Die Geldbombe
Von Henrik Müller
Nie wieder! Das war das Mantra der jungen Bundesrepublik nach Krieg und Währungsreform, auch in ökonomischen Dingen - nie wieder Inflation. Und jetzt? Jetzt warnen namhafte Ökonomen wieder vor einer möglichen "Hyperinflation" - nicht in desolaten Entwicklungsländern, sondern hier, im reichen Westen.
Es sind diese Bilder, die sich in das kollektive Gedächtnis geätzt haben: Kinder, die mit backsteingroßen Geldpaketen spielen wie mit Bauklötzen; Frauen, die den Ofen befeuern mit Bündeln von Scheinen, weil sie billiger sind als Briketts; Männer, die Haufen von Papiergeld wiegen lassen, weil zählen eine Ewigkeit dauern würde. Bilder, die das große nationalökonomische Trauma der Deutschen für Generationen im Bewusstsein speichern: Inflation. Zweimal binnen drei Jahrzehnten - 1923 und 1948 - verloren die Bürger ihre Geldvermögen, brach die monetäre Ordnung zusammen, musste ein überschuldeter Staat seinen Offenbarungseid leisten.
Nie wieder! Das war das Mantra der jungen Bundesrepublik nach Krieg und Währungsreform, auch in ökonomischen Dingen - nie wieder Inflation. Und jetzt?
Jetzt warnen namhafte Ökonomen wie Joachim Fels, Londoner Chefvolkswirt von Morgan Stanley, wieder vor einer möglichen "Hyperinflation" - nicht in desolaten Entwicklungsländern wie Simbabwe, sondern hier, im reichen Westen.
"Angesichts der derzeitigen und noch kommenden wirtschaftlichen und finanziellen Probleme" und angesichts all des Geldes, das Notenbanken und Regierungen derzeit in die Wirtschaft pumpten, sollten die Bürger das Risiko einer Hyperinflation "nicht ignorieren", sondern sich darauf vorbereiten, meint Fels.
Hyperinflation - das bedeutet Geldentwertungsraten von 50 Prozent und mehr, pro Monat. Zahlen, die an 1922/1923 erinnern, als die Reichsmark monatlich 322 Prozent an Kaufkraft verlor. 133 Druckereien, 30 Papierfabriken und 29 Druckplattenfabriken waren damals damit beschäftigt, substanzlose Papierlappen herzustellen - 10 Milliarden Scheine im Nennwert von sagenhaften 400 Trillionen Mark binnen eines Jahres.
Die Folgen der Geldentwertung waren desaströs. "Deutschland", so der Princeton-Historiker Harold James, "versank in Anarchie." In Verteilungskämpfen und Gewalt und später in Radikalisierung und NS-Diktatur.
"Es gibt kein subtileres und besseres Mittel zum Sturz der bestehenden Gesellschaftsordnung als die Ruinierung der Währung", hatte John Maynard Keynes, der große Ökonom der Weltwirtschaftskrise, gewarnt. Und wie so häufig recht behalten.
2. Teil: Die Treibsätze scharf gemacht
Am Ausgangspunkt der Katastrophe von 1922/1923 standen eine tiefe ökonomische Krise, überbordende Schulden und gesellschaftliche Spannungen. Klingt seltsam aktuell.
Könnte die Hyperinflation tatsächlich zurückkehren? Natürlich, es wäre ein Extremszenario, meint Joachim Fels: ein "long tail event", ein Ereignis ganz am Rand der statistischen Wahrscheinlichkeitsverteilung. Auch wenn eine Hyperinflation derzeit noch abwegig erscheinen mag: Eine schleichende, vielleicht auch galoppierende Geldentwertung mit Raten zwischen 5 und 20 Prozent wie in den 70er Jahren erscheint vielen Fachleuten inzwischen als durchaus realistisches Szenario.
Auf den ersten Blick paradox: Akut beherrscht die Gefahr einer Deflation (sinkendes Preisniveau bei schrumpfendem Sozialprodukt) die Ökonomenhirne. Drückende Schulden, kaputte Banken und wegbrechende Nachfrage - diesem potenziell deflationären Mix müsse sich die Wirtschaftspolitik entgegenstellen, fordert der Internationale Währungsfonds (IWF). Einziger Ausweg: die "langfristigen Inflationserwartungen zu verstärken". Neue Töne vom IWF, dem einstigen Terminator für Stabilität und Austerität in aller Welt.
