Eine Lawine des Unsinns
von Bill Bonner
Wie der Schnee in großen Höhen, so häuft sich das Geld der Zentralbanken an. Wie in der vergangenen Woche berichtet, haben alle großen Zentralbanken der Welt ihre Schneemaschinen gestartet. Die amerikanische Zentralbank wurde autorisiert, 1,75 Billionen Dollar zu drucken, um davon Schatzanleihen zu kaufen. Die Bank of England hat ihr eigenes Programm - es umfasst bislang 75 Milliarden Pfund. Sogar die Schweiz druckt Geld - so viel, dass die Geldmenge M2 um 30% im Jahr wächst. Und vor zwei Wochen hat die europäische Zentralbank angekündigt, dass sie auch anfangen würde, Geld in Umlauf zu bringen, um davon Unternehmensanleihen zu kaufen.
Abrakadabra: Geld
Das wird als quanitative Lockerung" bezeichnet. Um das Wissen der Leser aufzufrischen, die noch ein richtiges Leben haben und Besseres zu tun: die quantitative Lockerung" beschreibt das, was im Grund genommen ein Prozess der Geldfälscherei ist. Es werden Anleihen von Geld gekauft, das die Zentralbank selbst erschaffen hat - elektronisch - und ausdrücklich für diesen Zweck. So entsteht - Abrakadabra - Geld.
Die Zentralbank zielt darauf ab, Liquidität in die Städte und auf die Farmen zu bringen. Aber bislang kommt dort nur ein kleines Rinnsal an. Stattdessen sorgt kühles Wetter in den oberen Regionen des Finanzsektors dafür, dass das Geld an Ort und Stelle festgefroren ist. Hunderte von Billionen kommen von der Zentralbank, aber sie bleiben dort... und warten auf das Frühjahr.
Heute stelle ich mir eine einfache Frage: Was wird mit diesem Geld passieren?
Die Regierungen fälschen Geld und es ist eine so gute Imitation von echtem Geld, dass man die beiden nicht auseinanderhalten kann. Aber das Problem mit all diesem Geld ist, dass es launisch und unzuverlässig ist, wie eine schlechte Freundin. Einmal lässt sie sich mitreißen. Und in der nächsten Minute wird sie dumm und aufbrausend. Und dann zeigt sie einem die kalte Schulter.
Der Theorie zu folge, führt ein Anstieg des Angebots von einer Sache sofort zu einer Minderung des Preises. D.h. wenn alles andere konstant bleibt. Trotz der Kreditkrise, des Frosts im Bankensektor und der wirtschaftlichen Rezession, steigt die Geldmenge in den Vereinigten Staaten, die mit M1 beziffert wird, um 14% im Jahr. Doch die Verbraucherpreise kommen da nicht hinterher. Die jüngsten Berichte zeigen, dass sie in den vergangenen 60 Tagen sogar leicht gefallen sind.
Es ist nicht leicht, die Inflation zu beherrschen
Es stellt sich heraus, dass es nicht so leicht ist, wie es aussieht, eine Inflation hervorzurufen. Es wird vermutlich sogar noch härter werden, die Rezession zu kontrollieren. Es reicht nicht aus, die Menge des Geldes zu kontrollieren, man muss auch Kontrolle über sein Verhalten haben. Geld kann solide, liquide oder gasförmig sein, je nachdem, welche Temperatur in der Wirtschaft herrscht.
Bei normalen Temperaturen fließt das Geld frei, und es bewässert die Wirtschaft. Aber wenn die Sache richtig heiß wird, dann verdampft es, und führt zu gashaltigen Blasen, wie denen der späten Blasenperiode. Aber wenn die Temperatur fällt, dann schlottert das Geld in den Portemonnaies und auf den Bankkonten - und es zögert, nach draußen ins Kalte zu gehen. Die Wirtschaftwissenschaftler bezeichnen das als die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, um damit die vergrößernde Auswirkung der Beweglichkeit hervorzuheben. Wenn die gleiche Dollarnote am gleichen Tag an drei verschiedenen Orten auftaucht, dann ist es so, als hätte sich die Geldmenge verdreifacht. Bei Frost bewegt sie sich jedoch gar nicht.
