Sieben Trends und ein guter Rat
Wahrscheinlich wundern Sie sich über die folgende Aussage: Finanziell gesehen, ist die erste Maiwoche im Prinzip schon gelaufen. Doch allzu verwunderlich ist das nicht, wenn man allein beobachtet, wie schnell und mit welchem Aufwand das Griechenland-Rettungspaket unter Beteiligung aller wichtigen Regierungen und Institutionen geschnürt wird. Das bedeutet: kurzfristig Rettung um jeden Preis, aber damit verbunden Aufschub des Problems in die Zukunft, Zahlmeister Deutschland unter Beteiligung deutscher Steuerzahler schon bald und nach kleiner Pause Fortsetzung der globalen Trends (siehe unten).
Die Pause ergibt sich daraus, dass die auf schnelle Gewinne ausgerichteten Devisen-, Aktien-, Anleihen-, Edelmetall- und Rohstoffspekulanten ihre Erträge in die Scheuer fahren. Dagegen bleiben die Langfristanleger engagiert, sofern sie auf die richtigen Trends gesetzt haben. Diese Trends sind:
Verfall der Währungen, wobei die Anlagestrategen am liebsten Positionen gegen den US-Dollar aufbauen, auch wenn sie in den vergangenen Monaten zur Abwechslung im Euro ein Opfer gefunden haben (Griechenland lässt grüßen). Jetzt ist der Yen an der Reihe. Dagegen wird der Schweizer Franken im langfristigen Trend stark bleiben.
Verharren der Leitzinsen auf niedrigem Niveau bei anhaltender lockerer Geldpolitik weltweit, obwohl die internationale Schuldenorgie gerade jetzt eigentlich ein umfangreiches Bremsmanöver erfordern würde. Doch keine Notenbank der Welt will sich zuschulden kommen lassen, mit steigenden Zinsen womöglich eine Depression auszulösen.
Anleihen: Langläufer wegen der überall lauernden Gefahr, dass ein Land oder ein Unternehmen zahlungsunfähig werden könnte, mit Vorsicht zu genießen. Bei kurzen und zum Teil auch mittleren Laufzeiten sind Anleihen von Unternehmen mit soliden Bilanzen den Staatsanleihen vorzuziehen. Denn während Staaten ihre Schulden in den vergangenen Jahren nach oben getrieben haben, sind die meisten Unternehmen den entgegengesetzten Weg gegangen.
Aktien, vor allem solche mit hoher Dividendenrendite, werden von institutionellen Anlegern zunehmend a) als Alternative zu Anleihen angesehen, b) als Sachwerte interpretiert, die sogar im Fall einer Währungsreform ihren Wert erhalten. Wobei das Schwergewicht der Anlagen sich immer mehr zu den Schwellenländern verlagert, speziell zu den asiatischen. Für die Argumente a) und b) gilt natürlich der Vorbehalt, dass Verwerfungen an den Aktienmärkten häufiger vorkommen als bei Anleihen, dass also allemal mit Kursschwankungen zu rechnen ist.
Für Immobilien heißt es ebenso wie für Aktien: Es kommt auf die richtige Auswahl an. Um diese Binsenweisheit am Beispiel von Wohnimmobilien wenigstens etwas zu konkretisieren: Innenstädte von Gemeinden (nicht nur von Metropolen) mit gesunder Wirtschaftsstruktur sind auf Dauer am lukrativsten. An zweiter Stelle kommen die Speckgürtel drumherum, soweit die Innenstädte von ihnen aus leicht (am besten auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln) erreichbar sind. Problematisch ist dagegen, außer in touristisch erschlossenen Gegenden, das platte Land.
Rohstoffe sind eine heterogene Anlagegruppe, von Kupfer bis Kakao, von Zink bis Zucker, von für immer verbrauchten Rohstoffen wie Erdöl und Kohle bis zu nachwachsenden wie Holz und Baumwolle. Heterogen sind auch die Anlageinstrumente, wie Terminkontrakte, Optionen, Aktien, Immobilien, geschlossene oder ETC-Fonds. Es gibt nur ganz selten eine Phase, in der alle Rohstoffe demselben Trend folgen. Zumindest eines lässt sich vorhersagen: Solange Schwellenländer unter Führung von China so stark wie bisher weiter wachsen, werden die Rohstoffpreise per Saldo eher auf- als abwärts tendieren. Allerdings erfahrungsgemäß unter derartigen Schwankungen, dass nur Anleger mit extrem starken Nerven und viel Erfahrung etwas davon haben werden.
Die steigenden Preise von Gold und Silber spiegeln zwar vieles wider (zunehmende ETF-und zuletzt auch Zentralbanken-Nachfrage, nicht genug Angebot von Seiten der Minen, immer reichere Schwellenländer mit großer Affinität zu Edelmetallen – auch zu Platin und Palladium -, Inflationserwartungen, Krisenangst u.a.), aber in jüngster Zeit werden die Preise besonders von der Furcht um den Wert der Papierwährungen getrieben. Die von Griechenland ausgehende Euro-Krise ist dafür der beste Beweis. Gab es noch bis vor wenigen Monaten eine gewisse negative Korrelation zwischen Gold und Dollar, so ist daraus im Zuge der griechischen Krise eine negative Korrelation zwischen Gold und Euro geworden (deshalb zuletzt das Allzeithoch des Goldpreises in Euro, aber noch nicht wieder in Dollar). Das bedeutet unter dem Strich: Im Vergleich zum Gold – wie auch zum Silber - taugen beide Währungen nichts (was auf die meisten anderen Währungen ebenfalls zutrifft). Die Preise beider Edelmetalle können also noch lange nach oben marschieren, denn die internationale Schuldenorgie ist nicht mehr zu stoppen. Wundern Sie sich allerdings nicht, wenn die Edelmetallpreise in der ersten Maiwoche einen kleinen Dämpfer erhalten sollten, nachdem das Rettungspaket für Griechenland geschnürt ist. Falls es dazu kommt, dürfte das eine willkommene Gelegenheit zum Nachkaufen sein.
Wer sich bereits rechtzeitig in Edelmetallen und ggf. in ihren Papiervarianten engagiert hat, sollte unbedingt eine Tugend walten lassen, die im Zuge von anhaltenden Megatrends – wie bei Gold, Silber & Co. - eine herausragende Bedeutung hat: Geduld. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn man weiß ja nicht im Voraus, wie lange Geduld ratsam ist und ab wann sie zur Untugend wird - jeder noch so schöne Megatrend geht nämlich einmal zu Ende. Denken Sie nur an den Anfang 1980 abrupt ins Gegenteil verkehrten Aufwärtstrend der Edelmetalle und an die ein gutes Jahrzehnt später beendete Hausse japanischer Aktien. Aber keine Sorge, mit den Edelmetallen ist es längst noch nicht so weit, sodass Sie hier nur der Versuchung zu widerstehen brauchen, beim nächsten Preisgipfel Ihren ganzen Bestand zu verkaufen. Ein guter Rat: Widerstehen Sie ihr unbedingt, denn der Ärger über entgangene Gewinne einer lange gehaltenen und womöglich ins Herz geschlossenen Anlage wiegt erfahrungsgemäß so schwer, dass viele Anleger nach dem Verkauf einer anderen Versuchung erliegen: Bei immer höheren Preisen – dann womöglich auf dem Gipfel – erneut einzusteigen. Ein klassischer Fall von Anlagepsychose.
Manfred Gburek, 30. April 2010
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Quelle: » gburek.eu