Und weil Regierungen und Notenbanken genau so handeln, sind die Treibsätze für künftige Preisexplosionen scharf gemacht:
Die Notenbanken weiten die Geldmenge massiv aus. Sprunghaft sind die Bilanzsummen der amerikanischen Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank gestiegen seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Eine Strategie, die stark inflationär wirken kann, wenn die akute Finanzkrise erst vorüber ist.
Die Staatsschulden explodieren. Durch die Rettung taumelnder Banken, vor allem aber durch Konjunkturprogramme und wegbrechende Steuereinnahmen, dürften sich die Schuldenlasten vieler Staaten im kommenden Jahrzehnt verdoppeln. Schon spielen die Anleihemärkte verrückt. Reihenweise geraten finanzschwächere osteuropäische Staaten an den Rand der Zahlungsunfähigkeit, müssen Europäische Union und IWF ihnen mit Überbrückungskrediten beispringen. Selbst bei einigen Euro-Mitgliedsländern ist ein Staatsbankrott nicht mehr auszuschließen.
Die Wirtschaft wird nachhaltig langsamer wachsen als in den vergangenen Jahren. Die Finanzmarktkrise werde noch "für lange Zeit" die Kreditvergabe dämpfen, erwartet Bert Rürup, der ehemalige Chef des Sachverständigenrats. Die weltwirtschaftliche Phase des raschen, inflationsfreien Wachstums sei erst einmal vorbei. In immer mehr Ländern droht eine politische Destabilisierung - Randale in Griechenland, Demonstrationen in Russland, Proteste in China, Streiks in Frankreich, Staatskrise in Island. Geschwächte staatliche Institutionen, die sich nicht anders zu helfen wissen, als Ausgaben via Notenpresse zu finanzieren, sind immer die Voraussetzung für chronische Inflation.
3. Teil: "Nachfrager der letzten Zuflucht"
Letzter Ausweg Inflation? Jedenfalls scheint die lange Phase der Geldwertstabilität, derer sich weite Teile des Westens seit den 80er Jahren erfreut haben, zu Ende zu sein.
Einen Hochrisikokurs steuert die neue US-Führung. Präsident Barack Obama, Fed-Chef Ben Bernanke und Finanzminister Timothy Geithner werfen dem drohenden Absturz in eine ausgedehnte Depression schier unvorstellbare Summen von Geld entgegen. Auf "eine Krise dieser Größenordnung" könne man nur mit maximaler fiskalischer Gegenmacht antworten, findet Geithner. Und so folgt auf einen langen, zügellosen Boom nun das "fortgesetzte Desaster" (Obama) der Wirtschaftskrise - und folglich die hemmungslose Aufblähung der Staatsfinanzen.
Nirgends wird die Rekapitalisierung des Bankensektors so teuer wie in den USA. 1,9 Billionen Dollar könnten nach Schätzungen dafür nötig sein, mehr als 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Für sich genommen noch kein Drama - die US-Staatsschulden betrugen 2007, bei Ausbruch der Krise, moderate 63 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), vergleichbar mit Deutschland oder Frankreich.
Weit gravierender werden jedoch die Auswirkungen der wegbrechenden Binnennachfrage sein. Die US-Konsumenten befinden sich in einer Art Käuferstreik, auch die Unternehmen sparen. Um die Wirtschaft zu stabilisieren, springe jetzt der Staat als "Nachfrager der letzten Zuflucht" ein, wie die Volkswirte von Goldman Sachs formulieren.
Rund 10 Prozent des BIP wird das US-Haushaltsdefizit im laufenden Jahr voraussichtlich betragen. Dafür ist eine Rekordkreditaufnahme nötig: 2,5 Billionen Dollar muss der amerikanische Staat dieses Jahr nach Goldman-Schätzungen am Kapitalmarkt borgen, nächstes Jahr noch mal 1,9 Billionen.
