edelmetalle

Papiergeldsystem

Erklärungsbegriffe

Krisenvorsorge

Krisenvorsorge:

Beiträge zur Krisenvorsorge

Beiträge zur Krisenlage

Beiträge zur Krisenbegriffe

Beiträge zur Krisengeschichten

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

England am Abgrund

Deutschland durchlebt eine tiefe Krise, doch Großbritannien steht am Abgrund. Das Königreich hat sich zu sehr auf den Finanzmarkt konzentriert, die Industrie vernachlässigt und sich total verschuldet. Das rächt sich jetzt. Von FOCUS-MONEY-Redakteur Helmut Achatz
In den 70er-Jahren hatte Großbritannien sein Ruf als „kranker Mann Europas“ weg: Die Wirtschaft stagnierte, die Steuern stiegen, Investitionen blieben aus, und die Löcher in der Zahlungsbilanz vergrößerten sich stetig. Als die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher ans Ruder kam, verpasste sie dem Land eine Rosskur und zog den Karren schließlich aus dem Dreck.

Nach einem unvergleichlichen, 16 Jahre dauernden Wirtschaftsboom rutschte der Karren im vergangenen Jahr wieder in den Dreck und droht immer tiefer darin zu versinken. Die Insel ist, entgegen der Behauptung von Regierungschef Gordon Brown, nicht besser, sondern schlechter als andere Länder gerüstet gegen die von der Wirtschaftskrise ausgelösten Turbulenzen – aus drei Gründen:
– Großbritannien, die Wiege der industriellen Revolution, ließ seine Talente verkümmern. Nach der Stahl- und Kohleindustrie verloren auch andere Industriezweige wie die Automobilbranche und der Schiffbau an Bedeutung. Das Land versäumte es, neue Technologien zu fördern, sodass der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt (2,14 Billionen Euro) auf weniger als ein Viertel schrumpfte.

– Gleichzeitig favorisierte die Regierung unter Tony Blair, dem Mitte 2007 Gordon Brown folgte, den Finanzsektor. In Zahlen ausgedrückt: Drei Viertel der Wirtschaftsleistung erbringt der Dienstleistungsbereich, den wiederum dominiert die Finanzindustrie. London ist Europas größtes Finanzzentrum – und weltweit nach New York und Tokio die Nummer drei. Auf nur wenigen Quadratkilometern in der Metropole drehten die Banker immer größere Räder und gingen immer riskantere Wetten ein. Die bereits unter Thatcher eingeleitete Liberalisierung setzten Blair und Gordon fort – und machten die Insel immer abhängiger von den Geldströmen. Entsprechend trifft die Briten die Finanzkrise viel heftiger als andere Nationen.

– Damit nicht genug, die Labour-Regierung forcierte, ähnlich wie in den USA ein George W. Bush, die Politik der „Owner Society“, sprich, möglichst viele Bürger sollten sich ein Häuschen leisten können. Mittlerweile wohnen weit mehr als zwei Drittel der Briten in den eigenen vier Wänden. Dafür verschuldeten sich viele jedoch bis über beide Ohren.

Boom mit Schulden finanziert

An sich sind Schulden ja nichts Schlimmes, wenn ihnen entsprechende Werte gegenüberstehen – das war auch so bis zum Platzen der Immobilienblase im vergangenen Jahr. Bis dahin stiegen die Hauspreise, Millionen von Immobilienbesitzern glaubten, sie würden ständig reicher. Die Banken bestätigten sie noch in dem Glauben. Bei der Kreditvergabe prüften sie nur lax die Bonität der Schuldner. So bekamen auch Geringverdiener Kredite, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten.

Als dann die Hauspreise fielen, sich die Konditionen für Konsumentenkredite verschlechterten und die Konjunktur eintrübte, begann das Kartenhaus zu schwanken und droht, in sich zusammenzubrechen. Immer mehr Schuldner können ihre Zinsen nicht mehr zahlen, von Tilgung ganz zu schweigen. Das brachte britische Banken in die Bredouille. Schon zuvor war das Investmentbanking, an dem sie über Jahre satt verdient hatten, kollabiert, und sie mussten Milliarden wegen der US-Hypothekenkrise abschreiben.

Pfund im Abwärtssog

Die Folgen dieser Fehlentwicklungen potenzieren sich jetzt: Banken brechen reihenweise zusammen, der Staat muss ihnen mit Milliarden unter die Arme greifen, die Schulden wachsen, die Zahl der Arbeitlosen steigt, die Wirtschaft schrumpft, das britische Pfund fällt im Vergleich zu anderen Währungen. Gegenüber dem Euro verlor die britische Währung im vergangenen Jahr 18 Prozent an Wert. Das würde der Industrie auf der Insel ja helfen, wenn es denn noch eine nennenswerte Industrie gäbe. Lediglich der Tourismus profitiert vom schwachen Pfund.
Was gut für Touristen ist, entwickelt sich leider zum Desaster für Anleger. Wer beispielsweise Aktien von britischen Banken besitzt, kann ein Lied davon singen. Die Papiere der Royal Bank of Scotland verloren binnen eines Jahres mehr als neun Zehntel an Wert. Das Gerede um die weitgehende Verstaatlichung von Banken auf der Insel verschreckt auch noch die letzten Briten-Fans. Vollends zur Katastrophe kommt es jedoch, falls die Bank of England zum Mittel des „quantitative easing“ greift, was letztlich bedeutet, Noten zu drucken. Dann ist das Pfund nur noch Spielgeld.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.focus.de