Griechenland-Rettungspaket: was daraus folgt!
von Miriam Kraus
Zunächst einmal verschafft die Einigung der Euro-Staaten auf ein konkretes Hilfspaket (also genaue Richtlinien für die Kreditvergabe) natürlich Erleichterung. Zum einen zeigen die Euro-Staaten, dass sie hinter der Einheitswährung und einem Fortbestehen des Euro-Raumes stehen. Viel wichtiger aber, ist besonders dieser Aspekt: durch die Einigung gewinnt Griechenland (hoffentlich) etwas Zeit, um das Vertrauen der Märkte zurück zu gewinnen - und damit im Umkehrschluss natürlich das Vertrauen der Märkte als Kreditgeber, womit die tatsächliche Vergabe des Nothilfekredits durch die Euro-Staaten und den IWF (hoffentlich) sowieso hinfällig wird.
Das wäre natürlich (tja, soll ich jetzt wirklich sagen: die schönste?!) eine Lösung! Wenn weiterhin der Markt und nicht die europäischen Staaten das Kreditrisiko tragen (wobei man natürlich auch hier nicht außer Acht lassen darf, dass leider gerade eine Menge der - seit der Finanzkrise neuen - "Staatsbanken" schon das Kreditrisiko tragen).
Aber was passiert, wenn die Griechen die Notkredite wirklich annehmen?!
Nun, die Risikoaufschläge auf griechische Anleihen sollten hoffentlich fallen (allerdings wohl nicht unbedingt auf Vorkrisenniveau). Hingegen verlagert sich ein Teil des Risikos dann natürlich auf die anderen Europäer, wobei dann also mit zumindest leicht anziehenden Renditen auf deutsche und französische Bonds zu rechnen sein dürfte.
Stärkere Auswirkungen dürfte das Ganze dann aber auf die griechische Wirtschaft haben!
Papandreou will sein Staatsdefizit von 12,9% vom BIP in 2009 auf 8,7% in diesem Jahr runterschrauben. Dies kann nur mit Hilfe eines deutlichen Sparprogramms gelingen. Steuererhöhungen wurden bereits umgesetzt. Einsparungen im öffentlichen Dienst und bei den Pensionszahlungen werden folgen. Und schon jetzt wird massiv dagegen gestreikt (vor allem im öffentlichen Sektor, der allerdings jahrelang Nutznießer der verfehlten Politik gewesen ist und damit wohl wenig Mitleid von Seiten der restlichen Bevölkerung Griechenlands oder Europas zu erwarten hat)!
Der springende Punkt ist aber: nehmen die Griechen jetzt die Kredithilfe an, dann hat Finanzminister Papaconstantinou zwar für den Rest des Jahres erstmal Ruhe, was den Finanzierungsbedarf angeht, doch diese Hilfe dürfte mit noch mehr und neuen Sparauflagen verbunden sein.
Aber schon jetzt hat die griechische Wirtschaft deutliche Probleme!
Die Industrieproduktion Griechenlands ist im Februar mit -9,2% drastisch eingebrochen gegenüber dem Vorjahr. Und auch die Binnennachfrage geht deutlich zurück. Die Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist nicht die beste. So sind seit 1999 die Lohnstückkosten fast 4,5 mal so stark gewachsen als in Deutschland. Das hemmt natürlich die Exportwirtschaft und führt zu Leistungsbilanzdefiziten.
Und verschärfte Sparauflagen wirken sich natürlich (zumindest erst einmal) nicht gerade positiv auf weiteres Wachstum aus. Zumindest führen sie - im Falle Griechenlands - wohl auf jeden Fall zu neuen sozialen Unruhen. Und das ist noch eine ganz spezielle griechische Crux, denn Sparmaßnahmen können sich durchaus positiv längerfristig auf das Wachstum auswirken, wenn sie Vertrauen schaffen und die Effizienz und Handlungsfähigkeit eines Staates unterstreichen.
Andererseits macht das Verarbeitende Gewerbe sowieso nur 15% des griechischen Sozialprodukts aus. Der Großteil der griechischen Wirtschaft ist vom Dienstleitungsgewerbe abhängig.
Alles in allem bleibt also nur zu hoffen, dass der Vertrauens-Plan aufgeht, Griechenland sich weiter über die Märkte refinanzieren kann, überbordende Ausgaben aufgehoben werden, der öffentliche Sektor endlich aufhört zu streiken, die Griechen brav ihre Steuern zahlen, der Staat handlungsfähig bleibt und in diesem Sommer wieder viele, viele Touristen zu Griechenlands Kulturstätten und Stränden strömen.
So long liebe Leser...die erste Vertrauensprobe steht schon morgen an, wenn Griechenland kurzfristige Anleihen über ein relativ kleines Volumen von bis zu 1,9 Milliarden Euro ausgibt...dies könnte dann auch wegweisend für "Griechenland im Mai" werden, wenn es dann wirklich um die Wurst, sprich um die Refinanzierung von fälligen Anleihen im Wert von 11,6 Milliarden Euro, geht...lassen wir uns also überraschen...damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend...bis morgen und liebe Grüße
Ihre Miriam Kraus
Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de