Ein Trend, der sich in abgeschwächter Form über das ganze nächste Jahrzehnt fortsetzen dürfte. Die Strukturkrise der US-Wirtschaft wird das Wachstum so stark dämpfen, dass die Regierung mit fortgesetzten fiskalischen Stimuli reagieren muss. Die Aussichten für Wachstum und Staatsfinanzen der USA blieben "auch nach der Rezession trübe", sagt der Deutsche-Bank-Ökonom Thomas Mayer - "es sei denn, es geschieht ein Wunder". Auf 140 Prozent des BIP könnte der Schuldenstand der USA leicht steigen.
4. Teil: Dollar als stabile Weltwährung bedroht
Beim Versuch, die überschuldete Privatwirtschaft zu retten, gerät der Staat an die Grenzen seines finanziellen Spielraums - und riskiert sogar weltpolitische Verwerfungen.
Denn anders als Japan - das infolge des Crashs von 1990 ebenfalls horrende Schulden machte (173 Prozent des BIP beträgt die Quote inzwischen) - können die USA ihre Staatsschulden nicht aus heimischen Ersparnissen decken: Die Amerikaner legen einfach zu wenig auf die Seite.
Schon heute hat sich der amerikanische Staat 2,9 Billionen Dollar im Ausland geborgt. Seit Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 sind die Kapitalzuflüsse allerdings stark zurückgegangen. Was die Washingtoner Administration nicht daran hindert, bei ihren gigantischen Ausgabeplänen stillschweigend die Annahme zu treffen, dass Asiaten, Araber und Russen ihnen schon all die frisch gedruckten Dollar-Anleihen abkaufen werden, so wie sie es in den vergangenen Jahren auch getan haben. Doch das ist keineswegs sicher. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos Ende Januar gab sich insbesondere der russische Präsident Dimitrij Medwedew vergrätzt angesichts der gigantischen Neuverschuldung der USA. Auch die Chinesen waren nicht amüsiert.
Washington reagiert: Die Fed kauft jetzt selbst Bundesanleihen ("Treasuries") auf. Die explodierende Staatsschuld wird monetarisiert - deficit spending by printing money.
So beginnen Hyperinflationen: mit einer exzessiven Geldmengenausweitung, "üblicherweise verursacht von Regierungen, die die Zentralbanken anweisen, ihnen bei der Finanzierung ihrer Ausgaben zu helfen", so der Ökonom Joachim Fels.
Eine verbreitete Erwartung: Die USA und andere angelsächsische Länder wie Großbritannien (auch die Bank von England probiert inzwischen "unkonventionelle Maßnahmen") - jene Volkswirtschaften, die den kreditgetriebenen Boom angeführt haben - werden ihre Schulden zum Teil weginflationieren. Und bei den Bürgern wird diese Brachialsanierung sogar halbwegs populär sein. Denn die stehen selbst tief in der Kreide und würden von einer überraschend einsetzenden Entwertung ihrer Schulden profitieren - einer Nation von Schuldnern kann man Inflation leicht verkaufen.
Dass eine solche Strategie am Ende aufgeht, ist allerdings zweifelhaft. "Wahrscheinlich", sagt der Londoner Finanzmarktvordenker Avinash Persaud, werde der Dollar seinen Status als souveräne Weltwährung verlieren, weil der Rest der Welt nicht endlos bereit sei, die Schulden der Amerikaner aufzukaufen.
5. Teil: "Wir müssen sehr vorsichtig sein"
Dies ist keine ferne Utopie. Die Anzeichen mehren sich, dass der chinesische Staat nicht mehr Amerikas Finanzier sein möchte. Ende 2008 ließ die Pekinger Führung ihre Bestände an US-Staatsanleihen zurückfahren.
Sollte der Dollar "seine derzeitige Rolle als Lieblingswährung der Welt" verlieren, müsse man die Bonität der USA überprüfen, kündigte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) bereits an. Mit potenziell dramatischen Folgen: Amerikas Staatsbonds könnten ihr AAA-Rating (die bestmögliche Bonitätsnote) verlieren, die Zinsen würden steigen, die Haushaltslage würde sich weiter zuspitzen. Ein Horrorszenario: Amerika würde sich immer tiefer in einer Spirale aus steigenden Schulden und sinkendem Geldwert verstricken - letzter Ausweg Inflation.
Könnte sich der Rest der Welt vor einem schwindenden Dollar schützen? Schwierig. Denn große Teile Asiens haben ihre Währungen an den Greenback gekoppelt. Sie laufen Gefahr, eine anziehende US-Inflation zu importieren.
