Schuldennation USA
von Miriam Kraus
Heute wollen wir uns einmal ein bisschen mit den privaten Schulden der US-Amerikaner beschäftigen. Diese sind nämlich ganz und gar nicht zu verachten. Aber nicht nur das: die Frage ist nämlich nicht nur wie gefährlich die hohen Schulden der Amerikaner sind, sondern auch wie gefährlich der Abbau dieser Schulden ist.
Vom größten Gläubiger zum größten Schuldner der Welt
Noch vor einigen Jahrzehnten waren die USA noch die größte Kredit gebende Nation der Welt. Amerikanisches Kapital finanzierte rund um den Globus alle möglichen Investitionen - nach dem II. Weltkrieg, konnte das Land, beginnend mit dem Marshall-Plan so seine weltweite Präsenz und Dominanz weiter ausbauen.
Doch im Laufe der Jahrzehnte begann das Konsumwachstum in den USA das Produktionswachstum zu überholen. Über Generationen aufgebauter Wohlstand wurde verkonsumiert. Anstatt im Laufe der 60er und 70er Jahre diesem gefährlichen Trend rechtzeitig mit harter Arbeit, Produktionswachstum und Sparen entgegen zu wirken, begannen die Amerikaner sich stattdessen immer stärker zu verschulden. Und ich spreche hier nicht nur vom Staat, sondern insbesondere vom gesamten Privatsektor.
Die Schulden wuchsen und wurden wiederum verkonsumiert. So wurde aus der amerikanischen Gesellschaft eine Konsum- und Schuldennation. Mitte der 80er Jahre war es dann schließlich so weit: die USA rutschten in den Netto-Verschuldung, welche bis heute stetig gewachsen ist. Seit Mitte der 80er Jahre schulden die USA also dem Rest der Welt mehr, als umgekehrt. In wachsendem Ausmaß. Wie gesagt, hierbei geht es aber nicht nur um den Staat, hierbei geht es ebenso um die amerikanischen Haushalte, Unternehmen und den Finanzsektor.
Werfen wir einen Blick auf folgende Grafik, die das Konsumverhalten der Amerikaner verdeutlicht:
Konsumausgaben als prozentualer Anteil vom verfügbaren Einkommen
Quelle: Christopher J.Neely; Federal Reserve Bank of St.Louis
Wir sehen, die Amerikaner geben durchschnittlich mehr als 94% ihres Einkommens für den Konsum aus.
Und das machen sie auf Pump:
Diese Grafik bietet einen Überblick über die Entwicklung der Verschuldung der US-amerikanischen Haushalte
Quelle: Federal Reserve Bank of St.Louis
Sie sehen, seit Beginn der hier abgebildeten Aufzeichnung ist die Verschuldung der US-amerikanischen Haushalte kontinuierlich und ununterbrochen massiv angestiegen. Zum Vergleich: während 1953 die Verschuldung der amerikanischen Haushalte noch bei rund 27% vom BIP lag, ist sie bis vor Beginn der Rezession in 2008 auf nahezu 100% vom BIP angewachsen. An die Summe im Total will ich gar nicht erst denken!
Doch wir sehen noch etwas anderen: im vergangenen Jahr zeigt sich die Verschuldung der US-amerikanischen Haushalte zum ersten Mal seit mehr als 6 Jahrzehnten rückläufig. Ein Grund zum Feiern? Darüber lässt sich streiten!
Wenn die Schulden zurückgehen..
Nach offiziellen Angaben sind im vergangenen Jahr die Schulden der privaten Haushalte um 1,75% geschrumpft. Doch das ist noch nicht alles: auch die Unternehmen haben sich im letzten Jahr rund 1,8% weniger Geld geliehen als im Vorjahr. Dies liegt zum einen daran, dass die Banken nach wie vor nicht allzu bereitwillig Geld verleihen und zum anderen liegt es am rückläufigen Konsum der Amerikaner. Ja, die Amerikaner hat die Rezession schwer getroffen mit wachsender Arbeitslosigkeit und Hypotheken auf Bretterbuden, die jetzt keiner mehr zurückzahlen kann. So halten sich die Amerikaner jetzt gezwungener Maßen zurück. Im Übrigen sind auch die Hypotheken-Schulden zurückgegangen, was wohl hauptsächlich an den Abschreibungen und nicht etwa daran liegt, dass die Amerikaner jetzt all ihre Schulden zurück bezahlen.
Man könnte jetzt meinen: ach wie schön, die Amerikaner fangen endlich an, sich gesund zu sparen. Hmm...das könnte man sogar für die einzelnen Haushalte so stehen lassen, doch leider ist das gar nicht so schön für die US-Wirtschaft (und damit leider auch für die Weltwirtschaft). Denn die US-Wirtschaft funktioniert (inzwischen) nur auf diese Weise. Die US-Wirtschaft ist eine Konsum- und Schuldengesellschaft und wenn nun keiner mehr konsumiert und Schulden macht, dann fällt da irgendwie der wacklige Stützpfeiler weg. (ist halt schon nicht so gut, wenn man eigentlich nicht mehr allzu viel selber produziert, aber dennoch auf Pump gut leben will)
Nun ja, das ist jedenfalls der Grund dafür, dass anstelle des Privatsektors (also anstelle der Haushalte und Unternehmen) der Staat in die Bresche gesprungen ist, um weiterhin Schulden zu machen. (irgendeiner muss es ja machen - oder, wenn die Leute keine Schulden machen, dann macht sie eben der Staat - oder: es lebe Keynes!).
Aber, warum macht der Staat so was eigentlich? Warum sind Ben und beide US-Regierungen (sowohl George W., als auch Barrack) eigentlich so versessen darauf, die Schulden noch zu steigern, anstatt sie zu verringern (und vielleicht das ganze System von Grund auf zu reformieren)?
Weil sie Angst vor der Geschichte haben! Weil sie Angst hatten oder haben vor einer zweiten Depression, oder einem verlorenen Jahrzehnt!
Sehen wir uns folgende Grafik an, die einen Überblick über die Entwicklung der US-Schulden in % vom BIP (öffentlich und privat) gibt:
Quelle: Reuters / Stephen Culp; Rolfe Winkler: blogs.reuters
Wir sehen, schon einmal waren die Schulden sehr hoch. Dann platzte die Blase, kam der Crash und die Schulden im Privatsektor (Unternehmen, Haushalte und Finanzsektor) sanken rapide. Auch hier begann der Staat gegenzusteuern und erhöhte seine Schulden. Dennoch folgte die Great Depression der 30er Jahre, mit all ihrem Schrecken. Erst ab den 1940ern legte der Staat deutlich nach und verdoppelt mal eben seine Schulden. Worauf die bei uns Wirtschaftswunderjahre genannten 50er mit ihrem traumhaften Wachstum folgten. Ben und viele andere glauben, dass der Staat damals noch früher auf eine extrem hohe Verschuldung hätte setzen müssen. Dann, so glaubt Ben, hätten sich die Depressions-Jahre der 30er verhindern lassen können.
Ob er damit Recht behalten wird, muss sich allerdings erst noch zeigen....
So long liebe Leser....so viel einmal hierzu...morgen sehen wir uns noch einen weiteren Aspekt an und überlegen uns, welche Lösungen die US-Wirtschaft eigentlich angehen könnte oder müsste und wie realistisch diese sind....ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend und bis morgen...liebe Grüße
Ihre Miriam Kraus
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