Welche Möglichkeiten es zur Nachfragesteigerung gibt!
von Miriam Kraus
Auch heute wollen wir uns nochmal ein wenig mit den USA beschäftigen - genauer gesagt, mit den Problemen der US-Wirtschaft und wie diese angegangen werden (könnten).
Gestern haben wir uns angesehen, wie die US-Regierung mit wachsenden Schulden sozusagen das rückläufige Verschuldungswachstum des Privatsektors auffängt. Die US-Regierung hat dies aus einem Grund getan: um eine Ausweitung der Rezession oder gar eine Depression zu verhindern. (Außerdem kennt man es in den USA nicht anders! Denn diese Wirtschaft, Gesellschaft und im Grunde genommen das ganze weltweite Finanzsystem bauen nun einmal auf Krediten und Schulden auf.)
Doch, einfach nur Schulden zu machen hilft ja eigentlich niemandem weiter. Schulden oder Kredite, welche man aufnimmt, sind dazu da, im Endeffekt einen Mehrwert zu generieren. Ein gesundes Unternehmen nimmt zum Beispiel Kredite auf, um eine Investition durchzuführen. Daraus ergibt sich dann vereinfacht gesagt eine Produktionssteigerung - der Kredit hat also einen Mehrwert geschaffen und kann problemlos zurück bezahlt werden.
Im Falle einer Volkswirtschaft müsste sich durch die Schuldenaufnahme nicht nur die Produktion steigern, sondern insbesondere die Nachfrage.
Wie kann die Nachfrage gesteigert werden?
Wenn wir diese Überlegung auf die US-Wirtschaft anwenden, dann ergeben sich 4 potenzielle Quellen die eine Nachfragesteigerung bewirken können.der Konsum
Investitionen
Regierungsausgaben
Netto-ExporteÜberlegen wir uns nun wie erfolgreich diese Quellen der Nachfragesteigerung in den USA sein können.
Regierungsausgaben
Haken wir zunächst kurz das ab, was die Amerikaner bereits tun: mit massiven Regierungsausgaben gegensteuern. Bereits im Juni letzten Jahres sprach FED-Chef Bernanke vor dem US-Parlament über die Konsequenzen der wachsenden Regierungsausgaben:" Als Konsequenz aus diesem wachsenden Verschuldungslevel wird das Verhältnis des debt held by the public zum nominalen BIP von 40% vor der Krise auf 70% in 2011 steigen. Diese Entwicklung wird dazu führen, dass das Verhältnis der Schulden gemessen am BIP das höchste Level seit den frühen 50er Jahren erreichen wird - die Jahre, die dem massiven Schuldenaufbau während des II.Weltkriegs folgten."
Tja, was soll man dazu sagen?! Auch Ben fragt sich womöglich wohin Staatsschulden eigentlich wachsen können. Und mittlerweile ist das Thema ja nun auch ein hochaktuelles geworden. Wobei Griechenland, frei nach einem chinesischen Zentralbanker, nur die Spitze des Eisbergs darstellt.
Mittlerweile hält sogar der Internationale Währungsfonds die wachsende Verschuldung der Staaten für das größte Risiko für die Weltwirtschaft. So wurde aus der Finanzkrise also schlussendlich die Staatenkrise. Doch wie immer geht es auch hier nur um eines: um das Vertrauen. Während die Griechen inzwischen das große Misstrauen der Finanzmärkte straft, sieht es für die USA vertrauensmäßig ja immer noch bestens aus. Ich frage mich zwar schon seit Jahren, woher eigentlich dieser ewige und unbedingte Glaube der Welt und der Finanzmärkte an die US-Wirtschaft herrührt, aber - wer weiß? - vielleicht findet er ja mal ein Ende!
Wenn der Rest der Welt mehr konsumieren würde...
Investitionen
Haken wir noch kurz die Investitionen ab. Investitionen - nun ja, für die Amerikaner ist das zu einem großen Teil der Immobilienmarkt. Aber dazu muss ich mich ja nun wirklich nicht noch äußern, oder?! (Stichwort Immobilienblase/Crash; Tausende leer stehender Häuser und noch immer ein Immobilienmarkt der schwer am Boden liegt, insbesondere ohne staatliche Unterstützungen). Auch die Ausländer sind im Übrigen nicht mehr ganz so überzeugt von Investitionen in den USA. Im vergangenen Jahr sind die Netto-Zuflüsse von 505,1 Milliarden US-Dollar in 2008 auf 197,8 Milliarden gesunken. Ausländer investierten in 2009 rund 100 Milliarden US-Dollar weniger in den USA als im Vorjahr. Wesentlich interessanter ist allerdings der Anstieg der Abflüsse auf 237,5 Milliarden US-Dollar in 2009 von einem Anstieg um 0,1 Milliarden US-Dollar in 2008. Na ja, vielleicht mit Ausnahme von ein paar Rohstofffirmen, wüsste ich auch nicht, was ich in den USA eigentlich kaufen wollen würde. :-)
Konsum
Hier ergibt sich das größte Problem. Die USA sind bislang eine reine Konsumgesellschaft. Der Konsum ist es, der bislang die Nachfrage aufrecht erhalten hat. Doch dies gelang nur durch eine massive und immer weiter wachsende Überschuldung, die schließlich gerade zum Crash geführt hat. Jetzt, da die US-Wirtschaft schwächelt, geht logischerweise der Konsum zurück, einhergehend mit einem Heer von Arbeitslosen.
Die US-amerikanischen Haushalte, die bereits jetzt schon massiv überschuldet sind, sollten eigentlich mehr sparen und weniger konsumieren. Doch dadurch fällt der wichtigste Stützpfeiler der US-Wirtschaft weg.
Netto-Exporte
Einen Ausweg könnte hier tatsächlich die Globalisierung bieten: wenn Konsumenten in anderen Staaten den rückläufigen Konsumpart der Amerikaner übernehmen, das heißt weniger sparen und mehr konsumieren. Allerdings müssten die Konsumenten in anderen Ländern dann natürlich verstärkt amerikanische Produkte kaufen. Mit anderen Worten: das Leistungsbilanzdefizit der USA müsste ausgeglichen werden.
Die USA müssten im Umkehrschluss schließlich vom Netto-Importeur zum Netto-Exporteur werden.
Wie wahrscheinlich das ist? Tja, man wird sehen...ein schwächerer US-Dollar wäre hier äußerst hilfreich für die Amerikaner. (und nebenbei natürlich auch ein nicht allzu günstiger chinesischer Yuan).
So long liebe Leser....ob die USA wirklich zum Netto-Exporteur werden können, halte ich für fraglich...das käme schon einer massiven Kehrtwendung der US-Wirtschaft und -Gesellschaft gleich...aber ich kann mir zumindest vorstellen, dass dieses Szenario durchaus eines der Traumszenarien für die US-Verantwortlichen ist...zudem darf man vor allem eines nicht vergessen: der Glaube versetzt bisweilen Berge....und ob mir das nun passt oder nicht, der Glaube an die US-Wirtschaft (oder auch das Vertrauen) hat zwar durchaus auch einen Knacks erlitten, ist allerdings nach wie vor hoch...dennoch, komme ich nicht umhin daran zu zweifeln, dass solch ein Vertrauen ewig hält...überlegen wir uns morgen noch, was passieren könnte, wenn das Vertrauen tatsächlich schwindet....liebe Grüße und noch einen schönen Abend, wünscht
Ihre Miriam Kraus
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