Der Euro wäre eine Alternative als währungspolitischer Anker. Aber auch diesseits des Atlantiks bietet sich im Gefolge der Krise keine sonderlich vertrauenerweckende Szenerie: Unter den 16 Euro-Staaten stehen einige finanziell mit dem Rücken zur Wand. Auch hier dürfte ein Kurs des leichten Geldes mehr und mehr Anhänger finden.
Wer in diesen Wochen Verantwortliche der EZB trifft, blickt in manch sorgenumwölktes Gesicht. Zum Beispiel in das von Jürgen Stark. Der Deutsche war in den 90er Jahren als Staatssekretär im Bonner Finanzministerium damit betraut, den Stabilitätspakt bei den Euro-Partnern durchzusetzen - jenes Regelwerk, das die Staatsschulden langfristig auf 60 Prozent des BIPs begrenzen sollte.
Heute muss Stark, inzwischen EZB-Direktoriumsmitglied, zusehen, wie der Pakt unter den Folgen der Krise zu zerbröseln droht. Auf rund 160 Prozent werden die Schulden im Euro-Land in den kommenden Jahren steigen, rechnen die Deutsche-Bank-Volkswirte vor. Wer denkt derzeit noch an die 60-Prozent-Regel?
"Beunruhigt" sei er, sagt Stark. "Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein. Es besteht die Gefahr, dass die finanzpolitischen Regeln zerstört werden." Es stehe viel auf dem Spiel: "das Vertrauen in die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen" und letztlich auch "die Stabilität des Euro".
6. Teil: Geldentwertung im ganzen Euro-Raum
Die Finanzen mehrerer europäischer Staaten, ohnehin durch die absehbare Alterung der Gesellschaften arg belastet, drohen völlig aus dem Ruder zu laufen.
Vier Ländern hat Standard & Poor's in den vergangenen Wochen als Folge der Krise eine Verschlechterung der Bonitätsnoten verpasst, allesamt Euro-Mitgliedsstaaten: Spanien, Griechenland, Portugal und Irland - Länder mit aufgeblasenen Immobiliensektoren und hohen Leistungsbilanzdefiziten. Auch das hoch verschuldete Italien, mit 113 Prozent des BIP in der Kreide, gilt als Sollbruchstelle der Währungsunion.
Als vergleichsweise unsichere Schuldner müssen diese Länder für ihre Staatsanleihen bis zu 2,5 Prozentpunkte mehr Zinsen zahlen als Deutschland - drastisch sind die Risikoprämien in den letzten Monaten in die Höhe geschnellt. Und viele Händler glauben, dass die Zinsdifferenz noch weiter anzieht.
Einfache Lösungen gibt es nicht. Höhere Einnahmen zu generieren ist kaum möglich, weil die Steuersätze in den hoch verschuldeten Staaten ohnehin schon ausgereizt sind. Die Problemländer stecken in einer hochgradig unangenehmen Situation. Im Unterschied zu den USA oder zu Großbritannien können sie sich ihrer Schulden nicht so einfach via Inflation und Abwertung entledigen - weil sie nicht über eigene Währungen verfügen.
"Eigentlich müssten einige Länder aus dem Euro ausscheiden", sagt Karsten Junius, Volkswirt bei der Dekabank. Schließlich verlören sie seit Jahren an Wettbewerbsfähigkeit, seien aber nicht imstande gegenzusteuern.
Noch erscheint ein Ausstieg aus der Währungsunion unrealistisch. "Undenkbar", wie Jörg Asmussen, der zuständige deutsche Finanzstaatssekretär, sagt: "Der politische Schaden wäre kaum absehbar - schließlich ist in den EU-Verträgen ein Ausstiegsmechanismus nicht vorgesehen."
Ein anderer möglicher Ausweg: die teilweise Übernahme der Staatsschulden durch finanzstärkere Euro-Staaten wie Deutschland. Das ist zwar nach EU-Vertrag eigentlich verboten, aber man könnte diese "No Bail-out"-Regel womöglich unterlaufen. So wagten sich bereits Spaniens Finanzminister Pedro Solbes und EU-Währungskommissar Joaquín Almunia mit der Idee vor, die Euro-Staaten sollten gemeinsame Staatsanleihen auf den Markt werfen; faktisch stünden die Deutschen dann für anderer Länder Schulden mit gerade - ein Ansinnen, das Finanzminister Peer Steinbrück umgehend zurückwies. Bliebe als dritter möglicher Ausweg: Geldentwertung im gesamten Euro-Raum.