Wann das Tauwetter kommt, weiß ich nicht, aber die Behörden bereiten sich schon darauf vor. Wenn die Verbraucherpreise anfangen zu steigen, dann werden sie aufhören, noch mehr Geld zur Geldmenge hinzuzufügen. Dann werden sie die Liquidität wieder zurückziehen, soweit nötig, um sie unter Kontrolle zu halten.
Sie wissen, dass eine ausufernde Inflation Probleme verursachen könnte - den Einbruch des Dollars - und des amerikanischen Marktes der Schatzbriefe beispielsweise. Also werden sie bei den ersten Anzeichen einer Inflation schnell zur Tat schreiten und die zusätzliche Liquidität aus dem System pumpen. Wie? Ihr Notfallplan ist ganz einfach. Jetzt kaufen sie Anleihen. Wenn das Inflationsziel erreicht sein wird, dann werden sie anfangen, diese zu verkaufen.
Ich habe gedacht, die Epoche der Blasen habe den Gipfel des Unsinns und der Illusionen makiert, aber das war erst der Ansatz des Berges. Die Regierungsvertreter tun so, als würden sie die Wirtschaft retten, indem sie Geld an Unternehmen geben, die so tun, als wären sie betroffen, und die von Menschen geführt werden, die so tun, als wüssten sie, was sie tun. Und wenn ihnen das Geld ausgeht, dann bringen sie neues in Umlauf und sie tun so, als wäre es echt... und sie tun so, als könnte sie dem Geld sagen, was es tun soll.
Doch vermutlich wird dieses Geld seinen eigenen Kopf beweisen. Zuerst werden die Märkte reagieren... und die Autoritäten werden es nicht tun. Sie werden sich an die eigene Kritik an den Japanern und an der Geldpolitik Roosevelts erinnern. In beiden Fällen glaubten sie, dass die Zentralbanken die Bowleschüssel zu früh vom Buffett geräumt habe - noch ehe die Party wirklich in Gang gekommen war. In beiden Fällen wurde die Erholung abgeschnitten.
... und dann wird es plötzlich zu spät sein
Und während sie noch zögern, wird sich das Geld gegen sie wenden. Die Inflationsrate wird noch weiter steigen. Die Velocity des Geldes wird zunehmen. Und die Anleger - darunter auch die ausländischen Regierungen - werden zu eifrigen Verkäufern ihrer Regierungskredite werden. Und dann wird es plötzlich zu spät sein. Um die monetäre Inflation wieder loszuwerden, die sie zuvor herbeigeführt haben, werden die Zentralbanken Anleihen verkaufen müssen, anstatt sie zu kaufen.
Und so versuchen, das Geld aus der Wirtschaft wieder zu absorbieren. Das zusätzliche Bargeld würde dann wieder in den Zentralbanken verschwinden. Aber um die Inflation unter Kontrolle zu bringen, muss der größte Anleihenkäufer der Welt zum größten Verkäufer werden. Die Anleihenkurse fallen schon, weil die Anleger das Schlimmste fürchten, und sie werden danach sofort einbrechen. Eine Lawine von Dollars wird auf den Weltmarkt niedergehen - während die Dollarbesitzer auf der gesamten Welt verzweifelt versuchen, ihre Dollar los zu werden.
Ich weiß nicht, wann das passieren wird. Aber ich habe eine gute Vorstellung, wenn es darum geht, zu welcher Tageszeit Ben Bernanke und die anderen Zentralbanker verstehen werden, dass sie dem Untergang geweiht sind. Es wird meiner Vermutung nach ungefähr 4 Uhr morgens sein. Das ist der Moment, in dem sie anfangen sich zu fühlen, wie die Mitglieder der Donner Party zu fühlen, d.h. wie Geistesgestörte.
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Quelle: » Investor Verlag
» 15.02.09 Nichts ist mehr sicher bei Staatsanleihen