Nützliches Ungeziefer
von Frank Meyer
(Kolumne aus den Lübecker Nachrichten)
Tauchen Schwierigkeiten auf, zaubern Politiker gerne Schuldige aus dem Hut. Sie machen Spekulanten als Ungeziefer aus und für die Misere in Europa verantwortlich. Sie zu entwaffnen, traut sich aber keiner – warum auch immer...
Dabei spielen Spekulanten eine wichtige Rolle im Markt, denn sie decken Missverhältnisse auf. Finden sie welche, greifen sie zu Waffen aus der Zauberschmiede der Finanzindustrie und schießen gierig los – oft übers Ziel hinaus. Neulich sind die „bösen Spekulanten“ über den griechischen Schlendrian gestolpert. Er lag ihnen ja förmlich im Weg.
Die Politik sah nichts, auch nicht die modernen Finanzwaffen, die sich jetzt gegen sie richten. Wird schon nichts passieren! Dabei sind Staaten und deren Politiker selbst längst zu Spekulanten geworden. Sie wetten permanent darauf, dass ihnen Finanzmärkte, Steuerzahler und Dummköpfe immer genügend Geld zur Verfügung stellen. Bei den Griechen ging das so schief, dass die Politik sogar Einlagen anderer Spekulanten beschützen will. Irre!
Doch wer ist dieses „Ungeziefer“? Die Großen davon sind Investmentbanken und Hedgefonds, oft mit Zugang zu billigen Krediten und Werkzeugen wie den Kreditversicherungen. Dabei wollen sie doch meist gar keine Kredite absichern, sondern nur „spielen“. Wäre es verwunderlich, wenn da selbst europäische, darunter auch staatlich gestützte Banken mitmachen? Spekulanten zwingen die Politik zum Handeln, während die Politik schimpft, statt den großen Playern ihre Spielzeuge wegzusperren und den kostenlosen Geldhahn abzudrehen. Und so kämpfen Spekulanten gegen Spekulanten – Ausgang offen.
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Quelle: » Frank-Meyer.eu
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