Die Inflation und der asiatische Verbraucherboom
von Bill Bonner
Liebe Leserin, lieber Leser,
Der Dow ist weiter gestiegen. Und ich auch werde älter weiser.
Hmmm... haben wir es mit einer Inflation oder mit einer Deflation zu tun? Analysten und Experten versuchen in die Zukunft zu blicken. Was kommt auf uns zu? Höhere Preise... oder geringere Preise?
Machen Sie sich doch gar nicht erst die Mühe, in die Zukunft zu blicken. Es ist doch schon schwer genug zu verstehen, was gerade vor sich geht.
Meine Vorhersage war schon vor Jahren, dass wir es sowohl mit Inflation als auch mit Deflation zu tun haben würden. Aber selbst ich konnte eine derartige Mischung aus Inflation und Deflation ZUR GLEICHEN ZEIT nicht vorhersehen.
In Indien, von wo ich gerade zurückkehre, steigen die Lebensmittelpreise steil an.
Ein Verbraucherboom bewirkt einen rapiden Anstieg der Inflation", heißt es in der Financial Times.
In Teilen Indiens ist der Preis für Tomaten in nur wenigen Tagen um 200% gestiegen.
Der Inflationsgeist kommt aus der Flasche" lautete der Kommentar der Financial Times zu dem Thema.
Weltweit gibt es bei den Großhandelspreisen viel Inflation. Der Ölpreis ist seit Januar 2009 um 115% gestiegen. Eisenerz ist in der gleichen Zeit um 95% nach oben geklettert.
Und dann gibt es da noch etwas, das Rind Index heißt. Er misst die Rohstoffe, denen die Menschen normalerweise nicht ihre Aufmerksamkeit schenken - Dinge wie Sackleinen und Tierhäute. Diese Dinge werden von der Industrie gebraucht, um etwas herzustellen. Hier gibt es normalerweise keine spekulativen Käufer. Aber es gibt hier eine Menge Inflation. Dieser Index ist seit Januar 2009 um 50% gestiegen.
Auch in China steigen die Preise. Guangdong, ein großer Staat im Süden Chinas neben Hongkong, hat gerade den Mindestlohn um 20% angehoben. Ob Sie es glauben oder nicht, die Zeitungen berichten von einem Arbeitskräftemangel in China. Es soll im Pearl River Delta knapp zwei Millionen unbesetzte Stellen geben, so die Financial Times.
(Geschätzte Leser, die einen Arbeitsplatz suchen, sollten jedoch zweimal darüber nachdenken, ehe sie ihre Koffer packen und sich auf den Weg nach China machen. Nach dem Lohnanstieg liegt das minimale monatliche Einkommen in Guangzhou, der Provinzhauptstadt, immer noch bei nur 1.030 Renminbi... oder bei ungefähr 145 Dollar.)
Inflation, Inflation... überall Inflation. Doch einen Augenblick noch.
Die amerikanische Zentralbank sagt, es gäbe überhaupt keine Inflation.
Bei einer beachtlichen Flaute bei den Ressourcen, sollte der Druck auf die Kosten gedämpft werden... die Inflation wird vermutlich noch einige Zeit lang gebändigt sein."
Die amerikanische Zentralbank liegt richtig... soweit. Die Zahlen des Verbraucherpreisindex der Vereinigten Staaten liegen auf dem geringsten Niveau in sechs Jahren. Immer mehr Unternehmen haben überschüssige Kapazitäten. Und der Arbeitsmarkt hat 11 Millionen Arbeiter zu viel. Der Dollar ist gerade relativ stark. China sucht verzweifelt nach Kunden. Warum sollten die Preise also steigen?
Und doch steigen sie. Und sie fallen. Und das gleichzeitig. Heißes Geld von der Regierung und Wachstum in China und anderswo haben die Preise für Rohmaterialien steigen lassen. Während die Weltwirtschaftkorrektur die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten und in Europa nach unten treibt.
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de