7. Teil: Bewährungsprobe steht noch bevor
Letzter Ausweg Inflation? Einfach die Gelddruckmaschinen anzuwerfen ist in Europa glücklicherweise nicht ganz so einfach. Die EZB darf, anders als die Fed, nicht direkt Staatsanleihen kaufen. Und während die US-Notenbank per Gesetz verpflichtet ist, das Wachstum zu unterstützen, hat die Euro-Bank nur ein vorrangiges Ziel: "die Preisstabilität zu gewährleisten", so steht es im EU-Vertrag.
Aber was heißt das schon, wenn die Zeiten hart sind? Gelten 2 Prozent Inflation als "Preisstabilität" wie bisher? Oder dürfen es auch 5 oder 8 Prozent sein - zumal wenn im Rest der Welt die Geldentwertung richtig Fahrt aufnimmt? Die Interpretationsspielräume sind weit.
Schon blicken Insider mit Sorge auf die EZB-Statistiken. Darin ist eine rapide steigende Verschuldung der Banken erkennbar - und zwar insbesondere in den Problemländern. So überstiegen zum Jahresende in Irland die Nettoverbindlichkeiten des Bankensektors dessen Forderungen um 71 Prozent, in Griechenland um 45 Prozent, in Portugal um 56 Prozent, in Spanien um 34 Prozent. Offenbar das Resultat der Liquiditätsspritzen seitens der EZB. Letztlich, urteilt ein Fachmann, sei das doch "eine Art von Transferzahlungen an die schwachen Euro-Staaten, die über die EZB abgewickelt werden". Puffer, die die Spannungen innerhalb des Euro-Raumes abfedern - nicht illegal, aber besorgniserregend.
Wenn die akute Krise vorbei sein wird, beginnt die nächste kritische Phase. "Die Bewährungsprobe kommt in den Jahren nach 2011/2012", glaubt Bert Rürup (siehe: "Interview: 'Nach der Krise muss gespart werden'"). "Dann müssen die Regierungen die Konsolidierung ernsthaft in Angriff nehmen." Steuern und Abgaben erhöhen, Ausgaben kürzen, um die Staatshaushalte in den Griff zu bekommen - hochgradig unpopuläre Maßnahmen in einem Umfeld, das immer noch von der großen Krise geprägt sein wird.
In dieser Phase dürften auch die Ölpreise wieder empfindlich steigen, weil die Förderkapazitäten eng sind und der Energiehunger großer Schwellenländer wie China und Indien wiedererwacht - ein massiver Inflationsimpuls für die Weltwirtschaft.
Es ist längst absehbar: Der nächste Aufschwung wird vor allem für die Notenbanken zur Bewährungsprobe. Sie müssen die Liquidität wieder einsammeln, die sie jetzt in die Märkte pumpen, müssen die Zinsen anheben und eine ohnehin schwächliche Konjunktur wieder bremsen.
Entsprechend groß wird der politische Druck sein, es doch nicht ganz so genau zu nehmen und einen zarten Aufschwung nicht gleich wieder abzuwürgen. Schon jetzt bauen manche Notenbanker für die kommenden schwierigen Zeiten rhetorisch vor: Wir müssen sehr aufpassen", sagt EZB-Mann Stark, dass es nicht mittelfristig "zu erneuten Übertreibungen und zu steigender Inflation" komme (siehe: "Interview: 'Ich bin durchaus beunruhigt'").
Auch Ben Bernanke, der Chairman der amerikanischen Federal Reserve, kündigt bereits an, dass die US-Notenbank irgendwann wieder einen strafferen Kurs steuern müsse. Seine Mannschaft stehe zu der Verpflichtung, "Vollbeschäftigung und Preisstabilität" zu gewährleisten.
Allerdings: Die Amtszeit des Republikaners Bernanke wird dann abgelaufen sein; sie endet im Januar 2010. Gut möglich, dass die Regierung Obama einen Nachfolger nominiert, der diese Verpflichtung laxer auslegt.
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Quelle: » http://www.manager-magazin.de