Erneut ein Blick auf Griechenland...
von Miriam Kraus
weil es ja doch immer aktuell bleibt und die Griechenland-Problematik, ebenso wie alles was da noch kommen mag, sowieso erst einmal kein Ende findet, wagen wir doch heute auch wieder einen Blick auf das Sorgenkind der Eurozone.
Also, Griechenland bekommt Hilfe, aber Merkel fordert erst einmal weitere Sparpläne
Es hat nicht gereicht, um den Markt zu beruhigen, dass die Griechen am Freitag ganz offiziell um Hilfe beim IWF und den EU-Partnern angefragt haben. Aber was wäre Papadreou auch anderes übrig geblieben, nachdem am Donnerstag bekannt wurde, dass Griechenlands Defizit mit 13,6% vom BIP in Wirklichkeit noch deutlich höher ist, als zuvor angenommen (Eurostat geht sogar davon aus, dass das Defizit auf über 14% steigen könnte). Nach derartigen (immer wiederkehrenden) Eröffnungen steigen die Renditen auf griechische Anleihen in luftige Höhen, während ebenso rasch auch noch der letzte Rest an Vertrauen verschwindet.
Aber, nun gut, Griechenland hat ja nun um Hilfe gebeten, sollte sich die Verunsicherung nun nicht bald legen?! Weit gefehlt, denn Deutschland reagiert zögerlich. Während EU-Kommission und IWF sich beeilen wollen (denn schließlich sollte bis zum 19.Mai eine Entscheidung über die Bürgschaften gefallen sein, da die Griechen bis dahin weitere 8,5 Milliarden Euro refinanzieren müssen), heißt es aus Deutschland, die Entscheidung werde erst fallen, wenn das 3-jährige IWF-Programm stehe. Kanzlerin Merkel verkündete, sie werde den Griechen erst helfen, wenn das Land weitere Sparpläne vorgelegt habe. Allerdings erwartet man eine Entscheidung innerhalb der nächsten Tage.
Weitere Sparpläne
Dass es weitere Auflagen geben würde, wenn IWF und EU einspringen, war eigentlich klar. Mit ein Grund, weshalb Papaconstantinou sich wohl lieber ohne IWF und EU refinanzieren würde. Nun ja, jetzt geht es darum, wie weitere Auflagen wohl aussehen werden und ob die Griechen diese jetzt endlich mal akzeptieren werden (oder lieber über die nächsten 10 Jahre dauerstreiken).
Es stehen auf dem Spiel: Währungsunion und Banken
Na ja, die Hilfe wird wohl schon noch rechtzeitig kommen, egal wie zerknirscht sich die Deutschen jetzt geben, denn schließlich stehen ja neben der Währungsunion, auch wieder die dämlichen Banken auf dem Spiel. Wer würde auch schon wieder eine neue Panik an den Finanzmärkten riskieren wollen?! Der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zufolge, sind Deutsche Banken mit bis zu 43 Milliarden Euro in Griechenland engagiert (allen voran natürlich die üblichen Verdächtigen: HRE, Commerzbank, auch die Postbank und andere). Frankreichs Banken haben rund 75 Milliarden Euro in Griechenland gesteckt. Und auch die Schweizer Banken haben mit 64 Milliarden ihre Finger in Griechenland. (Vielleicht sollte man auch mal bei der Schweiz um Hilfe betteln?! :-) Kleiner Scherz, die SNB versucht ja wenigstens schon ihr Mögliches um den Euro am Sinken zu hindern. Natürlich auch nicht aus Selbstlosigkeit, aber lassen wir das...)
Das Misstrauen bleibt
Trotzdem, das Misstrauen bleibt und es bleibt nicht nur in Griechenland. Es schwappt natürlich auch auf die anderen großen Schuldenmacher über. Allen voran Portugal, dann Spanien und Irland. Auch für die Anleihen dieser Länder steigen die Renditen und auch die Versicherungen gegenüber einem Zahlungsausfall dieser Länder werden teurer.
Ob jetzt allerdings ein 45-Milliarden-Euro-Kredit von IWF und EU schlagartig alle Probleme löst bleibt mehr als fraglich. Insbesondere, wenn es nicht gelingt, wieder ein gewisses Maß an Vertrauen in den gesamten Euro-Raum herzustellen. Natürlich hat Griechenland schon in ganz besonderer Weise seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt, doch die Gefahr, dass Griechenland nur das erste einer ganzen Reihe von Staaten ist, die das Vertrauen der Investoren verlieren, besteht nach wie vor. Dann aber würde aus der Finanzkrise eine ganz handfeste Staatenkrise entstehen, die, meiner Meinung nach, aber deutlich über die Grenzen Europas nach Westen hinaus schwappen müsste.
Na ja, ich weiß, dass das jetzt schon ein ordentlich pessimistisches Szenario ist. Hoffen wir also, dass es so weit gar nicht kommen wird. Dennoch muss ich gestehen (und wenn Sie Rohstoff-Daily schon ein paar Jahre lesen, dann wissen Sie das ja auch), dass ich schon seit einigen Jahren kein übermäßiges Vertrauen in so einige Staaten mehr aufbringen kann. Aber das ist nur meine persönliche Meinung und tut hier nichts zur Sache. Wenn Sie trotzdem meinen Rat hören wollen: es schadet nichts den Blick auf reale Vermögenswerte zu lenken. Mein Fokus fällt in diesem Zusammenhang immer wieder gerne auf das Gold und andere Edelmetalle (sowie Rohstoffe generell, Grund und Boden,und bestimmte Aktienmärkte und Anlageregionen).
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de