Da können Sie jammern so viel Sie wollen
von Bill Bonner
Ich kann mich an ein Treffen in den Neunzigern mit Mr. Carlos Menem erinnern.
Können sich die Anleger auf Argentiniens Entschlossenheit verlassen, die Verbindung zwischen Dollar und Peso zu halten", habe ich gefragt.
Absolut", antwortete der Präsident Argentiniens. ich würde diese Verbindung nie aufgeben wollen. Sie ist zu wichtig für unsere Wirtschaft. Ohne sie würden die ausländischen Anleger gehen und die Wirtschaft würde einbrechen."
Fünf Jahre später hat Argentinien den Peso vom Dollar abgekoppelt. Die ausländischen Anleger sind geflohen und die Wirtschaft ist eingebrochen.
Politikern ist nicht zu trauen - eine universelle Wahrheit
Welche Lektion können wir aus diesen knappen Tatsachen ziehen? Wenn man sagt, dass man den Politikern nicht trauen kann", dann stellt man lediglich etwas offen auf der Hand Liegendes fest, eine universelle Wahrheit, so wie die: Öffentliche Toiletten stinken". Aber stinken sie in den Pampas mehr als beispielsweise in London oder in New York? Das ist die Frage, mit der wir uns beschäftigen müssen.
Ich will damit anfangen, indem ich eine andere Leitfrage stelle: Können sich die Investoren auf die Geldwächter nördlich des Rio Grande mehr verlassen, als sie sich auf die Geldwächter südlich des Rio Plata verlassen können? Warum tun die Menschen Dinge, die sie nicht tun sollten - weil sie dumm sind oder weil sie ganz einfach schlecht sind?
Heute steckt Argentinien in einem Chaos. Es ist aber ein verfälschtes Chaos. Die Restaurants in Buenos Aires sind immer noch gut besucht. Das Rindfleisch ist immer noch wohlschmeckend. Die Frauen sind immer noch hübsch. Das Wetter ist gut. Aber die Anleger sind gegenüber den öffentlichen Finanzen Argentiniens so argwöhnisch, dass sie Erträge von bis zu 70% auf Peso-Anleihen erzielen können - die impliziten Erträge bei den heute deutlich reduzierten Preisen.
Wenn alles nach Plan verläuft, dann bekommen Sie Ihr Geld. Aber die Erträge von 70% beschreiben die Häufigkeit, mit der die Sache nicht nach Plan verläuft. Die Anleger sind hier in Argentinien nichts anderes gewohnt. Es ist so, als würde man in einen Flieger nach Sao Paulo steigen und in Cordova oder in Brisbane landen. Oder als würde man den Heißwasserhahn auf drehen und es kommt Sirup heraus.
Die Argentinische Landwirtschaft - von der Natur gesegnet und der Politik verflucht
Es sind diese Verfälschungen, die das Los der Anleger so verwirrend machen. Die Haupteinnahmequelle Argentiniens ist die Landwirtschaft. Die Bauern sind von der Natur gesegnet und von der Politik verflucht. Die Natur gibt ihnen die fruchtbarsten, flachsten, am besten bewässerten Böden der Welt. Mit diesen Vorteilen unter ihren Füßen, einer guten Sonne über den Köpfen und einer gewaltig wachsenden Bevölkerung weltweit, sollte die Landwirtschaft hier so leicht sein, wie das Verprügeln von Touristen in Buenos Aires oder der Verkauf gestohlener Autos im Ghetto.
Aber die Bauern machen Pleite. Warum? Mathematik... und eine Volksdemokratie. Auf jeden einsamen Hinterwäldler in den Pampas kommen 10 Wähler in den großen Städten, die eifrig hinter dem Geld anderer Leute her sind. Und das ist der Grund, warum die Bauern Exportsteuern von 40% auf ihre Produkte an die Regierungsvertreter in Buenos Aires zahlen müssen und bis zu 30% an ihre lokale Regierung. Wenn die Steuereintreiber mit ihnen fertig sind, dann sind sie nicht mehr im Geschäft.
Und trotz des öffentlichen Diebstahls diesen Ausmaßes, stehen die Regierungsvertreter immer noch vor einer Krise. Das Land hat nicht die gleichen Probleme wie Nordamerika oder England. Es blieb von der Kreditkrise durch die eigene Inkompetenz verschont und aufgrund der kollektiven Fehleinschätzung der Kreditgeber weltweit.
Anstatt den Leuten Kredite zu geben, die zu wenige haben, haben sie das Geld an Leute gegeben, die zu viele hatten. Und das Problem ist hier nicht die Kreditkrise, sondern eine Bargeld-Krise. Die Wirtschaftwissenschaftler des Landes meinen, dass die Probleme gegen Ende Juni kommen werden, wenn die Regierung nicht mehr in der Lage sein wird, die Gehälter zu bezahlen. Dann wird das Land in eine andere Krise eintreten - ähnlich der Krise, die es in der Zeit von 1999 bis 2002 durchlebt hat. In Erwartung dieser Krise hat das führende Ehepaar, die Kirschners, die Wahlen um vier Monate vorverlegt, in der Hoffnung, dass sie wiedergewählt sein werden, ehe die Wähler dahinter gekommen sind.
Wenn ein schwerer Junge in einer dunklen Gasse sagt, Ich will Ihnen nichts tun..." dann ist es an der Zeit, das Weite zu suchen. Aber das argentinische Parlament hat den Bürgern im Jahr 2001 eine ähnliche Zusicherung gegeben. Ein Gesetz wurde erlassen, das garantierte, dass die Bankdepots geschützt werden würden.
Einige Tage später offenbarten die Banker, dass ihnen die Finanzmittel fehlen würden, die notwendig sind, um bei den Abbuchungen der Kunden hinterher zu kommen. Gleichzeitig musste die Regierung ihre Schulden refinanzieren... aber die Anleger, die langsam ihre Zweifel bekamen, verlangen immer höhere Zinssätze. Letzten Endes litten sowohl die Einzahler als auch die Kreditgeber. Die Regierung hat die Bankkonten eingefroren und ihre Auslandsschulden nicht mehr bezahlen können.
Als die Konten irgendwann wieder aufgetaut wurden, war der Peso längst vom Dollar getrennt und sowohl die Kreditgeber als auch die Sparer hatten ungefähr zwei Drittel ihres Geldes verloren.
Es gibt Zeiten - so schließe ich daraus - in denen die Menschen trotz bester Absichten ungezogene Dinge tun. Carlos Menem und Fernando De la Rua sind vermutlich weder dümmer noch schlechter als Barack Obama oder Gordon Brown. Beide hätten es vielleicht vorgezogen, die Konten nicht einzufrieren und den Peso nicht zu entwerten. Genauso würden Barack Obama und Gordon Brown vermutlich lieber ihre Währung weiter stark halten... und die fiskalischen Defizite reduzieren, und die Entschlossenheit des Landes im eigenen Land und im Ausland würdigen und der Gemeinschaft der Heiligen beitreten.
Vielleicht werden sie damit auch Erfolg haben. Aber was Menem und De La Rua in die Falle gelockt hat, war die unbezwingbare Logik von Schulden und einer Volksdemokratie.
Geld für Brot und Spiele
Mr. Menem hat den Peso in Ordnung gebracht, indem er ihn an den Dollar angebunden hat. Aber es gab andere Stellen, an denen auch geflickt werden musste. Die städtischen Wähler beispielsweise. Sie brauchen immer noch Brot und Spiele. Und das kostet Geld. De la Ruas Defizite sind auf 5% des Bruttoinlandsproduktes angestiegen. Ihr Gewicht stürzte irgendwann auf die Gauchos herab, wie das Messer einer Guillotine. Aber 5% wirken wie ein Problem aus einem anderen Zeitalter. In Frankreich rechnet man in diesem Jahr mit einem Defizit von 8%, in Großbritannien mit fast 10%. Und in Amerika werden die übermäßigen Ausgaben der Regierung 13% des Bruttoinlandsproduktes ausmachen.
Soweit ich weiß, spricht Mr. Obama kein Spanisch. Egal welcher Unsinn ihm aufgedrängt wird, es muss auf Englisch erklärt werden.
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Quelle: » Investor Verlag